Richard Dübell
und von einem Laien eigentlich nicht von den Originalen zu unterscheiden.«
»Und in Wittenberg …?«, fragte Flora.
»Da hat er ein paar Vitrinen aufgebrochen und andere Stücke mitgenommen – ebenfalls sehr wertvolles Zeug und auf dem Markt genauso unverkäuflich wie der Hochzeitsschmuck«, erklärte Robert Kalp. »Wir nehmen mittlerweile an, er tat es, um seine wahren Ziele zu verschleiern, was ihm ja auch die ganze Zeit über gelungen ist. Bis zu dem Überfall auf den Juwelier waren wir der Ansicht, Blofeld handle im Auftrag eines skrupellosen Sammlers.«
»Das kann er immer noch tun«, warf Peter ein.
»Wie ist er denn aus dem Museum in Wittenberg entkommen? Das muss doch alarmgesichert gewesen sein wie Fort Knox?«, fragte Flora. »Oder ist das noch ungeklärt?«
Harald sagte: »Nein, ist es nicht. Wir haben nur nicht alle Details freigegeben.«
Er lehnte sich zurück und überließ Robert Kalp die Beschreibung, wie Blofeld aus dem Museum entkommen war. Peter ahnte, dass bei der Geiselnahme in Bogenhausen irgendetwas schiefgelaufen war und dass dies mit Harald zu tun hatte, dem es deswegen auch darauf angekommen war, bei deren Schilderung das Wort zu führen. Vielleicht hatte ja Harald Sander irgendeinen Fehler gemacht, von dem er nicht wollte, dass die Kollegen in Landshut ihn erfuhren.
Oder dass überhaupt jemand davon erfuhr …
Hatte Harald irgendetwas übersehen, was es Blofeld erst ermöglicht hatte, den Juwelier zu erschießen?
Dann wurden Peters Gedankengänge plötzlich von Robert Kalps Bericht unterbrochen, und er hörte mit offenem Mund zu.
»Der Diebstahl fand von einem Freitag auf einen Samstag statt. Es war das letzte Wochenende der Ausstellung, deshalb war der Andrang groß und die Organisation des Museums ein wenig überfordert. Als man den Diebstahl und den Leichnam des Museumswärters entdeckte, wurden die ersten Besucher bereits eingelassen. Dann reagierten die Verantwortlichen aber sofort und schlossen das Museum. Sie mutmaßten, dass der Täter sich hatte einschließen lassen und noch im Museum sein musste. Der einzige von den Besuchern, der wieder rausgelassen wurde, war ein Mann, der in der Aufregung einen Herzinfarkt erlitt. Er wurde von einem Sanka abtransportiert.« Robert zuckte die Achseln. »Das war natürlich Blofeld. Er muss geplant haben, auf diese Weise die Diebesbeute an den Metalldetektoren am Ein- und Ausgang vorbeizuschaffen. Die schlugen an, aber die Wächter am Ausgang schrieben es dem Metall der Rolltrage zu, und außerdem machte der Sanitäter einen auf Tempo. Deshalb und in der gesamten Hektik fiel ihnen auch nicht auf, dass nur ein einziger Sanitäter gekommen war statt eines Teams.«
»Blofeld hatte sich nur in einer Sache verrechnet …«, sagte Harald mit einer gewissen Genugtuung in der Stimme.
»… der Hochzeitsschmuck war am Freitag nach Museumsschluss abtransportiert worden, um für das finale Wochenende noch einmal aufpoliert zu werden«, führte Robert aus. »Er war nicht mehr vor Ort.«
»Hat er deshalb den Museumswächter ermordet? Aus Wut?«
»Oder weil der Museumswächter ihn angegriffen hat. Wir wissen es nicht, und die forensische Auswertung des Opfers hat keine eindeutige Aussage ergeben. Es fanden sich Schmauchspuren an seinen Händen, was dafür spricht, dass er nach der Waffe gegriffen haben könnte und diese im Gerangel losging; es kann aber auch bedeuten, dass er panisch die Hände hob, bevor Blofeld abdrückte. Er hat ihm aus Nulldistanz mitten ins Gesicht geschossen.«
»Gott«, murmelte Flora.
Peter fühlte, wie sich ein Knoten in seinem Magen bildete.
»Den Sanka fanden wir auf einem Pendlerparkplatz bei der Autobahn«, sagte Harald. »Das eigentliche Sanitäterteam war hinten eingeschlossen. Gefesselt, geknebelt und mit Paketklebeband über den Augen. Er hat die Sanis zwar nicht ermordet, aber können Sie sich vorstellen, wie angenehm es ist, wenn einem beim Abmachen die Augenbrauen und Wimpern ausgerissen …«
» Womit hat er ihnen die Augen verklebt?«, rief Peter. Er war aufgesprungen, noch bevor er seine Frage hatte in Worte fassen können. Er fing Floras bestürzten Blick auf. Sie hatte ebenso schnell gedacht wie er.
»Paketklebe …«, setzte Harald an.
»Ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist«, unterbrach ihn Flora.
18 .
Diesmal lachten weder Peter noch Flora, als sie von der ungewöhnlichen Entdeckung des Stiftspropstes im Seitenportal der Martinskirche berichteten. Sie saßen im Fond von Haralds
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