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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeno Diegelmann
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Raum. Es war neben dem günstig erworbenen Schlafsofa und einem Fernseher das letzte Möbelstück. Ansonsten war die Wohnung gähnend leer. Auf dem Parkett konnte man anhand heller Umrisse jedoch noch erkennen, wo zuvor einmal Couch und Tisch gestanden haben mussten. Ein glückliches Leben war zwischen diesen Wänden gelebt worden war.
    Seeberg hatte alles ausräumen lassen. Manches hatte er gespendet, einiges auf den Sperrmüll gestellt, das meiste hatte jedoch Helena mitgenommen. Lediglich die Einbauküche zog sich wie ein Relikt aus alter Zeit weiterhin unbeirrt an der Küchenwand entlang, und der alte Fernseher stand auf dem Boden des Wohnzimmers. Beide Gegenstände stammten aus einem anderen Leben. Seeberg schaltete den Fernseher ein, wo gerade eine amerikanische Krimiserie ausgestrahlt wurde. Nach einem neuerlichen Drücken der Fernbedienung zeigte ihm der Videotext, dass es kurz nach vier Uhr am Morgen war. Er schaltete den Fernseher wieder aus, strich sich durch das strähnige Haar und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    »Laura«, flüsterte er vor sich hin.
    Dann schwieg er wieder, blieb stumm auf dem Stuhl sitzen und starrte in seine dunkle Wohnung, bis gegen sechs Uhr der Verkehr vor seinem Haus langsam anschwoll.

3.
    Ammer saß hinter einer sorgsam gestapelten Sammlung von Akten. Direkt daneben hatte er seine Tasse abgestellt, auf deren Bodensatz Kaffeereste angetrocknet waren. Demnach war er schon einige Zeit früher gekommen. Das Büro des Abteilungsleiters war ebenso unscheinbar wie die meisten anderen Räume des Polizeipräsidiums. Auch wenn Kohler bereits seit mehr als zehn Jahren dem Kommissariat Kapitalverbrechen vorstand, ein opulenteres Büro wurde ihm nicht zugebilligt. Doch störten solche Nebensächlichkeiten Seebergs alten Kollegen wenig. Kohler war ein Ermittler mit Leib und Seele, wie man ihn nur noch selten in den Gängen des Polizeipräsidiums Osthessen antraf. In wenigen Monaten würde er jedoch seine Marke abgeben und in den wohlverdienten Ruhestand treten. Dann würde einer dieser ehrgeizigen, karrierebesessenen Kollegen aus seinem Schatten treten und seine Rolle übernehmen.
    »Morgen. Alle wach?«, fragte Seeberg in die Runde, als er in das Büro trat.
    Die junge Julia Freitag drehte sich auf ihrem Schreibtischstuhl herum und versuchte sich an einem Lächeln.
    »Nicht wirklich, aber das wäre ja auch das erste Mal. Ich habe jedenfalls kaum ein Auge zubekommen. Und zu allem Überfluss haben wir ein richtiges Problem, Kommissar. Unser Opfer ist ehemaliger Mitarbeiter des Bundeskriminalamts und nun außer Dienst.« Seeberg wusste, was das bedeutete. Eine Menge Telefonate über Zuständigkeiten und Behörden, die sich wahrscheinlich mit an den Fall hängen würden.
    »Sollen wir schon mit dem anfangen, was ich noch alles herausgefunden habe, oder warten wir auf Kohler?«, fragte Ammer in Seebergs Richtung und nestelte dabei ungeduldig an einer der Akten in seiner Hand. Noch bevor er die Antwort des Kommissars abgewartet hatte, stand er schon mit den Unterlagen mitten im Raum und streckte sie ihm entgegen. Doch Seeberg drehte sich von ihm ab und deutete auf einen leeren Schreibtisch direkt am Fenster.
    »Ist der Tisch noch frei?«
    »Ja«, antwortete Freitag. »Wir haben den Platz extra für Sie freigeräumt.
    »Gut. Danke.« Seeberg setzte sich. »Wir warten auf Kohler. Die paar Minuten werden Sie sicher auch noch aushalten, oder, Ammer?«
    Julia Freitag konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es dauerte nie lange, bis jeder Kollege die vordergründigste Charaktereigenschaft Ammers erkannte und davon genervt war. Just in diesem Moment schwang die Tür auf, und Kohler trat zu ihnen ins Büro. Er war nicht alleine gekommen. Hinter seinem Rücken schob sich der Vize-Polizeipräsident, Josef Bornemann, an ihm vorbei. Bornemann war nach Seebergs Meinung arrogant, besserwisserisch, eitel und ihm nie wohlgesinnt gewesen. Eine Einschätzung, die viele Kollegen des Präsidiums teilten.
    »Mein allerherzlichstes Beileid, Seeberg. Ich hatte bisher keine Möglichkeit, Ihnen das persönlich zu sagen. Aber wir standen alle unter Schock. Ihr Schicksal hat das gesamte Präsidium bis ins Mark erschüttert.«
    »Danke.«
    Bornemann ließ noch für zwei Sekunden seinen Beileidsblick wirken, dann schaltete er zurück auf Normalmodus. Er zeigte wieder sein affektiertes Dauergrinsen.
    »Nun verehrte Kollegen, wie mir Kohler berichtete, haben wir es vielleicht mit einem Serientäter zu tun, ist das

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