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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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gefahren sind, weil ihnen plötzlich klargeworden ist, in was für ein Scheißleben sie eben nach Hause fahren wollten?«
    »Was ich tue, hilft den Leuten.«
    »Ist es das, was du vom Leben wolltest, Eric? Anderen Leuten helfen? Und damit eine Schuld abtragen, die gar nicht die deine ist? Oder willst du nur die kleine Muschi, mit der du zusammenlebst? Kinderlein, einen Golf in der Garage und einen Rasenmäher im Garten?«
    »Lass Natalie aus dem Spiel!«
    Konstantin lächelte. »Warum? Ich muss sagen, ich war schon erstaunt, als ich sie aus eurer Stammdisco kommen sah, grade als ich reingehen wollte. Ohne dich, Eric! Wo du dort doch sonst immer zu finden warst!«
    »Ich war müde vom Dienst …«
    »Ich wette, du warst nicht mehr drin seit Wittenberg!«
    Eric stöhnte. »Ja, ich war seitdem nicht mehr drin! Ich krieg das nicht mehr aus dem Kopf, dass du den Museumswärter erschossen hast. Und ich seh mich dauernd, wie ich die Trage mit dir drauf durch die Leute schiebe und jeden Moment darauf warte, dass wir aufgehalten werden. Ich fang seitdem zu schwitzen an, Stani, wenn mir die Leute zu nahe kommen! Ich denke, ich muss ersticken!«
    »Du solltest deine Freundin ficken, dann geht’s dir besser«, sagte Konstantin roh. Er dachte: Dabei musst du dich aber hinten anstellen, weil zuvor noch die Stecher dran sind, die sie in der Disco aufreißt . Sollte er Eric sagen, bei welcher Aktivität er seine Freundin erwischt hatte? Er beschloss, es sich für später aufzuheben. Es würde interessant sein zu erfahren, was die Schlampe von der Begegnung heute Morgen erzählt hatte.
    Eric murmelte: »Das geht dich nichts an …«
    »Was denn? Zu müde, um es ihr ordentlich zu besorgen? Ja, ja, der Dienst beim Roten Kreuz und die Abendkurse, die du machst, um den Quali nachzuholen – ungefähr zehn Jahre zu spät! –, und die ganze Arbeit, das Haus hier in Ordnung zu halten …« Konstantin machte eine lässige Handbewegung, die den Saustall umfasste, der sich überall zeigte. »Sag bloß, das fordert deine Manneskraft über Gebühr?«
    »Ich hab wenigstens einen Menschen, der das Leben mit mir teilt«, sagte Eric leise. »Du hast nur deinen Zynismus.«
    Konstantin tat so, als wollte er die Waffe aufnehmen. Eric fuhr zusammen. Konstantin langte stattdessen an der Pistole auf dem Tisch vorbei und tätschelte Erics Unterarm. »Ich bin stolz auf dich.« Der Spott triefte aus seinen Worten. »Was bin ich für ein Versager im Vergleich zu dir.«
    »Nein, Stani … nein, so war das nicht gemeint …«
    »Ich bin erleichtert.«
    »Warum hast du mich nicht einfach angerufen, statt Natalie auszurichten, ich solle bei dir …?«
    »Ich rufe nie an, Eric, das weißt du doch.«
    »Aber warum musst du dauernd Natalie als Botin missbrauchen? Als ich dir in Wittenberg helfen sollte, war es genau das Gleiche.«
    »Ihr seid eben meine kleine Familie.« Konstantin grinste böse. »Was ist jetzt, Eric? Ich frag dich noch ein letztes Mal, um der alten Zeiten willen.«
    Erics Augenlider zuckten.
    »Hilfst du mir?«
    »Bitte, Stani …«
    »Ja oder nein?«
    »Der Trick mit dem Herzinfarkt und dem Sanitäter funktioniert kein zweites Mal. Die Bullen sind doch jetzt darauf vorbereitet. Wie soll ich dir also helfen können?«
    O doch, er wird funktionieren , dachte Konstantin. Das Geheimnis ist nicht, sich neue Tricks auszudenken, sondern die alten so zu verändern, dass keiner darauf gefasst ist. Aber das alles werde ich dir nicht erklären . Laut sagte er: »Ja oder nein!«
    »Ich bin doch hier zu Hause … ich kann hier doch nicht … Und wenn du wieder irgendjemanden umbringst?«
    Konstantin legte eine Hand hinter ein Ohr. »Ich höre nichts, was mich auf den Gedanken bringen könnte, dass hier irgendwo Leben wäre«, sagte er.
    Eric sank in sich zusammen. »Bitte, Stani!«, flüsterte er.
    Konstantin musterte sein Gegenüber. Die Verachtung, die er fühlte, war so stark, dass sie ihn alles noch genauer als sonst sehen ließ: die dick gegelten Haare Erics, seinen martialischen Kinnbart, die Sonnenbräune, das Totenschädel-Tattoo, das er sich auf der Brust hatte stechen lassen und dessen oberer Rand aus dem lappigen Ausschnitt des T-Shirts lugte … Wie viel Selbstbewusstsein steckte in jemandem, der es so nötig hatte, männlich auszusehen?
    Die Türglocke schlug an. Eric erschrak so, dass er auf dem Stuhl in die Höhe fuhr und einen Schrei ausstieß.
    Konstantin musterte ihn. »Erwarten wir Besuch? Du hast nicht etwa die Polizei

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