Richard Castle

arbeiten ließ.
    Bart Callan veränderte seine Vorgehensweise von unverbindlicher Plauderei zu zielorientiertem Geschäftsgespräch. „Ich will, dass Sie mir erzählen, wen Sie in Paris gesehen und was Sie dort gemacht haben.“
    „Warum?“, fragte Rook.
    „Weil ich es wissen will. Und zwar von ihr.“
    Um herauszufinden, was sie aus Callan herausbekommen konnte, sagte sie: „Vielleicht könnten Sie das für mich spezifizieren. Gibt es jemanden oder etwas Bestimmtes, woran Sie interessiert sind? Wir haben in den zwei Tagen viel erlebt.“
    Die Situation war zu einem Schachspiel zwischen zwei erfahrenen Befragern geworden, und Agent Callan wusste, dass er sein Spiel an ihres anpassen musste. Er versuchte es auf anderem Weg, um zu sehen, wie sie darauf reagierte, von einer größeren Macht bedrängt zu werden. Paranoia war das Hauptwerkzeug, wenn man den Befragten aus dem Gleichgewicht bringen wollte. Er blätterte beiläufig eine Seite in der Akte um, und las vor: „Person B: ‚Ich habe ihn nicht umgebracht. Das warst du. Du hast ihn umgebracht.‘ Person A: ‚Würdest du bitte aufhören, das zu sagen.‘ Person B: ‚Aber es ist doch so. Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden.‘ “ Heat zwang sich, keinen Blickkontakt zu Rook aufzunehmen, weil sie wusste, dass Callan genau das erreichen wollte. Der Agent fuhr fort: „Person B: ‚Man sollte meinen, dass dich diese Informationen in Begeisterung versetzen. Immerhin hast du erfahren, dass du dir das Doppelleben deiner Mutter nicht eingebildet hast und sie es nicht führte, weil sie eine Affäre hatte. Und – wie cool ist das? – sie war eine Spionin in der Familie, genau wie Arnold in
True Lies – Wahre Lügen
. Nein, sogar noch besser: Cindy Heat war genau wie Julia Child, die im Zweiten Weltkrieg für das OSS spionierte.‘ “
    „Wie können Sie es wagen?“, entfuhr es Heat. Sie bereute den Ausbruch sofort, konnte jedoch nichts dagegen tun. Die Erwähnung ihrer Mutter war der Köder gewesen, und sie hatte ihn geschluckt.
    Agent Callan machte weiter und bohrte in der Wunde herum. „Person A: ‚Da gebe ich dir recht, das ist schon etwas Besonderes.‘ “
    „Ich wusste, dass dieser Taxifahrer ein Spitzel war“, sagte Rook. „Wie hat er es angestellt? Hat er unser Gespräch den ganzen Weg zurück vom Krankenhaus aufgezeichnet?“
    Der Agent der Inneren Sicherheit lächelte und blätterte eine weitere Seite um. Nun folgte ihr Gespräch in der Brasserie Lipp. „Person A: ‚Dann gehen wir doch mal die Liste der Männer durch, die dich auf die Palme treiben: Petar? Don? Randall Feller?‘ Person B: ‚Du hast drei Männer aufgezählt. Sind das alle?‘ Person A: ‚Rook, fragst du mich ernsthaft nach der Anzahl meiner Männer?‘ “ Callan blätterte ein paar weitere Seiten durch und warf Heat und Rook einen Blick zu. „Glauben Sie wirklich, das ist alles, was wir haben?“
    Heat hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und sich von dem persönlichen Übergriff distanziert, um die Kontrolle zurückzuerlangen. „Tja, wenn Sie schon alles haben, was Sie wollen, dann brauchen Sie uns ja nicht.“
    „Ich will alles über Ihre Treffen wissen. Was hatten Sie gestern Nacht im Wald von Vincennes zu suchen?“
    „Aha. Sie wissen wohl doch nicht so viel, wie Sie behaupten“, erwiderte sie.
    „Ich ersuche Sie um Ihre Kooperation. Wir tragen die gleiche Uniform, Detective.“
    „Wenn wir im selben Team sind, dann geben Sie mir zuerst etwas. Ich wüsste zum Beispiel gerne, was Nicole Bernardin tat, bevor sie ermordet wurde, und für wen sie es tat.“
    „Auf dieses Spiel lasse ich mich nicht ein“, sagte Callan.
    „Wer wollte ihren Tod?“
    „Lassen Sie es gut sein, Heat.“
    „Wer ist Seacrest?“
    „Ich stelle hier die Fragen.“ Er benutzte seine Befehlsstimme, doch sein Gesicht verriet ihn, als sie den Namen erwähnte. Ein winziges Zucken erhöhter Wachsamkeit.
    „Sind Sie Seacrest?“
    „Dieser Hund wird nicht bellen.“
    „Dann reden wir weiter, sobald er es tut“, sagte Heat. Der Kerl war eine verdammt harte Nuss, aber bei dem, was auf dem Spiel stand, würde Nikki den Kampf bis zum bitteren Ende ausfechten. Der Agent schien das zu begreifen und wandte sich an Rook.
    „Dann frage ich Sie. Mit wem haben Sie sich getroffen und worüber haben Sie gesprochen?“
    „Das ist eine private Angelegenheit. Ich berufe mich hiermit auf den Schutz meiner Rechte als Journalist unter der Verfassung der Vereinigten Staaten.“
    Callan wandte sich wieder an