Richard Dübell
Unterton.
»Dann, Herr Kollege«, sagte Flora, »versuchen wir, so viel wie möglich darüber rauszubekommen, wie der Überfall stattfand und an was die Opfer sich erinnern, vergleichen es mit den Aussageprotokollen von heute Morgen – und du und Robert hört zu und schaut, ob ihr Hinweise auf Blofeld heraushören könnt. Wir kennen die Opfer, ihr kennt den Verbrecher.«
»Wir sind das A-Team!«, sagte Harald, und Peter glaubte, erneut Spott herauszuhören. Der Ärger ließ ihn schneller reden als denken.
»Nein«, erwiderte er. »Flora und ich sind das A-Team. Ihr dürft nur mitspielen, weil wir es lieben, wenn ein Plan funktioniert.«
Flora seufzte. »Hannibal«, sagte sie dann, »steck dir eine Zigarre in den Mund und halt die Klappe.«
Robert Kalp grunzte erheitert.
»Und bevor irgendeiner von euch Machos auf dumme Ideen kommt: Ich klingle! Bei euch bekommt jeder Zeuge Angst, dass ihn euer Testosteron erschlägt.«
»Haben Sie gehört, Herr Bernward?«, sagte Harald vom Fahrersitz. »›Unser Testosteron …‹«
»Halt du auch die Klappe, Harald«, versetzte Flora. »Du bist schon wieder falsch abgebogen. Da hättest du jetzt geradeaus gemusst.«
19 .
»Bitte, Stani«, sagte der braungebrannte Mann im weißen T-Shirt und der Jogginghose, der ihm gegenüber am Küchentisch saß und nach Furcht und einem historischen Verständnis von Körperpflege roch.
»Bitte, Stani was?«, fragte Konstantin Heigl. Er fand es geradezu seltsam, den Namen aus der Kindheit wieder zu hören, mit dem er immer gerufen worden war; und umso seltsamer, weil er in der letzten Zeit begonnen hatte, von sich selbst mit dem Namen zu denken, den er aus der Zeitung erfahren hatte – dem Namen, den die Polizei ihm gegeben hatte: Blofeld. Wenn er es sich hätte aussuchen können, hätte er seinen alten Namen ganz zugunsten des Spitznamens abgelegt. Stani Heigl war ein Opfer gewesen; der Superterrorist Blofeld aus den James-Bond-Filmen war alles andere als das.
»Bitte, Stani, tu die Knarre weg«, sagte der Mann im T-Shirt. Er fixierte den Lauf der Waffe. Er war bleich geworden, als Konstantin sie aus der Tasche gezogen hatte. Sein Adamsapfel tanzte heftig, während er sprach.
»Warum soll ich sie wegtun, Eric?«, fragte Konstantin. Die Waffe zielte nicht auf sein Gegenüber, aber Konstantins Finger lag statt auf dem Abzugsbügel ganz leicht auf dem Abzug.
»Weil … weil sie unnötig ist!«
»Unnötig wofür?«
Erics Hände zitterten vor Furcht. Seine Mundwinkel zuckten, aber er konnte nichts entgegnen.
»Warum soll ich die Waffe wegtun, Eric?«, wiederholte Konstantin.
»Weil sie mir Angst macht!«
»Ah!« Konstantin lächelte. »Wer macht dir Angst? Die Pistole oder ich?«
»Du!«
»Warum hast du mich dann reingelassen?«
»Ich … ich …«
»Lieber Himmel!«, sagte Konstantin heftig. »Soll ich’s dir sagen, du Schwachkopf? Weil du noch mehr Angst davor hattest, mich draußen stehenzulassen!«
Eric räusperte sich hektisch. Seine Unterlippe zitterte. »Mensch, Stani«, murmelte er. »Tu sie weg, bitte.«
Konstantin seufzte, dann legte er die Pistole genau zwischen sich und Eric. Er lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück. »Besser?«, fragte er.
Eric fixierte die Waffe, als hätte Konstantin eine giftige Spinne auf den Tisch gesetzt. »Du hast gesagt, es kommt niemand zu Schaden«, flüsterte er.
»Der Museumswärter nahm seinen Job zu ernst.«
»Musstest du ihn deshalb umlegen?«
»Klar«, sagte Konstantin. Er dachte daran, wie er es auf dem Weg zu seinem Versteck im Museum gerade noch auf eine Toilette geschafft hatte, bevor er sich hatte übergeben müssen – wieder und wieder, während sein inneres Auge ihm ständig das Blut gezeigt hatte, das überall hingespritzt und am Sockel des Schaukastens herabgetropft war. Er würde den Teufel tun und sich anmerken lassen, dass dies geschehen war.
»Stani …« Eric stöhnte.
»Was ›Stani‹?«, äffte Konstantin sein Gegenüber nach. »Kein Mensch bekommt das, was er will, wenn er ständig den Schwanz einzieht. Schau dich doch an!«
»Ich hab, was ich wollte.«
»Was? Diese versiffte alte Bruchbude? Den Job als Sani? Alte Knacker von der Schippe ziehen, wenn es für alle besser wäre, sie endlich abtreten zu lassen? Verblödete Teenager von der Straße kratzen, die zu dämlich sind, mit ihren Mopeds um die Kurve zu kommen? Fette Familienväter aus ihren Autowracks zerren, ohne zu wissen, ob die Blödmänner nicht mit Absicht an den Brückenpfeiler
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