Richard Castle
konzentrieren.“
„Rook, das hab ich alles schon hinter mir. Ich habe über zehn Jahre lang damit gelebt.“
„Aber nicht zusammen mit mir.“
„Aber ich darf die Zugkraft für den neuen Fall nicht verlieren.“
„Komm schon, du hast doch selbst gesagt, wenn wir den einen aufklären, klären wir dadurch auch den anderen auf.“ Er deutete mit einer ausladenden Geste auf den geschäftigen Hauptraum. „Hier läuft doch bereits alles wunderbar. Was haben wir schon zu verlieren, wenn wir uns den alten Fall noch mal mit deiner Erfahrung und meinem neuen Blickwinkel ansehen?“
„Aber das bedeutet, dass wir in der Zeit zurückgehen müssen. Mehr als zehn Jahre.“
Er lächelte und nickte. „Dann tun wir eben so, als wäre wieder 1999, wie in diesem Lied von Prince.“
„Prince würde wahrscheinlich nichts dagegen haben, aber auf mich kannst du dabei nicht zählen.“ Rook blieb standhaft und unterstrich die Logik seiner Idee, indem er einfach schwieg und mit den Augenbrauen wackelte. Schließlich sagte sie: „Wir haben keine Zeit, den ganzen Fall noch einmal aufzurollen.“
„Wie wäre es dann, wenn wir damit anfangen, uns mal mit dem damaligen leitenden Detective zu unterhalten?“
„Er ist mittlerweile im Ruhestand“, sagte sie, und die Schnelligkeit ihrer Antwort verriet ihm nicht nur, dass sie sich bezüglich der Einzelheiten auf dem Laufenden hielt, sondern auch, dass dies kein einfaches Unterfangen werden würde. „Wer weiß schon, wo er sich jetzt rumtreibt?“
„Ich weiß nicht, wo er genau in dieser Minute ist, aber heute um Punkt zwölf wird Carter Damon, NYPD-Detective im Ruhestand, im P. J. Clarke’s in der Dreiundsechzigsten Straße West sein und mit uns zu Mittag essen.“
„Rook, du bist unverbesserlich.“
„Ich weiß. Ich hab mal versucht, verbesserlich zu sein. Es hat einen Sommer lang angehalten, bis ich in die Pubertät kam. Verbesserlich zu sein war irgendwie langweilig. Unverbesserlich zu sein hat nicht nur mehr Spaß gemacht, sondern hat auch dafür gesorgt, dass ich viel öfter flachgelegt wurde. Was ebenfalls Spaß macht.“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Ohh, Viertel vor zwölf. Nehmen wir die U-Bahn oder fährst du uns zu unserem Termin?“
Rook sagte auf dem kurzen Fußweg zur U-Bahn-Station in der Neunundsiebzigsten Straße nicht viel. Er legte ein zügiges Tempo vor, damit Nikki nicht auf die Idee kam, ihre Meinung zu ändern und auf dem Revier zu bleiben, um der neuen Spur nachzugehen, anstatt mit ihm in der Zeit zurückzureisen. Als sie nebeneinander im Gang des U-Bahn-Waggons standen und die zwei Haltestellen Richtung Süden fuhren, fragte sie: „Du kanntest tatsächlich den Namen des leitenden Ermittlers und wusstest, wo er zu finden war?“
„Sagen wir einfach, ich brauchte während meiner Genesungsphase ein Hobby. Ein Mann kann nur ein gewisses Maß an Telenovelas ertragen.“ Die Türen teilten sich, und sie folgte ihm auf den Bahnsteig hinaus.
An der U-Bahn-Station in der Sechsundsechzigsten Straße West war um die Mittagszeit immer viel Betrieb. Allerdings sorgten die Nachwirkungen des Erdbebens dafür, dass dort an diesem Tag sogar noch mehr Menschen unterwegs waren. Zwar hatten die Statiker bestätigt, dass die Schienen und die Tunnelstrukturen der U-Bahn sicher waren, aber die oberflächlichen Schäden mussten nach wie vor beseitigt werden. So waren die Bahnsteige zur Hälfte mit Absperrband versehen worden, um zu verhindern, dass die Fahrgäste in die Nähe der zerbrochenen Kacheln kamen, die von den Wänden gefallen waren. An vielen U-Bahn-Haltestellen in der Stadt gab es öffentliche Kunstinstallationen mit einem zur Umgebung passenden Thema, und an ihrer Haltestelle, die in der Nähe des Lincoln Center for the Performing Arts lag, erstreckte sich ein beeindruckendes Wandmosaik über die Länge des gesamten Bahnsteigs. Ganze Brocken des Meisterwerks waren von der Heftigkeit des morgendlichen Erdbebens zerbrochen worden, wodurch Glassplitter von kostümierten Kriegern, Opernsängern und Turnern im Rückwärtssalto auf den Boden gefallen waren. Der Fahrstuhl, der nach oben auf den Bürgersteig führte, war ebenfalls außer Betrieb, und Heats und Rooks Weg wurde von einer älteren Frau blockiert, die sich damit abmühte, mit ihrer Gehhilfe die Treppe hinaufzusteigen. Sie stellten sich ihr mit ihren Vornamen vor und jeder bot Sylvia einen Arm an, damit sie die letzten fünf Stufen meistern konnte. Ein Fremder hinter ihnen, ein übel
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