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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Rhosmaris aus und beachtete auch die blutende Hand nicht, die sie an die Brust gedrückt hielt. »Ich bitte Euch, mich zu entschuldigen.«
    »Martin«, sagte die Kaiserin immer noch freundlich, aber mit einem schärferen Unterton, »ich wünsche dir viel Vergnügen mit deiner neuen Freiheit. Aber du wirst wahrscheinlich feststellen, dass sie dir weniger Befriedigung verschafft, als du erwartet hast.«
    »Dieses Risiko gehe ich ein, Majestät.« Martin verbeugte sich ein letztes Mal und verschwand.
    Rhosmari stand allein auf dem Teppich, das Gesicht der Kaiserin zugewandt. Ihr Herz klopfte so heftig, als wollte es ihr aus der Brust springen. Doch dann dachte sie daran, dass sie die Tochter von Lady Celyn war, straffte sich und hob stolz den Kopf, obwohl ihr die Knie unter dem langen Rock zitterten.
    »Ach Kind.« Die Stirn der Kaiserin glättete sich wieder. »Das Schlimmste ist überstanden, das versichere ich dir. Jetzt bist du in Sicherheit.«
    »In Sicherheit?« Rhosmari musste sich zwingen zu sprechen. »Inwiefern?«
    »Weil du bei mir bist«, erklärte die Kaiserin. »Dieses Anwesen ist nach allen Seiten geschützt und kein Feind kann sich ihm nähern, ohne dass ich es weiß. Du bekommst ein bequemes Bett zum Schlafen, neue Kleider und Essen, das nicht besser sein könnte – unsere Gastgeberin Sarah ist eine wunderbare Köchin. Und ich freue mich über deine Gesellschaft, denn die Tage, an denen meine treuen Gefolgsleute unterwegs sind, sind lang und einsam.« Sie blickte mit einem Lächeln von einem Schwarzen Flügel zum anderen. »Ich wollte schon so lange mit einem der legendären Kinder des Rhys sprechen. Corbin, bring einen Stuhl für unseren Gast – Rhosmari, nicht wahr?«
    Die Kaiserin kannte auch Rhosmaris wahren Namen, ein Geheimnis, das so kostbar war, dass Rhosmari es noch nie laut ausgesprochen, geschweige denn einer anderen Person anvertraut hatte. Jetzt konnte die Kaiserin sie in Gedanken rufen und zwingen, alles zu tun, was sie wollte. Dagegen schien sie nicht alles über Rhosmari zu wissen – zumindest noch nicht. Rhosmari biss sich auf die trockenen Lippen, setzte sich auf den Sessel, den Corbin ihr hingestellt hatte, und zwang sich, ruhig zu bleiben. Vielleicht konnte sie wenigstens verhindern, dass die Kaiserin allzu viel über die Grünen Inseln erfuhr, indem sie ihr nur kurz und vage antwortete.
    »Ihr könnt jetzt gehen«, sagte die Kaiserin zu den beiden Schwarzen Flügeln. »Wir sehen uns zum Abendessen.« Sie hob die Hand und die Zwillinge beugten sich nacheinander darüber, küssten sie und verschwanden.
    »Es tut mir leid, dass ich dir nicht so viel Freiheit geben kann wie Corbin und Byrne«, sagte die Kaiserin. »Ich kann dich erst gehen lassen, wenn ich sicher weiß, dass du keine Bedrohung für mich darstellst. Also …« Sie verschränkte die Hände und legte das Kinn darauf. »Du darfst innerhalb der Grenzen dieses Anwesens keine Magie anwenden, es sei denn, ich erlaube es dir. Des Weiteren darfst du durch keine Außentür des Hauses treten und auch nicht aus einem Fenster klettern oder das Haus auf einem anderen Weg verlassen, es sei denn, ich erlaube es.«
    Rhosmari hatte bisher geglaubt, von der Kaiserin beherrscht zu werden käme einer Art schrecklichen Leere und Unwissenheit gleich. Sie hatte erwartet, dass sie jedes Empfinden für richtig und falsch verlieren und nur noch wünschen würde, zu tun, was man ihr auftrug. Aber das stimmte keineswegs. Sie hatte genau dieselben Gefühle wie bisher, doch wenn die Kaiserin ihr etwas befahl, musste sie ihr gehorchen.
    Und das war im Grunde noch schlimmer.
    »So«, sagte die Kaiserin. »Hast du Durst? Wenn du willst, soll Sarah uns Limonade bringen.«
    So fing es also an, das lange, qualvolle Verhör, in dem man ihr die Antworten gewaltsam aus der Nase ziehen würde. Die Kaiserin mochte glauben, sie könnte Rhosmaris Misstrauen mit ihrer Freundlichkeit einschläfern, aber Rhosmari würde nie vergessen, was Linde und Timothy über sie gesagt hatten.
    »Wie ängstlich du mich ansiehst!« Die Kaiserin runzelte besorgt die Stirn. »Findest du mich wirklich so schrecklich? Ich versichere dir, ich bin es nicht. Grausamkeit macht mir keine Freude und ich verabscheue Gewalt.«
    »Aber Ihr nehmt den Feen ihre Namen weg«, sagte Rhosmari gepresst. »Und Ihr zwingt sie, Euren Befehlen zu gehorchen. Das ist doch schrecklich.«
    Die Kaiserin seufzte. »Zugegeben«, sagte sie, »das mache ich. Aber ich habe mir oft gewünscht, es gäbe eine

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