Richard Castle
ein
„Bon soir“
zu ihnen hinauf und prostete ihnen mit seinen Champagnerflöten zu.
Sie erwiderten die Geste mit imaginären Gläsern, und Nikki sagte: „Erstaunlich. Nein, magisch. Was hat dieser Ort nur an sich? Die Luft riecht besser, das Essen schmeckt anders als alles, was ich je …“
„Und der Sex. Habe ich den Sex erwähnt?“
Sie lachte. „Nur andauernd.“
„Wer weiß schon, was es ist?“, sagte er. „Vielleicht ist es Paris. Vielleicht sind wir es.“
Nikki erwiderte nichts darauf, sondern kuschelte sich an ihn. Rook stand da und hielt sie fest. Er nahm ihren Atem an seinem Hals wahr, verspürte aber gleichzeitig den Drang, schweigend die hypnotischen Fließbewegungen der Seine zu beobachten. Ihr dunkles Wasser strömte unter ihnen vorbei, eine mächtige Kraft, die zwischen dicken Steinmauern hindurchgeleitet wurde, die konstruiert worden waren, um undurchdringbar zu sein und die Natur selbst innerhalb kontrollierter, verlässlicher Grenzen zu halten. Er fragte sich, was passieren würde, falls eine dieser Mauern jemals Risse bekam.
Sie stellten sich keinen Wecker. Stattdessen wachten Heat und Rook bei Tagesanbruch zu rosafarbenem Licht auf, das die Unterseite einer dünnen grauen Wolkendecke beleuchtete. Sie wandten sich einander zu und lächelten, bevor sie sich einen guten Morgen wünschten. Rook schickte sich an, unter die Decke zu rutschen, doch Nikki murmelte: „Nein, bleib diesmal hier oben bei mir“, und zog ihn zu sich heran, sodass sie sich direkt in die Augen sahen. Sie liebten sich erneut zu den Klängen der morgendlichen Kirchenglocken und dem himmlischen Duft der Bäckerei Au Grand Richelieu auf der anderen Straßenseite. „Im Großen und Ganzen kein schlechter Start in einen weiteren Tag voller Mordermittlungsarbeit“, kommentierte Heat auf dem Weg zur Dusche.
Wie er berechnet hatte, hielten sich ihre warmen Backwaren lediglich von der Tür der Bäckerei bis zu der Espressobar, die er am Nachmittag zuvor entdeckt hatte. Sie fanden zwei freie Stühle an der hohen Theke am Fenster und tranken jeder einen Blutorangensaft sowie einen Milchcafé, während sie einen Geschäftsmann beobachteten, der mit dem Rücken zum Wind auf dem Bürgersteig stand und sich gekonnt eine Zigarette drehte.
Nikki überprüfte ihre Mailboxnachrichten und ihre E-Mails. Roach, die stets bemüht waren, sie auf dem Laufenden zu halten, hatten ihren Arbeitstag mit dem Bericht beendet, dass die Anfrage bezüglich der Telefondaten für den Seacrest-Anruf bei den Bernardins lief. Die Mühlen der internationalen Bürokratie mahlten langsam, aber Detective Raley sagte, Interpol sei ihnen behilflich, also gab es zumindest etwas Positives zu vermelden. Die Spurensicherung hatte versprochen, an diesem Morgen die Testergebnisse der Fingerabdrücke zu liefern, die sie auf dem Handschuh gefunden hatten. Irons hatte Ochoa mitgeteilt, dass er auf seinem Weg zum Revier persönlich im Labor vorbeigehen würde, um sie abzuholen. Heat steckte ihr Handy ein und nahm es dann wieder aus der Tasche, um erneut nachzusehen, wie viel Uhr es jetzt in New York war. Sie kam zu dem Schluss, dass es noch zu früh war, um dort anzurufen.
„Ich habe noch ein wenig nachgedacht“, sagte Rook. Er hielt inne, da er wusste, dass es sich nach wie vor um ein heikles Thema handelte. „Und ich glaube, dass wir gestern mehr als eine Schuhschachtel voller Erinnerungen erhalten haben. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir einen neuen Hinweis haben, und der heißt Tyler Wynn.“
„Warum überrascht es mich nicht, das zu hören?“
„Entspann dich, meine Spekulationen gehen in eine vollkommen neue Richtung, denn ich sehe ihn jetzt in einem ganz anderen Licht.“
„Lass mich raten. Er ist nicht länger William Holden, er ist Jason Bateman.“
„Er ist kein Liebhaber, sondern ein Spion.“ Heat lachte. „Hör mir doch erst mal zu.“ Er wartete, bis sie aufhörte zu kichern, und lehnte sich dann näher zu ihr heran, während er sein Bestes tat, um nicht wie ein Irrer zu wirken. „Internationaler Banker klingt irgendwie ausgedacht. Das ist so was Ähnliches wie ‚Botschaftsattaché‘ oder ‚Regierungsunternehmer‘. Für mich klingt das nach einer Tarnidentität.“
„Okay … Und wie sieht dabei die mögliche Verbindung zu meiner Mutter aus?“
„Keine Ahnung.“ Sie schnaubte und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. „Keine Ahnung“, wiederholte er.
„Natürlich hast du keine Ahnung.“
„Ich habe keine Ahnung!“,
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