Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
fünf Wochen für einen neuen Termin wiedersehen. Rufen Sie mich an.«
Seeberg nickte, steckte die Karte ein und verließ das Büro der Psychologin. Kaum, dass er das Ende des Gangs erreicht hatte, warf er die Karte in einen Mülleimer.
»Fünf Wochen«, sagte er lächelnd vor sich hin. »In fünf Wochen brauche ich keinen Termin mehr. Dann bin ich längst bei meiner Tochter.«
24.
Als der Kommissar wieder zurück im Büro war, konnte Ammer seine Ungeduld kaum mehr verbergen. Er schabte mit den Füßen unruhig über den Linoleumboden, wie ein kleiner Junge, der nach dem Essen darauf wartete, endlich hinaus zu seinen Freunden spielen gehen zu dürfen. Man konnte ihm ansehen, dass er etwas herausgefunden hatte. Aber er hatte sich an die Absprache gehalten und niemandem außer dem Team seine Informationen mitgeteilt.
»Und?«, fragte Julia Freitag neugierig.
»Was und?«, keifte Seeberg sie an.
»Wie war das Gespräch?«
»Wir haben lediglich Kaffee getrunken und uns unterhalten.«
»Ich meine, ob Sie wieder dienstfähig sind.«
»Ach so. Ja, ich denke schon. Zumindest hat sie mir nichts anderes gesagt.«
»Gratuliere.«
Der Kommissar machte eine abfällige Handbewegung, als sei ihm das nicht wirklich wichtig, und setzte sich an seinen Schreibtisch. Viel mehr interessierte ihn, was seine Kollegen in der Zwischenzeit herausgefunden hatten.
»Erzählen Sie mir lieber, ob die Kollegen im HauseKarstensen noch irgendwas Verwertbares herausgefunden haben.«
Freitag blies ihre Wangen auf und wühlte in einem Stoß Formulare. Nach kurzem Suchen zog sie eines der zahlreichen Blätter heraus.
»Also, wie wir vermutet haben, war der Laptop nicht mehr zu finden. Auch ansonsten befanden sich im Haus keine besonders relevanten Gegenstände oder Beweismittel, die uns weiterhelfen würden. Weder auf anderen Computern noch in irgendwelchen Unterlagen. Es scheint alles sauber zu sein. Möglicherweise hat er auch noch irgendwo ein Zimmer angemietet oder ein Atelier oder was weiß ich. … wir überprüfen das gerade. Aber bisher leider alles Fehlanzeige.«
»Verdammt. Gar nichts?«
»Tut mir leid. Das BKA blockt unsere Anfrage ab, dort Einsicht in die Computer zu erhalten. War ja klar.«
»Die Spur ist gut, das spüre ich …« Der Kommissar kratzte seinen Bart und schüttelte dabei enttäuscht seinen Kopf. »Ammer? Sagen Sie mir wenigstens, dass Sie etwas herausgefunden haben. Ich benötige ein Erfolgserlebnis.«
»Ja, Herr Seeberg, ich denke, ich habe da tatsächlich etwas. Die Kollegen von Scotland Yard waren sehr interessiert an unserem Fall. Es scheint sich tatsächlichum denselben Täter zu handeln. Aber nicht nur deswegen.«
»Sondern?«
»Weil Cunningham kein unbeschriebenes Blatt ist. Er hat ein Vorstrafenregister, das so lang wie die Themse ist. Unser Mister Cunningham war vorbestraft wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, Hehlerei und wegen Anstiftung zur Prostitution.«
»Ziemlich bunter Lebenswandel für einen Blumenhändler.«
»Die Kollegen waren ihm schon länger auf der Spur. Er betrieb seinen Blumenhandel Import/ Export als Deckmantel für allerlei Hehlerei. Dabei verschiffte er in seinen Pflanzencontainern Drogen aus Kambodscha und Thailand nach Großbritannien und Europa, bis die Polizei ihm endlich auf die Schliche kam. Wegen dieser Pflanzen schlugen die Spürhunde des Zolls nicht an. Das Zeug stank einfach so erbärmlich, dass es jeden anderen Geruch überlagerte.«
»Okay. Aber gibt es Hinweise darauf, dass er etwas mit unseren Fällen hier in Deutschland zu tun hat? Hängen Pogatetz und Karstensen da mit drin? Drogenhandel?«
»Die Namen sagten den Kollegen von Scotland Yard nichts. Aber zumindest scheint es möglich, dasssich die drei dort getroffen haben. Cunningham unterhielt eine Gärtnerei im Süden Thailands und war auch zu der Zeit dort, als unsere beiden Opfer vor Ort waren.«
»Im Süden Thailands«, dachte der Kommissar laut nach. »Das liegt doch ganz in der Nähe, wo unsere beiden Männer stationiert waren, oder?«
»So ist es.«
»Was ist aus Cunningham geworden? Hat er eingesessen?«
»Ja, das hat er. Nachdem man ihm den Drogenhandel nachgewiesen hatte, bekam er sechs Jahre, wurde allerdings wegen guter Führung bereits nach viereinhalb Jahren aus der Haft entlassen. Seine Firma war in der Zwischenzeit bankrottgegangen, und er versuchte seinen Blumenhandel wieder aufleben zu lassen, als er umgebracht wurde.«
»Er wurde in seinem Gewächshaus ermordet
Weitere Kostenlose Bücher