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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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eine Zuflucht zu haben, die Freiheit zu betteln, zu verhungern und in größter Armut zu leben. Wenn ich der Kaiserin gehöre, kann ich wenigstens gut essen und schlafen.«
    »Du könntest dich den Rebellen anschließen«, schlug Rhosmari vor, aber Martin lachte nur.
    »Ich soll zur Eiche gehen und wie ein Eichhörnchen in einem Baum leben? Ich kenne mich und weiß, dass ich mit einem solchen Leben nicht zufrieden wäre. Und die Rebellen dort sind der Kaiserin genauso ausgeliefert wie ich.« Er hob die Stimme. »Ihr habt nichts davon, wenn ihr mich gefangen haltet«, fuhr er an alle Anwesenden gerichtet fort. »Ich kann der Kaiserin nichts über euch verraten, das sie nicht schon wüsste. Außerdem wird sie kein Lösegeld für mich zahlen und euch auch sonst nichts anbieten. Also tötet mich oder lasst mich gehen.«
    Tötet mich. Er sagte es leichthin, als kümmere ihn sein eigenes Schicksal nicht mehr. Rhosmari fiel ein, wie sie erst am Vorabend in der Küche gestanden und sich das Messer an die Brust gehalten hatte.
    »Lasst ihn gehen«, sagte sie.
    »Bist du jetzt die Königin?«, sagte die Fee scharf, die sie in die Küche begleitet hatte. »Wenn du mich fragst, sollten wir ihn an einen Baumstamm nageln und den Krähen überlassen …«
    »Bitte, Dorna«, sagte Garan, den Blick auf Rhosmari gerichtet. »Wenn jemand das Recht hat, ihn freizulassen, dann Rhosmari.«
    »Und wir können es dann bereuen«, brummte Dorna missmutig, aber sie trat zu Martin und band ihn los. Martin schüttelte die Schnur ab und ging zur Tür.
    »Warte«, rief Rhosmari ihm nach. Er drehte sich nicht um, blieb aber stehen.
    »Du hast mich einmal verraten und ich war bereit, dir zu verzeihen«, fuhr Rhosmari fort. »Aber wenn du dich jetzt der Kaiserin anschließt, verrätst du nicht nur die anderen Feen, sondern auch Lyn und Toby und alle Menschen, die du je deine Freunde genannt hast. Ich weiß, dass ich dir nichts bedeute, aber bedeuten auch sie dir nichts?«
    Martin verharrte einen Augenblick bewegungslos an der Tür, das Gesicht zu einer Maske erstarrt. Dann stieß er die Tür auf und ging hinaus.
    »Tja, das war eigenartig«, sagte Dorna. »Und wer informiert jetzt Timothy? Er wirkte ziemlich zufrieden, nachdem er Martin mit dem Schürhaken k. o. geschlagen hatte.«
    »Was ja auch verständlich ist«, sagte eine Stimme unerwartet von der Speisekammer und Timothy trat in die Küche. »Bei unserer ersten Begegnung hat er mich mit dem Messer angegriffen und mir den Geldbeutel geklaut.«
    Also deshalb hatte Timothy unbedingt mit Martin kämpfen wollen. Rhosmari hätte nicht überrascht sein dürfen und erst recht nicht enttäuscht. Trotzdem war sie es.
    »Ach übrigens«, sagte Dorna zu Timothy, »Klinge sucht dich. Sie ist auch nicht besonders gut gelaunt.«
    Timothy nickte. »Ich weiß. Geh doch du zu ihr und sag ihr, wo ich bin. Das tust du doch gern.«
    »Frecher Bengel«, schnaubte Dorna, aber sie ging. Die anderen Feen wechselten verstohlene Blicke und eilten hinter ihr aus der Küche. Zurück blieben nur Rhosmari, Garan und Timothy.
    »Wir müssen Rhosmari in die Eichenwelt bringen«, sagte Garan zu Timothy. »Es wird noch Stunden dauern, bis wir hier im Haus wieder Ordnung geschaffen haben, und sollte die Kaiserin erneut angreifen, ist Rhosmari dort sicherer.«
    Timothy nickte. »Wir können sie im Auto mitnehmen, sobald Paul wieder da ist.« Er blickte aus dem Fenster. »Ah, da ist er ja.« Er machte sich auf den Weg nach draußen. Rhosmari wollte ihm schon folgen, doch Garan berührte sie am Arm.
    »Wir beide unterhalten uns später«, sagte er.
    Er klang so ernst, dass Rhosmari ganz unbehaglich wurde. Wollte er sie nur über etwas informieren oder handelte es sich um etwas Persönliches? Doch da hatte er sich schon zum Gehen gewandt und sie konnte ihm nur noch nachsehen.
    Als sie zu Timothy nach draußen kam, stand im Hof ein graues Auto mit laufendem Motor. Hinter dem Steuer saß ein blonder, ungewöhnlich gut aussehender Mann. Er kurbelte das Fenster herunter und rief: »Tim, kannst du bitte Peri Bescheid sagen, dass ich da bin?«
    Das musste also Paul McCormick sein. Rhosmari ging zum Auto, um ihn zu begrüßen – und sah den auf den Rücksitz geschnallten Tragekorb. »Isadora!«, rief sie und der Hund begrüßte sie jaulend.
    Rhosmari nahm den Korb und brachte Isadora zu ihrer Besitzerin. Sie vergewisserte sich noch, dass beide wohlauf waren, dann verabschiedete sie sich von Sarah und kehrte in den Hof zurück. Auf dem

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