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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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konnte er niemanden sehen, der nicht dazugepasst hätte. Er ging davon aus, dass Blofeld und sein Komplize auffallen würden; es war schwer vorstellbar, dass sie in einem Menschenschlag wie diesen gelassen-albernen Medienprofis nicht herausstachen.
    Er öffnete sein Mobiltelefon und rief Harald an. »Ich kann nicht sagen, ob sie schon da sind«, sagte er, als Harald sich meldete.
    »Ich auch nicht«, gab Harald missmutig zurück. »Weiter wachsam bleiben ist die Devise.«
    »Der Empfang ist wahnsinnig schlecht«, sagte Robert, der sich hatte anstrengen müssen, um über den Hall und ein lästiges Hintergrundrauschen etwas zu verstehen. »Wo bist du denn? Ich dachte, du seist oben beim Weinkeller?«
    »Nein, ich bin jetzt beim hinteren Turm, am Ende der Schwedenwiese«, sagte Harald. »Beim Weinkeller ist ein Kamerateam aufgezogen.« Eine kleine Pause trat ein, als ob Harald das Handy vom Ohr nehmen würde. »Mist, nur ein Balken Empfang. Mal schauen, ob ich eine Stelle mit besserem Empfang finde. Bleib auf deinem Posten, Robert.«
    »Das ist ein riesengroßes Gelände«, sagte Robert. »Hier könnten sich tausend Blofelds verbergen, ohne dass wir auch nur einen davon fänden.«
    »Richtig – aber irgendwann muss der Schweinehund sich blicken lassen. Dann kassieren wir ihn ein.«
    »Es hört sich an, als ob du im Auto wärst«, sagte Robert misstrauisch.
    »Es hört sich verdammt noch mal an, als ob ich durch ein Scheißgebüsch kriechen würde!«, versetzte Harald. »Nerv mich nicht, Robert, mir reichen schon die Zecken, die mir zu Dutzenden in den Kragen fallen. Hol mal einen Lagebericht ein und ruf mich dann wieder an.«
    Robert unterbrach nachdenklich die Verbindung und starrte ein paar Augenblicke sein Handy an. Es hatte sich wirklich angehört, als hätte Harald im Auto telefoniert, aber er wusste so gut wie jeder andere, dass schlechter Empfang alle möglichen akustischen Phänomene hervorrief. Nacheinander telefonierte er das Team ab. Die Antwort war von allen die gleiche – sie hatten niemanden gesehen, der ihren Verdacht erregt hätte.
    »Und?«, fragte Harald, als Robert ihn wieder anrief. Diesmal war die Verbindung besser.
    »Nichts Neues. Wo bist du jetzt?«
    »Am unteren Ende der Schwedenwiese – da ist so ein kleiner Schrebergarten, direkt an der nördlichen Mauer bei dem Turm …«
    »Der Falkenturm«, sagte Robert, der sich den Lageplan der Burg am besten von allen eingeprägt hatte.
    »Wie auch immer. Ist der Empfang besser?«
    »Ja.« Robert fühlte Erleichterung und zugleich Scham über sein ständig präsentes Misstrauen. Haralds Stimme kam klar durch den kleinen Handylautsprecher. Robert hörte sogar das Tschick-Tschick einer Amsel, die sich offenbar über den Eindringling ärgerte.
    »Der blöde Vogel wird gleich über mich herfallen«, sagte Harald, bevor Robert eine Bemerkung machen konnte. »Gott sei Dank ist es kein Falke.«
    Sie beendeten die Verbindung wieder. Robert spähte in den Himmel, der sich mit abendlichen Pastellfarben überzogen hatte und vor dem die weißgetünchte Flanke der Burg aufragte wie eine Klippe.
    Er wünschte, er hätte mit dem Handy auch das Gefühl ausschalten können, dass er etwas übersehen hatte und dass Blofeld erneut einen Vorsprung vor ihnen allen hatte.
60 .
    Konstantin lauschte den Würgegeräuschen Erics. Sein Ekel war so groß, dass es ihn schüttelte, und zugleich fühlte er selbst, wie sich sein Magen ständig hob. Die nächsten Stunden würden die Entscheidung bringen. Sein Bruder kroch wieder zu ihm heran; im frühabendlichen Zwielicht unter den Bäumen hier im nördlichsten Ausläufer des Hofgartens, direkt an der Burgmauer, wirkte sein Gesicht flach und grau. Erics Augen tränten. Der Geruch von saurer Magenflüssigkeit stieg Konstantin zusammen mit Erics Schweißgeruch in die Nase.
    »Stani, bitte, ich …«, Eric wischte sich mit einer zitternden Hand über den Mund, »… ich kann das nicht.«
    Konstantin ignorierte die Not seines Bruders. Er deutete zu dem von Moos und Kletterpflanzen überwachsenen Stück Burgmauer, das sich links von ihnen den kurzen, steilen Waldhang hinaufzog und oben auf eine weitere, quer verlaufende Mauer stieß.
    Jenseits der Mauer zur Linken lag der Zwingerweg der Burg mit seiner steilen Südböschung. Wenn sie über diese Mauer geblickt hätten, hätten sie den Polizisten, die im äußeren Torbau standen, Steine auf den Kopf werfen können. Hinter der Mauer auf der Kuppe des Hügels fiel das Gelände zur

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