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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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auf die Flammen gerichtet war, sollte er am Rand des Feuerscheins auftauchen. Er trat mehrfach in flache Schlaglöcher und stolperte – das Licht war bereits zu schlecht, so dass er den Weg nicht genau erkennen konnte. Peter erkannte, dass Connor nicht so unrecht damit hatte, ihn jetzt schon auf seine Position zu schicken. Wenn es noch dunkler wurde, würde er sich im Wald abseits des Wegs kaum noch zurechtfinden können; jetzt hingegen konnten seine Augen sich an die Finsternis gewöhnen.
    Es war warm unter den Bäumen; dieses Stück der Isarhangleiten wurde ab mittags von der Sonne bestrahlt, und auch wenn diese schon länger hinter dem gegenüberliegenden Moniberg untergegangen war, hielt der Wald doch die Sommerwärme noch fest. Peter spürte ein Rinnsal Schweiß seinen Rücken hinuntertropfen, noch bevor er die erste Kehre des Waldwegs erreicht hatte. Er holte Luft und hatte das Gefühl, dass der Panzer ihm den Atem abschnürte.
    Er wusste, dass es nicht nur an dem Gewicht auf seinen Schultern und seinem Brustkorb lag. Er dachte an Harald Sander, der Blofeld auf der Burg eine Falle stellen wollte, und dass sich Blofeld bis jetzt stets als schlauer erwiesen hatte und dass hier im Burgstall alle Menschen versammelt waren, die ihm etwas bedeuteten. Was ihnen hier hätte zustoßen sollen, wusste er nicht, aber er wusste eines: Alle seine Instinkte schlugen plötzlich Alarm, und die alte nervtötende Polizistenangst ergriff von ihm Besitz. Die Angst, irgendetwas übersehen zu haben, das sich nun an ihm rächen würde.
62 .
    Anfangs hatte Peter noch die Geräusche gehört, die die Führung verursachte. Den Weg hinauf hatten die Kinder wild durcheinandergerufen und gelacht; auf dem Pfad, der in den Wald und dann weiter zum Burgstall führte, waren sie stiller geworden. Von weitem hatte Peter das Licht der Taschenlampen, mit denen Connor, Flora, Daniel und wahrscheinlich auch Julia und Elena hantierten, zwischen den Baumstämmen herumgeistern sehen. Das Licht hatte den Mut der Kinder wieder geweckt, und das Gekicher und Gegacker hatte von neuem begonnen. Schließlich hatten die Wälle und Ringgräben und die aufgeschütteten Plateaus des Burgstalls die Geräusche abgefangen, als die Gruppe in das Herz der ehemals riesigen Anlage vordrang. Peter bildete sich ein, ab und zu Gelächter zu hören, aber sonst war es um ihn herum still. Die Bäume fingen den Autolärm von der Straße vollkommen ab. Man konnte sich weit von aller Zivilisation entfernt wähnen. Er spähte auf die Zeitangabe seines Mobiltelefons und war erstaunt, dass er schon über fünfundvierzig Minuten wartete. Die Zeit war ihm kürzer vorgekommen.
    Er tastete sich vorsichtig näher an den Burgstall heran, der mit seinem System aus Wällen und Ringgräben in der Dunkelheit viel weitläufiger wirkte, als er wirklich war. Der Wald war nur bis zum äußersten Wall der Anlage gerodet; der dichte Baum- und Buschbestand umschloss den Burgstall sowohl an der flachen Süd- wie auch an der steilen Nordseite wie eine hohe Mauer. Peter wusste, dass er bis zu den letzten Bäumen vordringen musste, wenn er den Feuerschein sehen wollte, der sein Signal war. Connor würde das Feuer in der Feuerschale entzünden, die er irgendwann im Lauf des Tages auf das schmale, halbmondförmige Plateau zwischen dem äußeren und dem inneren Ringgraben geschleppt hatte, auf dem sich einmal die Wirtschaftsgebäude der Burg befunden hatten. Noch schienen die Kinder mit ihren Führern irgendwo auf der anderen Seite der Anlage zu sein. Peter konnte sie weder hören noch die Taschenlampenlichter sehen, die die Gruppe auf das Plateau führen sollten.
    Dafür sah er einen Mann, der hinter einem Baum kauerte, eine Pistole in der Hand hielt und zum Burgstall starrte.
63 .
    Robert hatte als Standort für sich ein kleines Häuschen ausgesucht, das sich in die Ecke schmiegte, die von der Mauer des ehemaligen Burggrabens und dem westlichen Mauerring gebildet wurde. Von hier aus hatte er den Zugang zum inneren Torbau, aber auch den direkten Weg über die Fürstentreppe zur Stadt hinunter im Auge. Der Burgverwalter hatte den kleinen Bau Jägerhaus genannt; Robert fand, es passte zu seiner Situation. Er fühlte sich wie ein Jäger auf seinem Hochsitz: unsicher, ob die Beute ihm in die Arme laufen würde, und nervös, weil er wusste, dass er sich keinen Fehler leisten durfte. Von der Brücke über den Burggraben, die zum inneren Torbau führte, bis zu Roberts Standort fiel das Gelände stark ab. Bis auf

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