Richard Dübell
Peter Bernward gesprochen«, sagte er schnell. »Bitte – hören Sie sich an, was ich Ihnen zu sagen habe. Es kommt direkt von ihm. Er …«
»Wo ist Harald Sander?«, grollte Maier.
»Er hat versucht, Konstantin im alten Burgstall eine Falle zu stellen. Er hat ihn erst auf die Geisterführung aufmerksam gemacht. Es hat nicht geklappt. Konstantin hat ihn ausgetrickst.«
»Und Ihr Chef hat Sie alle ausgetrickst«, sagte Maier.
Robert biss die Zähne zusammen. Die Verachtung in Maiers Stimme war deutlich zu hören. Sie galt Harald, nicht ihnen, und trotzdem fühlte er sie wie einen Schlag in die Magengrube. »Konstantin hat die Kinder, Hauptkommissarin Flora Sander, Connor Lamont und Peter Bernwards Vater in seiner Gewalt – aber nicht Peter Bernward selbst. Wenn sich von den Erwachsenen keiner verplappert hat, dann ahnt Konstantin nicht einmal, dass Hauptkommissar Bernward ebenfalls vor Ort ist.«
»Und Ihr Chef?«
»Als ich mit Hauptkommissar Bernward sprach, war Harald gerade dabei, den Hochzeitsschmuck zu holen, um ihn auszuliefern.«
»Was? Aber der Schmuck ist doch für die Pressekonferenz vorgesehen.«
Robert seufzte. »Das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe noch nie erlebt, dass Polizeibeamte eine Situation so dermaßen in die Katastrophe führen«, sagte Maier leise. Er hob erneut sein Handy. »Wenn Hauptkommissar Bernward nicht vor Ort wäre, wüssten wir nicht einmal, was los ist, oder? Ich leite jetzt die nötigen Schritte in die Wege.«
»Nein, bitte – warten Sie. Bernward lässt Ihnen ausrichten, dass Sie keine Chance haben, den Burgstall so zu umstellen, dass für Konstantin keine Fluchtmöglichkeit besteht. Das Gelände ist zu unübersichtlich, erst recht bei Nacht. Alles, was Sie erreichen, ist, die Geiseln in noch größere Gefahr zu bringen. Selbst wenn Sie es schaffen sollten, einen dichten Ring um den Burgstall zu ziehen, braucht Konstantin nur eine der Geiseln zu erschießen, und im darauf folgenden Chaos …«
»O Gott«, stieß Maier hervor, der das Szenario offenbar vor seinem inneren Auge sah. »Und wir wissen ja, wie wenig wert ihm das Leben seiner Geiseln ist, wenn er sich mit ihrem Tod seine Flucht erkaufen kann … Was schlägt Bernward vor?«
»Halten Sie Notärzte und Sanitäter und Einsatzkräfte bereit, aber kommen Sie dem Burgstall nur so nahe, dass Konstantin es nicht merkt. Ich kenne die Topographie hier nicht gut genug, aber Sie werden schon wissen, wo Sie Ihre Kräfte am besten sammeln.«
Maier nickte grimmig. »Und was geschieht weiter?«
»Bernward will versuchen, sich Konstantin zu schnappen, wenn Harald den Schmuck übergeben hat. Er hofft, dass das Überraschungsmoment ausreicht.«
»Konstantin wird den Burgstall nicht ohne Geiseln verlassen. Wie will er überhaupt dort wegkommen? Wird er nicht als Nächstes ein Fluchtfahrzeug verlangen?«
»Er wird Harald die Schlüssel zu seinem Dienstwagen abnehmen«, sagte Robert. »Und der ist vollgetankt, verfügt über Polizeifunk und fährt zweihundertfünfzig. Wenn Konstantin erst dort drin sitzt, wird es hart, ihn zu schnappen.«
Maier starrte ihn an. »Scheiße«, sagte er klar und deutlich. »Das ist ja ungeheuerlich, wie Ihr Chef die Lage verbockt hat.«
Robert schluckte. Die ganze Zeit über hatte er sich gefragt, ob dies der richtige Zeitpunkt sei, die ganzen Fakten auf den Tisch zu legen, und jedes Mal, wenn Maier eine Anspielung auf den Tod des Juweliers gemacht hatte, war er innerlich zusammengezuckt. Aber er musste sich die Sache nun endlich von der Seele reden, auch wenn Maier ihn dann sofort wegen Beihilfe zum Totschlag verhaften ließe. Robert öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sein Blick war unwillkürlich auf das Team gefallen, als könnte er aus dessen Anwesenheit Kraft ziehen, und ihm wurde schlagartig klar, wie viel Monika und die Kollegen ihm bedeuteten. Es war Harald, der sie im Stich gelassen, verarscht und verraten hatte, aber er, Robert, hatte ihm dabei geholfen, und sie würden seinen Verrat nicht weniger schlimm finden als Haralds Handlungsweise. Sie hatten es nicht verdient, dass das alles geschehen war, und sie hatten keinen Teamleiter wie Harald verdient. Sie hatten aber auch keinen Stellvertreter wie Robert verdient. Er war zur falschen Seite hin loyal gewesen. Das Team dachte, dass es wenigstens ihm vertrauen konnte; wenn er gestand, was in Bogenhausen geschehen war, würden sie erkennen, dass auch er ihr Vertrauen mit Füßen getreten hatte.
»Was?«, stieß Maier
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