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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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einer anonymen Masse, sondern aus Vätern und Brüdern, Müttern und Schwestern, Töchtern und Söhnen. Jeder Verlust, jeder Tod würde eine schreckliche Leere hinterlassen. Wie konnte Rhosmari ihren kleinen Schülern gegenübertreten, wenn sie das wusste? Durfte sie es wirklich tatenlos geschehen lassen?
    Die Vorstellung war ihr unerträglich. Sie musste eine Möglichkeit finden, das Vorhaben der Mutter zu verhindern. Nur wie? Rhosmari besaß keinerlei Gewicht oder Einfluss und die Ältesten würden ihr nicht zuhören. Sie hatte nicht die Macht, eine Armee zurückzuhalten.
    Aber vielleicht kannte sie jemanden, der diese Macht besaß.
    Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie eilte zum Fenster und spähte nach draußen und über die Meerenge zu den benachbarten Inseln. Die meisten Buchten lagen im Dunkeln, doch hier und da schien wie ein ferner Stern ein Licht durch die Dunkelheit. Und wenn sie sich nicht irrte, gehörte eins davon Lord Gwylan und Lady Arianllys. Rhosmari beschloss zu handeln, bevor sie die Nerven verlor. Hastig schlüpfte sie in ihre Schuhe, wickelte sich ein Tuch um und sprang.

ZWEI

    »Tut mir leid, wenn ich störe«, sagte Rhosmari und fuhr sich mit der Hand über die vom Regen feuchten Haare. »Aber ich muss dringend mit Euch und Lord Gwylan sprechen.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, meine Liebe.« Lady Arianllys trat von der Tür zurück und ließ Rhosmari ein. Die schwarzen Haare fielen ihr ungekämmt über die Schultern und sie hatte Ringe unter den Augen, doch sah sie Rhosmari aufrichtig besorgt an. »Ich weiß doch, du wärst nicht gekommen, wenn es nicht wirklich dringend wäre.« Sie zog den Morgenmantel fester um sich und rief über die Schulter: »Gwylan?«
    Die Tür eines Zimmers ging knarrend auf und Garans Vater trat heraus. Er hatte anders als Garan einen kurz gestutzten Bart und dunkelblonde Haare, doch ansonsten ähnelte er seinem Sohn so sehr, dass die beiden hätten Zwillinge sein können. »Was ist?«, fragte er.
    Rhosmari hatte ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen, nicht einmal nach Garans Verschwinden. Etwas Schlimmes musste vorgefallen sein – aber jetzt war keine Zeit, danach zu fragen. »Ich muss Euch etwas Wichtiges sagen.« Rhosmari erklärte, warum sie gekommen war.
    »Ich weiß, dass meine Mutter nur das Beste will«, schloss sie, »aber ich kann nicht tatenlos zusehen, wie unserem Volk das zugefügt wird. Wenn also eine Möglichkeit besteht, dass Ihr es verhindert …«
    »Sei beruhigt, Rhosmari«, sagte Lady Arianllys. »Wir verstehen deine Ängste und teilen sie auch. Und doch …« Sie warf ihrem Mann einen Blick zu. »… fürchte ich, dass wir wenig tun können.«
    »Aber warum nicht?«, fragte Rhosmari. »Der Plan meiner Mutter ist noch nicht gebilligt worden. Lord Gwylan könnte doch gewiss mit den anderen Ältesten sprechen und …«
    »Dazu ist es zu spät.« Gwylans Stimme klang schwer. »Ab heute gehöre ich den zwölf Ältesten nicht mehr an.«
    Rhosmari stockte der Atem und sie brachte nur ein heiseres »Warum?« heraus.
    »Weil ich nach Meinung der Ältesten und des Volkes nicht mehr als Ältester tauge. Oder wie deine Mutter es ausgedrückt hat: Wie soll ich auf den Grünen Inseln für Recht und Ordnung sorgen, wenn ich nicht einmal meinen eigenen Sohn beaufsichtigen konnte?«
    Rhosmari trat mit weichen Knien einen Schritt zurück und sank auf einen Stuhl. Lord Gwylan war seit Langem die gemäßigtste Stimme im Rat und der einzige ihr bekannte Älteste, der den Mut hatte, Lady Celyn zu widersprechen. Kein Wunder, dass ihre Mutter beim Abendessen so zufrieden ausgesehen hatte, kein Wunder, dass sie glaubte, man werde ihren Plan billigen.
    »Doch machen wir deiner Mutter keine Vorwürfe«, sagte Lady Arianllys. »Sie hat nur getan, was sie im Interesse unseres Volkes für gut und richtig hält. Die Entscheidung der Ältesten war zwar schmerzhaft, aber nicht unerwartet. Gwylan und ich wussten, dass es so kommen würde, seit Garan die Gwerdonnau Llion verlassen hat.«
    »Aber das ist doch ungerecht«, rief Rhosmari. »Ihr habt ihm ja nicht geholfen. Und er hat Euch nichts gesagt … oder?«
    »Das brauchte er gar nicht«, sagte Gwylan. »Ich konnte es an seinem Gesicht ablesen, als wir, die Ältesten, Linde und Timothy mitteilten, dass wir ihnen die Zauberkraft, um die sie gebeten hatten, nicht geben würden. Ich sah meinen Sohn vor dem Podium stehen und wusste, dass er entschlossen war, den Stein zu nehmen und damit die von der

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