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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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blutigen Krater herumkrabbeln, der von Ihrem Gesicht übrig bleibt, wenn ich abdrücke.« Er zielte nachlässig auf Flora. Dann schwenkte er die Waffe herum und zielte zuerst auf den blonden Backfisch, dann auf die Dunkelhaarige mit der Speckrolle. Er hatte darauf geachtet, dass die Waffe gesichert war, aber er ging davon aus, dass nicht einmal die Polizistin das in der Dunkelheit erkennen konnte.
    Die Blonde begann zu schluchzen, die Dunkelhaarige starrte mit zitternder Unterlippe in den Lauf der Waffe.
    »Nehmen Sie die Waffe runter, Sie Schlappschwanz«, sagte Bernward zu Konstantins Erstaunen. »Wissen Sie, was es über einen Mann aussagt, wenn er eine so große Knarre braucht, um damit in Richtung eines jungen Mädchens zu wedeln?«
    Konstantin richtete sich langsam auf. Bernward folgte ihm mit dem Blick und schluckte.
    »Machen Sie keinen Blödsinn«, sagte Flora rau.
    Konstantin trat ein paar rasche Schritte auf die Gruppe zu. Die Kinder in der vordersten Reihe schraken zurück. Konstantin packte den in seiner Mittelaltertunika absolut lächerlich aussehenden dunkelhäutigen Glatzkopf und zerrte ihn aus der Meute heraus. Dann drückte er ihm die Mündung auf die Stirn.
    »O mein Gott«, flüsterte Flora. »Bitte … hören Sie auf!«
    Bernward war so fahl geworden, dass man es selbst im Dunkeln sehen konnte. Der Afrikaner blinzelte angestrengt, dann gelang es ihm, die Augen aufzureißen und seinen Blick in den Konstantins zu bohren. Er zitterte so stark, dass es sich über die Waffe bis in Konstantins Handfläche mitteilte, aber er wandte die Augen nicht ab.
    »Singt«, rief Konstantin. Mittlerweile hatte die Hälfte der Kinder zu schluchzen begonnen. »Singt, oder der schwarze Mann muss dran glauben.« Er grinste. »Singt ein Lied vom schwarzen Mann!«
    Die beiden Gören sangen in einem brüchigen, nicht zusammenpassenden Falsett und mit Stottern und Schluchzen ein Lied von einem Gorilla mit einer Sonnenbrille. Konstantin war es egal. Er richtete sich auf, gab dem Ritterhelm des Afrikaners, der neben ihm gelegen und den er mit herausgezerrt hatte, einen Tritt, dann wandte er sich ab und begab sich an seinen alten Platz. Er warf Flora das Handy zu, das er ihr abgenommen hatte.
    »Rufen Sie Harald an«, befahl er. »Sagen Sie ihm, er hat noch drei Minuten.« Konstantin drückte auf den Beleuchtungsknopf seiner Armbanduhr. »Er weiß, dass sie vorbei sind, wenn er einen Schuss hört.«
    Er sah ihr zu, wie sie die Wahlwiederholungstaste drückte. »Harald?«, sagte sie und klang für einen Moment so erstaunt, dass Konstantin sich fragte, ob sie ihm zugetraut hatte, einfach abgehauen zu sein. »Er sagt, du hast noch drei Minuten, sonst tut er einer Geisel was an.«
    Sie nickte, beendete das Gespräch und sah zu ihm herüber. »Er sagt, er ist gleich da.«
    Er verlangte das Handy zurück und steckte es wieder in die Sakkotasche. Der schwierigste Teil lag noch vor ihm.
69 .
    Robert starrte dem Sanitäter in die Augen. Er fühlte, wie sein Herz unregelmäßig und so hart klopfte, dass es ihm die Luft abschnürte. Sein ganzer Körper war ein dumpfer Schmerz. Der Sanitäter wich seinem Blick aus.
    »Sagen Sie mir die Wahrheit …«, hörte er sich flüstern.
    Der Sanitäter sah ihn wieder an. Sein Gesicht war voller Mitleid. Einen irren Moment lang dachte Robert, dass in irgendeiner anderen Welt, in irgendeinem anderen Schicksal dieses Gesicht das von Eric Heigl sei, dem Sankafahrer, der in der realen Welt von einem rettenden zu einem Todesengel geworden war.
    »Keine Chance«, sagte der Sanitäter leise.
    Robert spürte, wie ihm jemand eine Hand auf die Schulter legte. Es war Bülent. Stöhnend richtete er sich auf und gab dem kniehohen hölzernen Triangel einen Tritt. Das Ding, ohnehin schon schwer beschädigt, zerfiel in eine Handvoll Bruchstücke.
    Mehrere der hölzernen Triangel standen im Burghof herum. Sie beschwerten Fernseh- und Stromkabel, die sich über den Kies ringelten, und warnten gleichzeitig davor, die Kabel zu übersehen und über sie zu stolpern. Als Eric Heigl seine Waffe gezückt und auf Robert gezielt hatte, hatte Robert sich instinktiv nach vorn geworfen – direkt auf eine der Vorrichtungen. Wenn er sich nicht mindestens zwei Rippen böse geprellt und auf dem halben Oberkörper die Haut abgeschürft hatte, wollte er einen Besen fressen.
    Er sah auf Eric Heigl hinunter, um den sich die beiden Sanitäter bemühten. Antrocknendes Blut bildete eine hässliche Maske auf Erics Gesicht; er hatte es

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