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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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müssen.
    Er holte Atem, um sich zu melden und nachzuhaken, als Harald Sander sagte: »Aber keine Sorge, Sie haben mit dem Fall gar nichts zu tun.«
    Michael Maier blickte auf. Harald Sander war nach seiner Begrüßung stehen geblieben und gebot über den Tisch vorn, als sei er der Innenminister. »Was?«, fragte Maier. »Was meinen Sie damit?«
    »Bei diesem Fall ist Ihre Mitarbeit nicht nötig.«
    »Aber … warum haben Sie mich dann gebeten, alle Kollegen zusammenzutrommeln?«
    »Um Ihnen allen«, Harald erhob die Stimme, damit er über das zunehmende Gemurmel hinweg gehört wurde, »klarzumachen, dass Sie sich nicht einmischen sollen. Ihnen ist der Fall nicht vertraut, und der Täter ist Ihnen unbekannt. Uns nicht. Wir können vorhersehen, wie er reagiert, wir kennen seine Vorlieben, seine Macken. Wir kennen seine Psyche. Wir sind an ihm dran wie ein Pennäler mit den Fingern in seiner eigenen Schlafanzughose. Sie stören unsere Arbeit eher, als dass Sie uns helfen. Und vor allem sind Sie hier«, er machte eine weit ausholende Geste zum Fenster hinaus, »an solche Fälle nicht gewöhnt, anders als wir in der Landeshauptstadt.«
    »Depp!«, brummte ein Polizeibeamter in Peters Nähe vernehmlich. Er war der einzige uniformierte Beamte; Michael Maier ließ es sich angelegen sein, bei wichtigen Besprechungen auch die Kollegen in Grün dazuzubitten.
    »Dann habe ich …«, Michael Maier klang fassungslos, »… dann habe ich ein halbes Dutzend Kollegen aus ihrem freien Tag geholt, nur damit Sie ihnen sagen, sie sollen sich raushalten?«
    »Hätte ich vielleicht bei jedem einzelnen der Kollegen einen Hausbesuch machen und ihn wachküssen sollen?«, gab Harald zurück. »Fakt ist, dass Sie und Ihre Leute sich nicht einmischen sollen. Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen verständlich vermitteln.«
    Das Gemurmel wurde noch lauter. Und wütender. Vorn am Tisch senkte Robert Kalp den Kopf und betrachtete seine Hände, die vor ihm auf der Tischplatte lagen.
    »Heute Abend haben wir den Kerl auf Eis«, sagte Harald und setzte sich wieder. »Dann können Sie Ihrem Alltag nachgehen. Bis dahin kommen Sie uns bitte nicht in die Quere.«
    Peter stellte fest, dass er die Hand gehoben hatte. Michael Maier sah zu ihm herüber, aber er war offensichtlich zu schockiert, um zu reagieren.
    Harald Sander rollte mit den Augen. »Ist noch was unklar?«, fragte er.
    »Ein Fahndungsfoto wäre nicht zu verachten«, erklärte Peter. »Falls der Kerl uns bei der Erledigung unseres Alltagsgeschäfts versehentlich vor die Füße fällt.«
    Ein paar Landshuter Kollegen wandten sich um und sahen ihn an. Diejenigen, die ihn näher kannten, grinsten verstohlen. Peter wusste, dass seine Stimme zuckersüß geklungen hatte – ein sicheres Zeichen für alle die, die mit ihm vertraut waren, dass der Hauptkommissar wütend war und sich anschickte, die Quelle seines Ärgers in ihre Einzelteile zu zerlegen.
    »Wir haben kein Fahndungsfoto«, sagte Harald unwirsch.
    »Weil Sie es in der Landeshauptstadt vergessen haben, oder weil Sie keins haben?«
    Harald zögerte ein paar Augenblicke. »Wir haben keins. Wir brauchen auch keins. Sonst noch Fragen?«
    Peter meldete sich wieder. Er hatte keine andere Antwort erwartet. Ihm war klar, dass die Kollegen aus München blank waren und mit einer langen Stange im Nebel herumstocherten. Er wusste, dass er sich kindisch verhielt, aber es verlangte ihn danach, dem arroganten Burschen dort vorn die Hose auszuziehen. Allein schon für Flora, die den Kopf gesenkt hatte, ihr Gesicht hinter ihren Haaren verbarg und sich vermutlich für ihren ehemaligen Gatten in Grund und Boden schämte.
    Harald sah aus, als werde er gleich explodieren. »Ja bitte?«, fragte er mit bedrohlich leiser Stimme.
    »Können Sie uns den Namen des Täters verraten?«
    »Nein!«
    »Weil Sie ihn vergessen haben, oder weil …«
    »Weil das eine geheime Ermittlungssache ist!«
    Die Polizisten im Raum begannen zu lachen. Selbst Michael Maier grunzte erheitert. Haralds Gesicht färbte sich dunkel. Diese Ausrede war so ziemlich die lächerlichste gewesen, die er sich hätte ausdenken können. Peter begann das Gespräch mehr und mehr zu genießen.
    »Wir nennen ihn Blofeld!«, schnappte Harald.
    »Weil er eine weiße Katze hat?«
    Harald blinzelte. »Hä?«, fragte er.
    Robert Kalp hob den Kopf und schenkte Peter einen Blick neu erwachten Interesses.
    »Blofeld ist doch einer der Bösewichte aus den James-Bond-Filmen. Er hat immer eine weiße Katze

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