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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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zappelnd wie junge Seehunde auf dem Teppich zu Rhosmaris Füßen, während Fioled auf dem Regal dahinter die neu gesammelten Schätze ordnete. »Ich muss dir etwas erzählen«, flüsterte sie Rhosmari zu. »Aber es hat Zeit bis nachher.«
    Rhosmari faltete die Hände und sah ihre Schüler mit ihrer ganzen Autorität als Lehrerin an. »Heute«, sagte sie, »wollen wir uns mit den Rhysischen Spielen beschäftigen und damit, wie sie entstanden sind. Ihr seid noch zu jung, um an ihnen teilzunehmen, aber …« Zu ihrer Überraschung schoss eine kleine Hand in die Höhe. Die Kinder unterbrachen sie sonst nicht. »Ja, Bleddyn?«
    »Hat Garan wirklich den Namensstein gestohlen und fremden Leuten gegeben?«
    Im ersten Moment wusste sie nicht, was sie antworten sollte. Sie sah Fioled an, aber Fioled war damit beschäftigt, Seetang von einem Stück Treibholz abzukratzen, und erwiderte ihren Blick nicht.
    »Ja«, sagte sie schließlich. »Aber darüber wollen wir jetzt nicht sprechen …«
    »Mein Vater sagt, Garan und seine Freunde seien in den Krieg gezogen«, rief ein anderer Junge. Noch bevor Rhosmari etwas sagen konnte, wollte schon das Mädchen neben dem Jungen wissen: »Was ist Krieg ?«
    Es war nicht der richtige Moment, darüber zu sprechen, dachte Rhosmari hilflos, die Kinder waren noch zu klein für so schwere Themen. Andererseits konnte sie ihnen auch nicht vorwerfen, dass sie wissen wollten, was Garan getan hatte, wenn die Erwachsenen über nichts anderes sprachen.
    »Krieg ist, wenn Feen sich so sehr streiten, dass sie mit Waffen gegeneinander kämpfen«, erklärte sie.
    »Wie in den Rhysischen Spielen?«, fragte das kleinste Mädchen. Es hatte verwirrt die Nase krausgezogen.
    »Nein, Merywen, nicht zum Vergnügen.« Rhosmari hörte, wie angespannt ihre Stimme klang. Es kostete sie Mühe, die Fassung zu bewahren. »Sondern um andere zu verletzen und … zu töten.«
    »Werden Garan und die anderen also getötet?«
    Sehr wahrscheinlich , dachte Rhosmari, sie konnte sich aber nicht überwinden, es laut zu sagen. »Hoffentlich nicht.«
    »Werden wir sie wiedersehen?«
    Die leise Stimme gehörte Cudyll, Garans jüngstem Cousin. Rhosmari wollte das Thema wechseln, aber zumindest dieses Kind verdiente eine Antwort. »Wenn Garan bereut, was er getan hat, und den Stein zurückbringt, bevor jemand verletzt wird«, sagte sie, »dann geben die Ältesten ihm vielleicht noch eine Chance.«
    Sie verschwieg, dass keine Buße Garan und seine Leute retten konnte, wenn sie erst Blut vergossen hatten: Dann waren sie für alle Zeiten von den Grünen Inseln verbannt. Und dass die schweren Vorwürfe, die Garan gegen die Ältesten erhoben hatte, in deren Augen nicht viel weniger als Mord wogen.
    »Und wenn wir den Stein nicht wiederbekommen? Können die anderen Feen dann unsere Inseln sehen? Werden sie herkommen und auch gegen uns kämpfen?« Die Fragen kamen aus allen Richtungen und folgten so rasch aufeinander, dass Rhosmari nicht sagen konnte, welches Kind sie jeweils stellte. Hatten die Kinder Fioled den ganzen Vormittag so ausgefragt? Kein Wunder, dass sie müde aussah.
    »Nein«, sagte Rhosmari mit aller Überzeugung, die sie aufbieten konnte. »Die Gwerdonnau Llion sind sicher. Die Macht des Steins besteht lediglich darin, Feen, denen man ihren Namen weggenommen hat, einen neuen Namen zu geben. Aber uns wird niemand unsere Namen wegnehmen. Die Ältesten passen auf uns auf und sorgen dafür, dass wir hier sicher sind. Und ihr kennt alle das Kraut, das wir Rhys’ Segen nennen und das unsere Inseln für fremde Augen unsichtbar macht. Der Stein ist sehr wertvoll und wir sind natürlich traurig, dass wir ihn verloren haben, aber hier kann uns niemand etwas tun.« Sie ließ den Blick über die Kinder wandern. »Können wir jetzt mit dem Unterricht weitermachen?«
    Die Kinder nickten, schienen aber nicht so recht zufrieden. Zwar stellten sie keine Fragen mehr, aber Rhosmari merkte, dass sie den Geschichten, die sie ihnen über die Rhysischen Spiele erzählte, nicht wirklich zuhörten. Schließlich gab sie auf und schickte die Kinder zum Spielen nach draußen.
    Der Lärm ihrer Stimmen verklang und im Haus des Lernens kehrte wieder Ruhe ein. Auch Fioled war verschwunden und Rhosmari saß allein in dem Zimmer, das sie so mochte: einem rechteckigen Raum aus alten Balken und verputztem Stein mit niedriger Decke, offenen Fenstern, durch die hell die Sonne schien, und Vorhängen, die in der vom Meer hereinkommenden Brise wehten. Auf Regalen

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