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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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außen. Doch auch hier waren wie schon im Garten Spuren der Vernachlässigung zu sehen. Auf den Spiegeln lag Staub und über den Marmorboden zogen sich schmutzige Streifen. Sie durchquerten die Eingangshalle und gingen durch einen breiten Gang, der zum Fuß einer Treppe führte. Zu hören war nur das gedämpfte Echo ihrer Schritte.
    »Oben im Arbeitszimmer«, sagte die Frau. »Die erste Doppeltür rechts.«
    Rhosmari warf Martin einen Blick zu, und Martin nickte. Sie sollte vorausgehen. Offenbar fürchtete er immer noch, er könnte nicht willkommen sein. Sie dagegen brauchte das nicht zu fürchten – erst recht nicht, wenn Garan hier war, was sie inständig hoffte. Sie holte tief Luft, legte die Hand auf das Treppengeländer und begann hinaufzusteigen.
    An der Wand neben der Treppe hingen Porträts. Sie zeigten vornehm gekleidete Männer, zweifellos die früheren Bewohner des Hauses. Jedes Bild trug ein Messingschild und Rhosmari las im Vorbeigehen unwillkürlich die darauf eingravierten Namen: George Waverley, James Waverley, Philip Waverley …
    Verwirrt blieb sie stehen. Philip Waverleys Porträt hatte einen Moment lang geflimmert, als liege ein nicht ganz geglückter Illusionszauber darüber. Doch als sie den Rahmen berührte, fühlte er sich fest an und keineswegs wie eine Illusion …
    »Weiter«, sagte Martin hinter ihr ungeduldig. Hastig stieg Rhosmari vollends hinauf und ging einen Gang entlang, der zu zwei prächtigen Doppeltüren führte. Die auf der rechten Seite stand einladend einen Spalt offen. Rhosmari drückte dagegen und trat ein.
    Sie blickte in ein düsteres, luxuriös eingerichtetes Zimmer mit Mahagonimöbeln und weinroten Brokatvorhängen an den Fenstern. In der Mitte stand ein gewaltiger Schreibtisch mit einem Lehnsessel dahinter. Auf dem Sessel saß eine zartgliedrige Fee mit honigblonden Locken und stahlblauen Augen, im Dunkel rechts und links von ihr standen …
    Nein!
    In Panik versuchte Rhosmari sich das Wäldchen hinter dem Haus vorzustellen, um dorthin zu springen. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren und ihr Körper wollte sich nicht von seiner Masse lösen. Sie unterdrückte einen Schrei und wandte sich zur Flucht.
    Martin hielt sie fest, noch bevor sie einen zweiten Schritt tun konnte. Mit einem Fingerschnippen zauberte er die Tür hinter ihnen zu, dann drehte er Rhosmari mit seinem gesunden Arm um, sodass sie wieder die Kaiserin und die Schwarzen Flügel ansehen musste.
    »Wie Ihr seht, habe ich unsere Wette gewonnen, Majestät«, sagte er.
    »Das hast du in der Tat.« Anerkennend ließ die Kaiserin den Blick über Rhosmari wandern. »Kompliment. Heile ihn, Byrne.«
    Widerstrebend trat der kleinere der Rabenbrüder um den Schreibtisch auf Martin zu und schlug ihm mit der Hand auf die Schulter. Er tat es so heftig, dass Martin unwillkürlich die Zähne zusammenbiss und zischend ausatmete. Doch als Byrne die Hand wieder wegnahm, kehrte die Farbe in Martins Gesicht zurück. Er schwang den geheilten Arm im Kreis, bedankte sich mit einer ironischen Verbeugung bei Byrne, wandte sich der Kaiserin zu und verbeugte sich noch einmal.
    »Bitte entschuldige diese Unannehmlichkeit«, murmelte er Rhosmari ins Ohr. »Aber ich musste zwischen meiner und deiner Freiheit wählen und du verstehst bestimmt, welche mir wichtiger ist.«
    Rhosmari konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen. Er hatte ihr vorgeworfen, sie urteile ungerecht über ihn und vertraue ihm nicht … dabei hatte er sie die ganze Zeit betrogen. Stimmte überhaupt etwas von dem, was er ihr über sich erzählt hatte? Oder hatte er ihr die ganze Zeit nur eine Rolle vorgespielt?
    »Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen«, sagte die Kaiserin mit einer seidenweichen Stimme. »Ich weiß, dass wir über vieles reden müssen. Bitte wehre dich nicht – du tust dir nur selber weh und du kannst nirgendwohin fliehen.« Sie erhob sich unter lautem Rascheln ihrer seidenen Robe, trat zu Rhosmari, die immer noch von Martin festgehalten wurde und angefangen hatte zu zittern, und zog aus einem Futteral an ihrer Hüfte einen kleinen Dolch.
    »Du wirst kaum etwas spüren«, sagte sie.

ACHT

    »Bleibst du zum Abendessen, Martin?«, fragte die Kaiserin, während sie den Dolch einsteckte und zu ihrem Sessel zurückkehrte. »Oder wenigstens zum Tee? Dafür hast du doch wohl Zeit? Wir müssen doch unseren Erfolg feiern.«
    »Eure Majestät sind zu gütig«, erwiderte Martin, »aber ich habe … andere Verpflichtungen.« Er wich dem anklagenden Blick

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