Rhosmari - Retterin der Feen
Herzenslust ein- und ausgehen?«, fragte Martin. »Und mit jeder beliebigen Fee sprechen, auch wenn sie nicht zu eurem Volk gehört?«
Rhosmari zögerte.
Martin lächelte schwach. »Das habe ich auch nicht geglaubt. Ihr Kinder des Rhys denkt vielleicht, ihr hättet alles, aber das Wichtigste fehlt euch – die Freiheit. Ihr redet davon, dass Rhys euch mit seinem Stein vor der Knechtschaft gerettet hat, aber mir scheint, ihr habt nur eine Form der Sklaverei gegen eine andere eingetauscht. Eure Ältesten kennen zwar nicht eure wahren Namen, aber sie herrschen doch so absolut über euch wie die Kaiserin über uns.«
»Das stimmt nicht«, protestierte Rhosmari, aber es klang nicht einmal für ihre Ohren überzeugend, und ihr fiel nichts ein, was sie noch hätte sagen können.
»Ich höre übrigens nicht zum ersten Mal von deinem Volk«, sagte Martin. »Warum, glaubst du, bin ich überhaupt nach Wales gekommen? Weil ich dachte, wenn ich die Kinder des Rhys finde, könnten sie mir vielleicht Zuflucht vor der Kaiserin geben.«
Die Nachricht von Lindes und Timothys Reise zu den Grünen Inseln hatte sich unter den Festlandsfeen also herumgesprochen, und es war in etwa bekannt, wo die Kinder des Rhys lebten. Rhosmari ballte die Fäuste auf ihrem Schoß. Wann würde die Kaiserin es auch erfahren? Oder hatte sie Llinos bereits verhört und wusste alles?
»Aber nach dem, was du mir erzählt hast, bin ich hier wahrscheinlich besser dran«, fuhr Martin fort. »Und dein Verlobter – «, er klang ein wenig verächtlich, » – hat das ja offenbar auch geglaubt, sonst hätte er die Grünen Inseln nicht verlassen und sich den Rebellen angeschlossen.«
»Aber du musst doch verstehen, dass Garan damit bei uns große Unruhe ausgelöst hat? Und dass wir den Stein genauso brauchen?«
Martin antwortete nicht gleich und sein Blick war abwesend. »Mich betrifft das nicht«, sagte er schließlich. »Ich bin schon frei. Besprich das mit den Rebellen, wenn wir sie finden.«
Martin versuchte also nicht, sie zum Umkehren zu überreden. Rhosmari atmete aus und ihre Anspannung ließ nach. Wenn sie gewusst hätte, dass alles so einfach sein würde, hätte sie schon vor Tagen mit Martin gesprochen.
»Aber du musst schlafen«, sagte Martin. Er wollte aufstehen, doch Rhosmari drückte ihm die Hand auf die Brust. Seine Haut fühlte sich heiß an, womöglich hatte er Fieber – andererseits war sie auch selbst ziemlich erhitzt.
»Bleib liegen«, sagte sie. »Du bist noch geschwächt und brauchst das Bett dringender als ich. Ich sitze hier und halte Wache, während du schläfst.«
Martin runzelte die Stirn, als wollte er protestieren. Doch dann nahm er Rhosmaris Hand auf seiner Brust, führte sie an seinen Mund und küsste sie. »Zu Befehl, meine Löwin«, sagte er und schloss die Augen.
Als Rhosmari am folgenden Morgen aufwachte, schien ihr die Sonne ins Gesicht. Hastig stand sie auf – und wäre fast gestürzt. Ihr Fuß war eingeschlafen. Sie humpelte zum Fenster, stützte sich auf den Sims und bewegte die Zehen hin und her, um das Kribbeln im Bein loszuwerden.
»Entschuldigung«, flüsterte sie, denn Martin hatte die Augen geöffnet und blickte sie schläfrig an. »Ich wollte dich nicht wecken.« Und auch nicht einschlafen, denn sie hatte doch versprochen, Wache zu halten. Hoffentlich hatte Martin es nicht bemerkt.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.« Er setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. »Ich habe genug geschlafen. Wir sollten aufbrechen.«
Er war wieder bei Kräften und bewegte sich nicht mehr so steif. Mit einem Ruck seines gesunden Arms zog er das obere Laken vom Bett und verwandelte es in ein langärmeliges Hemd. Vorsichtig schob er den bandagierten Arm in einen Ärmel. »Als Byrne sich gestern über mich lustig machte, hat er noch eine andere Bemerkung fallen lassen, dass er nämlich wüsste, wo die Rebellen sich aufhielten. Und ich bin ich ziemlich sicher, dass ich weiß, welchen Ort er meinte.«
»Welchen?«, fragte Rhosmari.
»Waverley Hall im Süden von London. Es gehört den Menschen, aber in der Nähe liegt ein Wäldchen, in dem die Rebellen gut campieren könnten.« Martin schlüpfte mit einiger Mühe auch in den anderen Ärmel und begann das Hemd zuzuknöpfen. »Ich weiß, es ist riskant. Es könnte sogar eine Falle sein. Aber ich finde, wir sollten dem Hinweis nachgehen.«
Ob die Rebellen so leicht zu finden waren? Nach tagelanger erfolgloser Suche und Flucht vor den Schwarzen Flügeln wollte
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