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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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jemandem in Verbindung zu stehen. Er hob es ans Ohr, doch der Lautsprecher blieb stumm. Peter musterte die Symbolleiste am oberen Rand des Monitors. Die Symbole waren winzig, doch er konnte sie erkennen: die Ladeanzeige des Akkus – fast leer; die Stärke des Mobilfunksignals – zufriedenstellend; ein durchgestrichenes Mikrophonsymbol und ein Lautsprechersymbol mit einem kleinen x daneben. Harald hatte sein Telefon auf Empfang gelassen, aber auf stumm geschaltet.
    Wozu? Peter konnte sich nur einen Grund denken: damit derjenige, mit dem er in Verbindung stand, nicht merkte, dass Harald ihm nicht zuhörte, und damit Harald auch seinerseits keine verräterischen Geräusche übermittelte.
    Peter tippte auf die Symbolleiste. Ein Menü öffnete sich, in dem er sich nach ein paar Sekunden zurechtfand. Er schaltete Mikrophon und Lautsprecher ein, dann hielt er das Telefon erneut ans Ohr.
    Er vernahm Hintergrundgeräusche, die er nicht zuordnen konnte. Es war, als horche er mitten in eine Straßenschlacht hinein. Menschen brüllten Anweisungen, jemand kreischte, er hatte den Eindruck, einen Krankenwagen zu hören. »Hallo?«, fragte er.
    Plötzlich vernahm er eine unbekannte Frauenstimme: »Harald!?«, schrie sie aufgebracht.
    »Äh … nein …«
    »Harald, und wenn du tausendmal mein Chef bist, du bist das größte Arschloch aller Zeiten! – Wo bist du überhaupt!? Hier ist die Hölle los. Eric Heigl hat auf Robert geschossen. Er stirbt!«
68 .
    Erst begann eines der Kinder zu weinen, dann schlossen sich drei weitere an. Konstantin war klar, dass innerhalb von ein paar Minuten Hysterie ausbrechen würde, und die Hysterie würde die Kinder unberechenbar werden lassen. Später würde ihm genau diese Hysterie in die Hände spielen, aber jetzt noch nicht.
    »Sie sollen aufhören!«, befahl er. Er starrte Flora an. Sie gab seinen Blick ebenso wütend zurück.
    Zuerst hatte er gar nicht glauben können, dass das Glück ihm wirklich die Exfrau von Harald Sander in die Hände gespielt hatte. Dass sie ein weiteres Druckmittel gegen Harald sein könnte, diesen Zahn hatte sie ihm allerdings sofort gezogen; sie hatte ihm erklärt, dass er Harald keinen größeren Gefallen tun könnte, als sie zu behalten. Was den anderen Polizisten anging, der zu seinen Gefangenen gehörte – Peter Bernward –, so hatte er sich den Mann jünger vorgestellt. Er hätte wetten mögen, dass der Bursche eigentlich schon jenseits des Pensionsalters war, aber vielleicht hatte er sich nur schlecht gehalten und sein silbergraues Haar mit den buschigen Koteletten ließ ihn älter wirken, als er war. Bernward war ein halbes Handtuch; er hielt sich zurück und überließ das Reden seiner Kollegin, die allerdings für zwei redete. Der Afrikaner mit dem schottischen Namen war ebenfalls schweigsam, was ihn, Konstantin, anging, aber bis eben war er nützlich gewesen, weil er die Kinder beschäftigt hatte. Völlig unnütz waren die beiden Backfische, die wahrscheinlich als Aufpasserinnen dabei waren. Sie waren fast hysterischer als die Kinder und hatten sich nicht einmal beruhigen lassen, als Konstantin sie angeschnauzt hatte. Flora Sander hatte es schließlich geschafft, dass die beiden die Klappe hielten, indem sie die Fettere der beiden noch grober angeschnauzt hatte als Konstantin. Gott, was für ein Haufen! Es fehlte nur noch Eric, dann wäre die absolute Loser-Gemeinde komplett.
    Aber wahrscheinlich war Eric schon kein Faktor mehr in Konstantins Kalkulationen.
    »Singen Sie ihnen was vor, vielleicht werden sie dann ruhiger«, schlug Flora vor.
    Konstantin grinste verächtlich. Er hatte die Gruppe so auf dem Waldboden Platz nehmen lassen, dass sie wie ein Fächer vor ihm saß – zuvorderst die kleinsten Kinder, die Erwachsenen unregelmäßig irgendwo im Pulk verteilt. Er hatte ihnen die Hände mit Paketklebeband gefesselt. Die Kinder hatte er unbehelligt gelassen; ihm war klar, dass Kinder, die gefesselt waren, noch unruhiger wurden als sonst.
    » Sie singen«, sagte Konstantin und deutete auf Flora. »Oder nein, noch besser: Die zwei Gören sollen singen. Dann hören sie vielleicht endlich damit auf, den Rotz hochzuziehen.«
    »Singt«, sagte Flora, als die Mädchen hilfesuchend zu ihr blickten. »Gehen wir davon aus, dass unseren Freund dort vorn die Kinderlieder auch beruhigen. Er ist möglicherweise von schlichtem Gemüt.«
    »Was mich beruhigen würde«, sagte Konstantin und hob seinen schweren Revolver, »wäre der Anblick, wie die Fliegen in dem

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