Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
aufgefunden?«
»Ja.«
»Das sieht nicht nach Zufall aus, oder?«
»Nein.«
»Die englischen Kollegen vermuten, dass es ein Mord unter alten Geschäftsfreunden der organisierten Kriminalität war. Mafiaähnliche Strukturen … Die Leute gehen besonders in Asien rigoros gegen schwarze Schafe vor. Cunningham hatte wohl einigengewaltig auf die Füße getreten und eine Menge Geld aus den Drogengeschäften unterschlagen.«
»Gut. Dann müssen wir jetzt die Verbindung zu Pogatetz und Karstensen herstellen. Waren die beiden denn länger in Thailand als während ihres Einsatzes nach der Flutkatastrophe?«
Freitag wühlte wieder in ihren Unterlagen. »Nein. Beide waren nur wenige Wochen vor Ort. Karstensen war noch zweimal zum Urlaub in Thailand, allerdings einige Zeit später und nur für jeweils eine Woche. Pogatetz war nie wieder in Thailand.«
»Da kann man doch kein Drogennetz aufbauen. So Leute wie Cunningham können das. Die eine Firma nutzen, um ihre Geschäfte zu tarnen, und immer wieder vor Ort sind. Aber doch nicht ein Bundeswehroffizier und ein Arzt.«
Alle ließen die Frage sacken und machten sich ihre Gedanken. Seeberg brachte einen weiteren Gedanken ein, den sie bisher noch nicht beleuchtet hatten.
»Und was hat es mit der Prostitution auf sich? Das klingt für mich schlüssiger und geht in unsere Richtung.«
Ammer suchte in seinen Unterlagen nach einer Erklärung dafür, fand aber nur wenige Informationen dazu.
»Das muss wohl in Thailand und nicht in Englandgewesen sein. Jedenfalls ist er nicht in England dafür angeklagt worden, sondern in Thailand.«
»Dann sollten wir da vielleicht noch mal nachfassen.«
»Prostitution in Thailand? Ich weiß nicht, Klaus.« Kohler schien nicht sehr überzeugt davon zu sein, dass diese Spur etwas bringen würde. »Denkst du wirklich, dass wir da wahnsinnige Erkenntnisse finden?«
»Wer weiß.«
»Wahrscheinlich ist er dort einer der vielen kleinen Zuhälter gewesen, die ein paar Mädels auf den Straßen Pattayas laufen haben. Aber okay, wir checken das.«
»Vielleicht steckt ja auch eine verschmähte Liebhaberin dahinter, vielleicht eine Exfreundin, vielleicht aber auch nur eine ehemalige Prostituierte, die auf Rache sinnt. Oder ihr Zuhälter.«
»Vielleicht.« Ammer nickte eifrig. Seine Nervosität schien sich immer noch nicht gelegt zu haben. Es gab also noch eine weitere Information. »Was ist hier los? Ihr verschweigt mir doch irgendwas. Reinhard nun sag schon!«
»Wir haben noch was anderes gefunden. Wir haben die Kreditkartenabrechnungen von Karstensens Konten checken lassen. Eine Sache ist uns dabei aufgefallen. Es gab regelmäßige Abbuchungen eines Escort-Service namens Paradies.«
»Er hat Nutten bestellt. Na und? Das wussten wir doch schon von seiner Frau.«
»Aber wir haben den Escort-Service genauer unter die Lupe genommen. Und wenn sich die Spur bestätigt, haben wir vielleicht unseren Täter.«
»Na, das ist doch eine prima Nachricht.«
»Wie man es nimmt. Rate mal, wer der Geschäftsführer des Unternehmens ist.«
Kohler kam zu Seeberg herüber und reichte ihm einen Auszug aus dem Handelsregister. Darauf stand nicht nur die Adresse des Unternehmens, sondern auch, wer als Geschäftsführer eingetragen war. Seeberg blickte auf. Als der Kommissar den Namen auf dem Papier las, durchfuhr ihn eine Welle von Zorn und Wut. Er versuchte sich zu kontrollieren und klar zu denken. Als er antwortete und seine Jacke nahm, sprach er mit mühsam beherrschter Stimme.
»Natürlich, das ergibt einen Sinn. Aber dass er ein Mörder ist …«
»Es ist besser, wenn ich mitkomme, Klaus.«
»Nein« wehrte Seeberg ab. »Das muss ich allein erledigen.«
25.
Schnaubend nahm Seeberg die letzten Stufen zur Tür hinauf. Er hätte es sich denken können, doch er hatte sich einlullen und abschrecken lassen. Wahrscheinlich hatte es daran gelegen, dass sein Verstand bei seinem letzten Besuch von Wut und alten Erinnerungen getrübt worden war. Diesmal würde er sich nicht mehr belügen und abwimmeln lassen. Er klingelte, wartete aber gar nicht erst auf Antwort, sondern hämmerte sogleich einige Male mit seiner Faust gegen die Tür.
»Aufmachen!«
Hinter der Tür näherten sich Schritte. Kurz darauf wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet. Jedoch versperrte eine Kette den weiteren Eintritt zur Wohnung.
»Was willst du, Klaus? Du bist hier nicht mehr willkommen.«
»Das interessiert mich einen Scheiß. Mach jetzt die Tür auf, oder ich trete sie
Weitere Kostenlose Bücher