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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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es. Er sah ein Gesicht mit drei Löchern darin – zwei vor Schreck aufgerissenen Augen und einem noch weiter aufgerissenen Mund –, dann ließ er sich von seinem eigenen Schwung weitertragen, schob den Mann vor sich her, verfehlte knapp den Anfang der Kellertreppe, rannte ein Beistellschränkchen mit einer Sammlung von Bildern über den Haufen, dass die Bilderrahmen durch die Luft flogen, nahm die unzeitgemäßen Wintermäntel mit, die an einer Garderobe hingen und ihn mit altem Essensgeruch einhüllten, riss eine kleine festgeschraubte Telefonkonsole aus der Wand, der Telefonhörer schlug ihm um die Ohren, fiel anschließend am anderen Ende des Gangs gegen eine Tür, die sich öffnete, und ging gemeinsam mit seinem Widersacher neben einer Kloschüssel zu Boden, in der das Wasser noch rauschte.
    Der Mann unter Peter schnappte nach Luft. Peter kämpfte sich aus den stinkigen Klamotten in die ebenso übelriechende Freiheit des kleinen Klos. Das Telefon, das sich um seinen Hals gewickelt hatte, hing mit Hörer und Apparat links und rechts an ihm herunter. Wenn er nicht den Stecker aus der Wand gerissen hätte, hätte es anklagend getutet. Vom Waschbecken rutschte ein Teller herunter und fiel Peter auf den Kopf, ein Löffel plinkerte neben ihm auf den Boden.
    »Scheiße«, stotterte der Mann und starrte Peter käsebleich ins Gesicht. »Ich war kacken, Mann!«
    »Sie sind verhaftet«, sagte Peter.
23 .
    Die junge Frau vor der Tür hielt einen Schlüssel in der Hand. »Ich hab statt des Haustürschlüssels den Autoschlüssel mitge …«, begann sie und verstummte, als sie Konstantin sah. Dann holte sie Luft, um zu schreien.
    Konstantin streckte die Hand aus, bis die Mündung der Waffe ihre Stirn berührte. »Schön ruhig bleiben«, sagte er. »So sieht man sich wieder.«
    Die Frau schloss den Mund. In ihren Augen war auf einmal nackte Panik. Sie begann zu zittern. Konstantin packte sie und zog sie herein, dann ließ er die Haustür zufallen. Er trieb sie vor sich her in die Küche. Eric saß noch immer am Küchentisch. Konstantin zwang die junge Frau, sich auf den einzigen anderen Stuhl zu setzen. Er lehnte sich gegen den Kühlschrank, fühlte etwas in seinem Rücken piken, drehte sich um und sah eine Schar kleiner Magneten in allen möglichen Formen, die Supermarktrechnungen, Merkzettel und Behördenschreiben festhielten. Er wischte alles mit einer Handbewegung auf den Boden und lehnte sich dann erneut an den Kühlschrank.
    Natalie Seitz stierte ihn mit aufgerissenen Augen an. Eric starrte auf die Magneten und die Zettel auf dem Boden.
    »Ich glaube, ich stelle meine Frage noch mal«, sagte Konstantin und genoss jede Sekunde. »Hilfst du mir, Bruderherz, ja oder nein?« Ohne abzuwarten, was Eric tun würde, drückte er die Mündung seiner Pistole ganz sanft an Natalies Schläfe. Sie gab ein kleines Geräusch von sich. Er fühlte ihr Zittern, das sich sogar über den Lauf der Waffe übertrug.
    »Bitte«, flehte Eric. »Tu ihr nicht weh!«
    »Was willst du noch von uns?«, flüsterte Natalie.
    »Nur, was man von seiner eigenen Familie erwarten kann – Beistand in der Not«, erklärte Konstantin.
    »Du fühlst keine Not«, stieß Natalie hervor. »Du fühlst überhaupt nichts.«
    Konstantin zögerte einen Augenblick, dann ließ er die Mündung sanft an ihrer Schläfe nach unten wandern, über ihre Wange, ihren Hals, bis er den Lauf der Waffe in den Ausschnitt ihres T-Shirts steckte. Sie zitterte nun so stark, dass ihr Atem stoßweise ging. Ihre Augen waren geschlossen.
    »Stani …«, sagte Eric. Konstantin sah zu seinem Bruder hinüber. Über dessen Wangen zogen sich Tränenspuren. »Lass sie in Ruhe«, sagte er kaum hörbar. »Ich helfe dir.«
    »Danke schön«, sagte Konstantin. Er nahm die Waffe weg, steckte sie aber nicht ein. Natalie Seitz sank in sich zusammen. »Gut«, erklärte er. »Wir haben Arbeit vor uns. Eric, pack dir ein paar Sachen zusammen, du ziehst zu mir.«
    »Aber …«
    »Halt die Klappe und tu, was man dir sagt.«
    »Aber Natalie …«
    »… wird es auch ohne dich aushalten. Vielleicht kommt sie dann mal dazu, aufzuräumen.«
    Natalie blickte auf. Die überstandene Angst machte ihr Gesicht aufgedunsen und hässlich, und ihre Augen waren voller Hass. »Ich hätte dich ganz einfach bei den Bullen verpfeifen können«, sagte sie. »Ein Wort hätte genügt.«
    »Was hättest du ihnen denn erzählt?«
    »Dass der Mann, der den Museumswärter in Wittenberg ermordet hat, der Bruder meines Freundes

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