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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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Natalie eine Botschaft zukommen lassen wollen, und der auf Freiersfüßen wandelnde Dominik war ihm einfach in die Quere gekommen? Aber weshalb hatte Blofeld dann nicht einfach gewartet, bis die Kopulation beendet war, und Natalie dann alleine angesprochen?
    Weshalb hatte Blofeld überhaupt die ganze Farce im Seitenportal veranstaltet? Peter hatte das Gefühl, dass die Antwort auf diese Frage einer der Schlüssel zur Lösung dieses Falls war.
    Weshalb Blofeld, dem Skrupel anscheinend fernlagen, Dominik und Natalie nicht sofort umgebracht hatte, war einfacher zu beantworten: weil er Natalie als Botschafterin gebraucht hatte und weil ein Doppelmord im Seitenportal der Martinskirche die gesamte Stadt in Aufruhr versetzt und seinen Coup unmöglich gemacht hätte. Warum hatte er dann acht Stunden später dennoch gemordet? Weil er gehofft hatte, dass man den Mord hier nicht so schnell entdecken würde? Weil er nicht anders gekonnt hatte? Weil Natalie Seitz zu einem Risiko geworden war? Weil er, wenn er seinen Coup beendet haben würde, auch Eric Heigl ermorden würde und weil er hier schon einmal die Hälfte der Aufgabe erledigen wollte?
    »Wo ist Flora?«, fragte er einen der uniformierten Polizisten.
    »Mit den Herren Oberwichtig aus München weggefahren«, erwiderte der Beamte.
    Peter bemühte sich, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Sie hatten ihn hier allein gelassen! Nicht, dass er Harald Sander so etwas nicht zugetraut hätte – aber Flora!? Er fühlte einen Stich, der für ein paar Momente alle Gedanken und Selbstvorwürfe in den Hintergrund drängte.
    »Danke«, sagte er dann und wandte sich ab.
    Rudolf Strutiow war es mittlerweile gelungen, den Kriminaloberrat in das Gespräch mit den beiden selbsternannten Nachbarschaftssprechern zu verwickeln und sich daraus zurückzuziehen. Peter gesellte sich zu ihm. Strutiow musterte ihn aufmerksam. Er musste sich dazu leicht nach vorn neigen – der uniformierte Hauptkommissar war fast einen Kopf größer als Peter. Es war jedes Mal ein Erlebnis, die Gesichter der Leute zu sehen, wenn er sich aus einem Einsatzfahrzeug faltete und am Ende wie ein Turm über alle hinausragte. In seiner Freizeit fuhr er eine schwere Harley Davidson, die wie ein Moped aussah, wenn er daraufsaß.
    »Verdammte Geschichte, oder?«, sagte Strutiow und deutete mit dem Daumen hinter sich auf das Haus. »Kennst du den alten Aberglauben, dass der Tod immer dreimal hintereinander zuschlägt?«
    »Ist das wie die Elster auf dem Nachbarhaus, die den Tod unter deinem eigenen Dach spürt, wenn sie mit dem Kopf in deine Richtung sitzt?«
    Strutiow sagte erstaunt: »Den kannte ich noch gar nicht!«
    »Meine Großmutter hat das mal gesagt«, erklärte Peter halb verlegen. »Eine Weile bin ich als Kind immer am Zaun unseres Grundstücks entlanggeschnürt mit Steinen in der Hand, um Elstern zu vertreiben, die es sich auf den Nachbardächern gemütlich machen wollten.«
    Strutiow schüttelte den Kopf und grinste. »Hast du welche getroffen?«
    »Ich hab mich nie getraut zu werfen, weil ich zu viel Angst hatte, aus Versehen ein Fenster zu zerdeppern.«
    »Und – ist wer gestorben?«
    »Meine Mutter. Aber da war ich schon von zu Hause ausgezogen. Sie war erst Mitte vierzig.«
    Der Hauptkommissar seufzte. »Aberglaube schlägt scharfe Krallen in die Seelen der Leute. Ich hoffe, du hast dir nicht irgendwie Vorwürfe gemacht, dass du die Elstern damals nicht vertrieben hast?«
    »Natürlich nicht«, sagte Peter, der beim Tod seiner Mutter Anfang zwanzig gewesen war und sich tagelang Vorwürfe gemacht hatte. Aberglaube schlug nicht nur scharfe, sondern auch lang haftende Krallen in die Seele.
    »Jedenfalls wollen wir hoffen, dass es hier nicht noch einen dritten Todesfall gibt«, erklärte Rudolf Strutiow.
    »Einen zweiten …«, sagte Peter automatisch.
    Strutiow schüttelte den Kopf. »Nein, das hier ist der zweite.«
    In Peter klingelten sämtliche Alarmglocken, auch wenn er keine Ahnung hatte, was das Klingeln bedeutete. »Erzähl mir mehr«, sagte er.
    »Weißt du das nicht mehr? Das war doch Tagesgespräch hier in Landshut – ach, ich vergesse dauernd, dass du ein Beute-Landshuter bist …«
    »Ich bin ein re-patriierter Landshuter!«
    Strutiow winkte ab. »Eric Heigls Mutter hat damals Selbstmord begangen. Eric hat übrigens noch einen älteren Bruder, aber da komme ich jetzt nicht auf den Namen. Irgendwas Pompöses … Tiberius?«
    »Warum hat sie sich umgebracht? Und wie?«
    »Ich weiß

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