Rhosmari - Retterin der Feen
zerknittert und zerrissen. Rhosmari schüttelte den Kopf und wich vor ihm zurück.
»Immer noch so empört, Rhosmari? Ich dachte, du würdest dich freuen, ihn als Gefangenen zu sehen. Schließlich hat er es verdient.« Veronica versetzte Martin einen Stoß gegen die Schulter und er stieg die Treppe weiter hinauf. Rhosmari trat zur Seite, um die beiden durchzulassen. »Stell dir vor«, fügte Veronica mit vertraulich gesenkter Stimme hinzu, »auf wie viele Arten du ihn für das, was er dir angetan hat, bestrafen könntest! Ich an deiner Stelle würde dafür sorgen, dass er um Gnade winselt.«
Sie schnippte mit dem Finger und Martin wandte sich Rhosmari zu und fiel vor ihr auf die Knie. »Nein«, sagte Rhosmari und drückte sich mit dem Rücken an die Wand. »Mach das nicht.«
»Veronica«, rief die Kaiserin von der Tür ihres Arbeitszimmers, »hör auf, mit Martin zu spielen, und komm. Du auch, Rhosmari.« Sie gingen alle in das Zimmer. Dort wandte die Kaiserin sich an Veronica. »Lass Martin los«, befahl sie.
Veronica fuhr mit der Hand über Martins Gesicht und in seinen leeren Blick trat ein wütendes Funkeln. »Ihr habt Euch nicht an unsere Abmachung gehalten«, schimpfte er. »Wir hatten vereinbart …«
»Wir hatten vereinbart, dass ich dich gehen lasse, wenn du mir ein Kind des Rhys bringst. Ich war auch wirklich neugierig, wie du das schaffen wolltest, deshalb war ich einverstanden.« Die Kaiserin blieb hinter ihrem Sessel stehen und legte den Arm leicht auf die hohe Lehne. »Aber du hast mich enttäuscht, Martin. Statt die Aufgabe allein zu bewältigen, hast du dir von den Schwarzen Flügeln helfen lassen. Und da das wiederum ohne meine Erlaubnis nicht möglich gewesen wäre, bin ich an Rhosmaris Festnahme genauso beteiligt wie du.«
Martin kniff die Augen zusammen. »Ihr habt nie gesagt, dass ich es allein schaffen müsste.«
»Und du hast nie von Helfern gesprochen«, gab die Kaiserin zurück. »Es war also eher großzügig von mir, dich so lange frei herumlaufen zu lassen. Aber ich habe dich nicht deshalb herbringen lassen.«
Sie trat vor ihn und nahm sein Kinn in die Hand wie eine Mutter, die ein uneinsichtiges Kind tadelt. »Mir ist einiges über dich zu Ohren gekommen, das mir überhaupt nicht gefällt, Martin. Habe ich dich nicht davor gewarnt, zu viel Zeit mit den Menschen zu verbringen? Wie konntest du glauben, ich würde das zulassen, ob du nun mein Diener bist oder nicht?«
»Eine Rolle spielen zu können ist sehr nützlich«, erklärte Martin äußerlich gefasst, aber Rhosmari spürte seine unterschwellige Angst. »Und nur die Menschen haben diese Fähigkeit.«
»Zugegeben«, nickte die Kaiserin. »Ich habe oft selbst davon Gebrauch gemacht. Aber ich habe es, um mir diese Fähigkeit zu beschaffen, nie für notwendig gehalten, mich mit Menschen anzufreunden oder sie gar als gleichwertig zu betrachten. Du hast anscheinend vergessen, wer du bist, und wenn ich Maßnahmen ergreifen muss, dass das nicht wieder vorkommt, bin ich dazu bereit.«
Sie nickte Veronica zu, die sich offenbar entlassen fühlte und mit einem Sprung verschwand. Rhosmari, Martin und die Kaiserin blieben allein zurück. Die Kaiserin ließ Martins Kinn los. »Unter gewöhnlichen Umständen wäre die Strafe für deinen Ungehorsam der Tod«, fuhr sie fort. Doch du hast mir in der Vergangenheit gute Dienste geleistet, deshalb will ich gnädig sein.« Sie zog ihren Dolch. »Gib mir deine Hand.«
»Wartet.« In Martins Wange zuckte ein Muskel. Er schien einer Panik nah. »Ihr müsst das nicht tun. Ich kann Euch etwas anderes anbieten, und diesmal, das schwöre ich, werde ich es allein ausführen …«
»Was kannst du schon für mich tun, das die Schwarzen Flügel oder Veronica nicht genauso gut oder besser tun könnten?«
»Ich kann die Rebellen für Euch aushorchen.« Martin sprach rasch und seine Wangen waren gerötet. »Ich kann ihr Vertrauen gewinnen und ihre Geheimnisse in Erfahrung bringen. Wenn sie merken, dass ich nicht unter Eurer Kontrolle stehe, werden sie mich in die Eiche aufnehmen …«
Die Eiche. Rhosmaris Herz hämmerte. Hatte Martin auch in Bezug auf die Eiche gelogen? Lebten Rob und seine Rebellen, Garan und seine Leute, die Eichenfeen, Timothy und die anderen noch? Hatte die Kaiserin sie nicht besiegt?
Freude stieg in ihr auf und sie musste mit allen Fähigkeiten, die sie bei ihren Besuchen im Theater in sich aufgesogen hatte, einen Freudenschrei unterdrücken. Es gelang ihr, ein unbeteiligtes Gesicht zu
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