Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
im Rollstuhl sitzt, aber es scheint ihn nicht weiter zu behindern …«
    Während sie sprach, wanderte Rhosmaris Blick zur unteren Ecke des Porträts, in die der Künstler seinen Namen geschrieben hatte. »Doch, es ist sehr schön«, sagte sie und ging.
    Aber den restlichen Nachmittag und Abend nagte das Gefühl an ihr, etwas Wichtiges übersehen zu haben. Erst gegen Mitternacht, als sie im Schein des Vollmonds schlaflos und mit offenen Augen im Bett lag, fiel ihr die Signatur am unteren Rand des Porträts wieder ein. P. McCormick.
    Paul McCormick, Timothys Cousin und der Mann von Peri, die einst eine Fee namens Klinge gewesen war …
    Und ihr Haus hieß Oakhaven, weil in seinem Garten die Eiche stand.
    Rhosmari setzte sich auf, packte die Matratze mit den Händen, dachte fieberhaft nach und stellte Verbindungen her. Paul McCormick, Isadora, die beschützt werden musste, Sarah, die über ihre hohe Lebensmittelrechnung klagte …
    Aufregung erfasste sie und sie verspürte mit einem Mal neue Kraft. Sie sprang aus dem Bett, eilte zum Schreibtisch und knipste die kleine Lampe darüber an. Dann nahm sie ein Blatt Papier und begann zu schreiben.
    Rhosmari, Tochter der Celyn, übersendet Paul und Peri McCormick und dem Eichenvolk, das hinter ihrem Haus wohnt, Grüße im Namen des Rhys und der großen Gärtnerin. Die Kaiserin hat mich gefangen und hier in Waverley Hall eingesperrt, zusammen mit der Besitzerin des Hauses, Sarah …
    Obwohl ihr vor Aufregung das Blut in den Ohren sauste, wusste sie, dass sie jetzt nichts überstürzen durfte. Sie musste den Rebellen genau erklären, was sie zu tun hatten. Zuerst würden sie auf den Abwehrzauber treffen, mit dem die Kaiserin das Haus umgeben hatte und der Alarm auslöste, sobald eine Fee oder ein Mensch die Grundstücksgrenze überquerte. Zwar verbrachte die Kaiserin die meiste Zeit allein in Waverley Hall, aber mindestens einer oder zwei ihrer Anführer und außerdem eine größere Anzahl geringerer Diener befanden sich stets in Rufweite. Die Rebellen mussten also unbedingt den Zauber unschädlich machen, bevor sie sich dem Haus näherten, sonst würde es zu einem erbitterten Kampf kommen.
    Und selbst wenn sie sich dem Haus unentdeckt nähern konnten – Rhosmaris Stift verharrte über dem Papier –, konnte doch keine Fee Waverley House ohne Einladung betreten. Und solange die Kaiserin dort noch residierte, waren die einzigen Gäste, die Sarah hereinbitten durfte, die der Kaiserin …
    Aber wenn Rhosmari sich nur ausmalte, wie ihr Plan schiefgehen konnte, würde sie nie den Mut aufbringen, den Brief zu Ende zu schreiben. Also schrieb sie weiter, eine Zeile nach der anderen, bis sie zwei Seiten mit ihrer präzisen Gelehrtenschrift gefüllt hatte. Sie fertigte eine grobe Skizze des Inneren von Waverley Hall an. Darauf waren ihr Zimmer und das von Sarah eingezeichnet, außerdem das Arbeitszimmer und das Schlafzimmer der Kaiserin. Dann schloss sie:
    Ich soll der Kaiserin helfen, die Grünen Inseln zu überfallen und zu erobern. Sollte es ihr gelingen, auch noch die Kinder des Rhys ihrer Armee einzugliedern, habt ihr gegen sie keine Chance mehr. Ich fordere euch deshalb dringend auf, um unser aller willen so schnell wie möglich zu kommen.
    Rhosmari las den fertigen Brief noch einmal durch, aus Angst, sie könnte etwas vergessen haben – aber nein, sie hatte an alles gedacht. Aufgeregt unterschrieb sie, faltete die Blätter zusammen und steckte sie in die Schachtel mit den unbenutzten Briefumschlägen. Dort würde niemand sie finden.
    Jetzt brauchte sie nur noch auf den folgenden Morgen zu warten.
    Beim ersten Schein der Dämmerung durch die Vorhänge wachte Rhosmari auf, bereit, ihren Plan ins Werk zu setzen. Ihr Herz klopfte, als sie die Zimmertür öffnete, und sie trat mit einem Gefühl auf den Flur hinaus, als gehe sie zu ihrer eigenen Beerdigung. Den belastenden Brief hatte sie in den Rocksaum gesteckt, wo ihn ein flüchtiger Betrachter nicht sehen würde. Wenn die Kaiserin allerdings Verdacht schöpfte, war sie trotzdem verloren. Sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um ruhig, als habe sie es überhaupt nicht eilig, am Arbeitszimmer vorbei- und die Treppe hinunterzugehen.
    Zum Glück war die Kaiserin offenbar beschäftigt. Rhosmari gelangte jedenfalls unbehelligt zum Fuß der Treppe, und danach war es ein Leichtes, Sarah in der Küche zu finden, wo sie das Frühstück zubereitete.
    »Sarah«, sagte sie atemlos, »ich weiß, wie wir Isadora an einen Ort schaffen

Weitere Kostenlose Bücher