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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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klang, als wollte eine ganze Familie von Menschen das Anwesen besichtigen. Sarah war im Begriff, sie wieder wegzuschicken.
    »Nein, wir machen keine Führungen mehr«, sagte sie. »Waverley Hall ist für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Ich muss sie bitten … Oh !«
    Rhosmari erstarrte zu Eis. Jemand tat Sarah weh! Sie rannte zur Tür und in den Flur hinaus – und stieß mit Martin zusammen, der sie an den Handgelenken packte und festhielt.
    »Gut gemacht, meine Löwin«, sagte er laut, während vom Stock unter ihnen Rufe und splitternde Geräusche heraufdrangen. »Du hast also doch einige Tricks von mir gelernt.«
    »Was machst du hier?«, wollte Rhosmari wissen und versuchte, an ihm vorbeizusehen. »Was ist los?«
    »Was glaubst du denn? Die Kaiserin hat mich beauftragt, dich zu bewachen, weil deine Rebellenfreunde das Haus angreifen. Es ist ihnen irgendwie gelungen, am Abwehrzauber vorbeizukommen – und jetzt sind sie ins Haus eingedrungen. Wie sie das wohl geschafft haben?«
    Von unten waren dumpfe Schläge und heisere Schreie zu hören, gefolgt vom Lärm umkippender Möbel. Rhosmari wollte sich aus Martins Griff befreien, doch er sagte nur: »Gehen wir ins Arbeitszimmer«, und zerrte sie in die entsprechende Richtung.
    »Wie kannst du es wagen, Timothy!«, rief eine Frauenstimme wütend, und Martin blieb stehen. »Aha«, sagte er, »mit dem sind sie reingekommen. Die Kaiserin muss wirklich lernen, die Menschen nicht zu unterschätzen.«
    Noch während er sprach, polterten Schritte die Treppe herauf. Ein schlanker schwarzhaariger Junge sprang auf den Absatz. In der Hand schwang er einen Schürhaken wie ein Schwert. Er trug Eisenringe an den Fingern, eiserne Armreifen an den Handgelenken und ein eisernes Kreuz an einem Lederriemen um den Hals – eine Rüstung, die kein Feenzauber durchdringen konnte.
    »Lass die Fee los, Martin«, keuchte er und hob den Schürhaken.
    Ein begabter junger Mann , hatte die Kaiserin gesagt, aber leider mit einem Hang zur Gewalt. Rhosmari wusste, dass es stimmte – trotzdem tat ihr Herz beim Anblick von Timothy einen Sprung.
    Martin stieß Rhosmari so heftig hinter sich, dass sie stolperte und stürzte. Dann zauberte er mit einer Handbewegung eine Vase von ihrem Sockel und warf sie auf Timothy. Rhosmari schrie auf – doch Timothy duckte sich. Die Vase schlug gegen die Wand über ihm und zerbrach und Porzellanscherben regneten auf ihn nieder. Timothy schüttelte sie sich aus den Haaren und hob den Schürhaken erneut.
    Hinter ihm sprang ein Gemälde von der Wand und drohte ihn mit seinem schweren Rahmen zu erschlagen. Timothy rettete sich zur Seite und es sauste nur eine Handbreit entfernt an ihm vorbei, sodass Martin ihm ausweichen musste. Timothy sprang auf ihn zu. »Ich meine es ernst«, rief er. »Lass sie los …« Er schlug nach Martin, der ihm gerade noch nach hinten ausweichen konnte.
    Rhosmari hatte sich wieder aufgerappelt und sah sich um. Wie konnte sie Timothy helfen? Sie wollte nicht in den Kampf hineingezogen werden, sie wollte überhaupt nicht kämpfen. Aber sie hatte das wilde Funkeln in Martins Augen und auch Timothys wütenden Blick gesehen und wusste, wenn sie nichts unternahm, wurde noch jemand ernsthaft verletzt.
    Rhosmari! Springe sofort zu mir!
    Der Befehl explodierte förmlich in ihrem Kopf und löschte jeden anderen Gedanken aus. Sofort verschwand sie aus dem Flur und nahm im Arbeitszimmer der Kaiserin Gestalt an.
    »Du hast mich also verraten«, schrie die Kaiserin. In ihrer Wut hatte sie die Kontrolle über ihren Gesichtszauber verloren und Rhosmari sah zum ersten Mal ihre wahre Erscheinung: grauschwarze Haare, an den Schläfen bereits weiß, und ein einst auffallend schönes, doch jetzt vom Alter ausgezehrtes Gesicht. »Das wirst du mir büßen – aber jetzt ist dafür keine Zeit. Nimm den.« Sie nahm einen Stapel Papiere vom Schreibtisch und drückte ihn Rhosmari in die Hand. »Warte auf mich in …«
    Krachend flog die Doppeltür auf und Timothy stürmte herein, gefolgt von einer mageren Frau mit weißblonden Haaren und den geschmeidigen Bewegungen einer Jägerin. Die Frau holte mit dem Arm aus und warf ein Hufeisen – doch die Kaiserin war verschwunden, bevor es sie treffen konnte.
    Spring zum Dorf und warte dort auf mich! Ihr letzter Befehl tönte Rhosmari noch durch den Kopf und sie schickte sich mechanisch an, ihm zu gehorchen. Bevor sie sich in Luft auflösen konnte, packte Timothy sie allerdings mit seinen mit Eisen beringten Fingern

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