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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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ausgehustet. Neues, schaumiges Blut quoll nach und sickerte ihm aus den Mundwinkeln. Robert fühlte die Schwere seiner Pistole in der Rechten. Er hörte Eric röcheln.
    Vier Schüsse waren gefallen. Während er nach vorn fiel, hatte Robert zweimal abgedrückt und zweimal getroffen. Der dritte Schuss war aus Monikas Pistole gekommen. Auch er hatte sein Ziel gefunden. Eric hatte einmal geschossen. Eigentlich hätte er Robert treffen müssen. Er hatte nicht getroffen. Er hatte die Pistole zwar blitzschnell zum Vorschein gebracht, aber dann zu lange gezögert. Robert war nicht sicher, ob sich der Schuss aus Erics Pistole nicht einfach nur deshalb gelöst hatte, weil Eric krampfartig abgedrückt hatte. Die Kugel war senkrecht in die Höhe gegangen, weil die drei beinahe gleichzeitig erfolgten Treffer Eric nach hinten umgestoßen hatten.
    »Du konntest nichts anderes tun«, murmelte Bülent und klopfte Robert auf die Schulter. Vor Roberts Augen verschwamm das blutige Gesicht Erics und wich dem des toten Juweliers. Robert und Harald hatten so vor ihm gestanden wie jetzt Bülent und Robert vor Eric. Hätte Robert, wie Bülent, seinem Chef auf die Schulter klopfen sollen? Hätte er Mitleid statt Entsetzen über Haralds tödlich präzisen Fehlschuss zeigen sollen?
    »Was für eine Scheiße«, stieß er hervor.
    Sein Blick suchte Monika. Die hübsche dunkelhaarige Polizistin stand mit hängendem Kopf abseits. Florian stand neben ihr und redete auf sie ein. Rolf sprach hektisch mit ein paar Sicherheitsbeamten und dem Einsatzleiter der Landshuter Polizei, Hauptkommissar Strutiow. Der hochgewachsene Strutiow machte ein ebenso betretenes Gesicht wie alle anderen Polizeibeamten. Auf den hell beleuchteten Arkaden drängelten und schubsten sich die Kamerateams, die gedacht hatten, eine langweilige Ausstellungseröffnung zu covern, und nun eine Schießerei gefilmt hatten. Wahrscheinlich waren die ersten Aufnahmen schon als Datenpakete unterwegs zu den Redaktionen. Ein paar Medienleute brüllten sich gegenseitig Verwünschungen und den Sanitätern Anweisungen zu, zur Seite zu rücken, damit sie den Sterbenden besser aufnehmen konnten. Vom Haupttor vorn bei der Straße näherte sich der hektische Sirenenton eines zweiten Krankenwagens.
    Robert tätschelte Bülents Wange, dann hinkte er auf Monika zu. Er war jetzt der Boss, es war seine Aufgabe, der jungen Polizistin beizustehen.
    Monika zuckte plötzlich zusammen und riss ihr Handy aus der Tasche. Robert hörte das leise, abgehackte Summen des Vibrationsalarms. Sie stierte auf das Display, und Robert wurde klar, dass sie in der Hektik des beginnenden Einsatzes – war das erst vor wenigen Minuten gewesen!? – vergessen hatte, das Gerät auszuschalten.
    »Harald!?«, schrie sie mit überschnappender Stimme. Und dann: »Harald, und wenn du tausendmal mein Chef bist, du bist das größte Arschloch aller Zeiten! Wo bist du überhaupt!? Hier ist die Hölle los. Eric Heigl hat auf Robert geschossen. Er stirbt!«
    Robert war stehen geblieben, als sei er gegen eine Mauer gelaufen.
    Monika sah auf, dann streckte sie ihm unaufgefordert ihr Mobiltelefon hin. Ihr Gesicht war verzerrt. »Red mit ihm, ich kann es nicht!«, zischte sie.
    Von einem der beiden Sanitäter hinter Robert kam die Meldung: »Er ist tot.«
70 .
    Nachdem Peter erklärt hatte, dass nicht Harald, sondern er am Apparat war und in welcher Lage sie alle steckten, berichtete Robert, dass Eric Heigl bei seiner versuchten Festnahme erschossen worden war. Er sprach im unpersönlichen Stil einer dienstlichen Meldung, doch Peter war völlig klar, dass es Roberts Waffe gewesen sein musste, die Eric Heigl den Tod gebracht hatte. Er fühlte selbst die Erschütterung, die jeden Polizeibeamten befiel, wenn er erfuhr, dass ein Kollege zur letzten, tödlichen Konsequenz hatte greifen müssen, aber er schob sie beiseite.
    »Wir können hier nicht so schnell weg«, erklärte Robert. »Nicht, ohne auf die Geiselnahme hinzuweisen, aber dann passiert genau das, was Sie nicht wollen, nämlich dass die Einsatzkräfte den Burgstall umzingeln. Sind Sie sicher, dass das nicht ohnehin die beste Lösung wäre?«
    »Denken Sie an Bogenhausen«, sagte Peter dumpf.
    »Scheiße«, stieß Robert hervor.
    »Na gut«, verabschiedete sich Peter. »Kommen Sie zu Hilfe, sobald Sie können. Ich denk mir was aus.«
    Während des Telefonats hatte Peter sich einen Überblick über das Gelände um den Einödhof und den Feldweg verschafft. Nirgendwo innerhalb der

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