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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Martin verwandelte sich ächzend wieder in eine Fee. Er trug eine Hose, aber weder Hemd noch Jacke, und die Wunde an seiner Schulter blutete heftig. Rhosmari schlug die Hände vor den Mund.
    »Steh nicht herum«, sagte Martin schwach und gereizt. »Ich kann mich nicht selber heilen.«
    »Ich kann dich auch nicht heilen«, sagte Rhosmari zitternd. Sie hatte seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr so viel Blut gesehen und der warme metallische Geruch verursachte ihr ein flaues Gefühl im Magen. Sie hatte kein Talent zum magischen Heilen, selbst wenn sie den Mut dazu aufgebracht hätte.
    »Wasser«, befahl Martin ihr ausdruckslos. Er drückte die Hand an die Schulter. »Seife, Verbandszeug, los.«
    Rhosmari eilte gehorsam zu dem kleinen Waschbecken. Sie goss Martin nach seinen Anweisungen einige Becher Wasser über die Schulter und betupfte die Wunde mit einem seifigen Lappen, bis sie einigermaßen sauber aussah. Dann zog sie das Kopfkissen ab, riss den Bezug in Streifen und verband den tiefen Schnitt mit mehreren Lagen Stoff. Die Blutung hatte inzwischen etwas nachgelassen.
    »Gut«, sagte Martin. Er drehte sich vorsichtig auf seine gute Seite und blieb so liegen. Man sieht Feen ihr Alter gewöhnlich nicht an, aber mit seinem schmerzverzerrten Gesicht sah er aus wie ein vierzigjähriger Mensch. Rhosmari zog sich einen Stuhl ans Bett.
    »Du hättest das nicht tun sollen«, flüsterte sie. »Byrne hätte dich töten können.«
    »Ha«, lachte Martin, aber es klang schwach. »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Wegfliegen und dich deinem Schicksal überlassen?«
    »Zum Beispiel.« Einen schrecklichen Moment lang hatte sie ja tatsächlich geglaubt, dass er das tun würde. Erst als der Bindezauber, mit dem er sie gefesselt hatte, sich aufgelöst hatte, hatte sie begriffen, dass er nur eine List gewesen war, um die Schwarzen Flügel glauben zu machen, sie sei hilflos … und dass Martin sein Leben riskiert hatte, um ihr die Flucht zu ermöglichen.
    Martin erwiderte ihren Blick erschöpft, aber fest. »Nein«, sagte er, »das hätte ich nicht fertiggebracht.«
    Rhosmari blickte auf ihre Finger hinunter, die sie auf ihrem Schoß unaufhörlich knetete. »Es … war falsch von mir, dir nicht zu vertrauen«, sagte sie. »Ich hatte Angst …« Sie brach ab und holte tief Luft. »Ich hatte vor vielem Angst. Aber ich glaube, du hast ein Recht darauf zu wissen, wer ich bin.«
    Martin sah sie nur schweigend an. Er schien nahe daran einzuschlafen. Blut sickerte durch seinen Schulterverband und färbte den weißen Stoff dunkelrot. Rhosmari musste wegsehen, bevor sie weitersprechen konnte. »Du hast gefragt, aus welcher Feenwelt ich komme. Meine Heimat ist ein Land, das wir die Gwerdonnau Llion nennen, die Grünen Inseln des Meeres … und mein Volk sind die Kinder des Rhys.«

SIEBEN

    Als Rhosmari mit Erzählen fertig war, schwieg Martin so lange, dass sie schon fürchtete, er sei eingeschlafen. Doch dann sagte er: »Dein Volk kennt den Krieg also nicht. Gilt das auch für ältesten Kinder des Rhys?«
    »Für alle, die heute leben«, erklärte Rhosmari. »Die ersten Generationen unseres Volkes bestanden noch aus Kriegern, aber ihre Häuptlinge missbrauchten die wahren Namen, die die Krieger ihnen geschenkt hatten …«
    »Moment mal, sie haben den Häuptlingen ihre Namen geschenkt?« Martin sah Rhosmari ungläubig an. »Wie kann man so naiv sein?«
    »Sie wollten treue Untertanen sein«, verteidigte Rhosmari sich, obwohl sie Martin tief im Innersten zustimmte. »Es galt damals als Beleidigung und Feigheit, wenn eine Fee, die ihrem Herrscher Treue schwur, ihm nicht ihren wahren Namen schenkte. Der Name galt als Beweis ihrer Ergebenheit und ihres Glaubens an die Tugenden ihres Herrn. Doch dann wurden die Häuptlinge immer machtgieriger und zwangen ihre Untertanen dazu, ständig Krieg zu führen, und aus dem Geschenk wurde ein Fluch.«
    »Bis dieser Rhys mit seinem Namensstein auftauchte und das Volk an einen verzauberten Ort führte, an dem die Häuptlinge es nicht finden konnten«, sagte Martin. »Geschickt. Wie lebt es sich denn auf diesen Inseln? Bestimmt friedlich, aber auch ein wenig langweilig.«
    »Überhaupt nicht«, widersprach Rhosmari. »Wir haben so viel zu tun wie die Feen auf dem Festland. Wir arbeiten, spielen und lernen und wir heiraten und ziehen Kinder auf. Und wenn wir etwas brauchen, besuchen wir die Welt der Menschen und tauschen bei ihnen ein, was uns an Gütern oder Wissen fehlt.«
    »Ihr könnt dort also nach

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