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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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Polizisten vorbeimarschiert, die das Haus untersuchten, in dem er nur wenige Minuten zuvor einen Menschen ermordet hatte – mit nichts als dem Dreirad als Tarnung, das er aus dem nächstbesten Vorgarten geklaut hatte! Und er, Hauptkommissar Peter Bernward, konnte sich außer an eine Sonnenbrille und einen dunklen Anzug an keinerlei Einzelheiten erinnern, weil er mit seinen Gedanken woanders gewesen war und dem Mann keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte!
    Der Mann mit dem Dreirad blickte erschrocken auf, als Peter plötzlich vor ihm stand. »Wo hat das gelegen?«, fragte er atemlos.
    »Wer sind Sie denn?« Der Mann maß Peter von Kopf bis Fuß.
    »Ich bin der Typ, der Sie gleich mit runter zur Dienststelle nimmt und den ganzen Nachmittag verhören lässt, wenn Sie nicht sofort …«, begann Peter.
    Er fühlte die beruhigende Hand von Michael Maier auf seinem Oberarm. »Warum wollen Sie das wissen, Herr Hauptkommissar?«
    Der Mann mit dem Dreirad räusperte sich und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Äh … da drüben«, sagte er bedeutend kleinlauter. »Im Carport der Klopeks.«
    Peter sah den Carport, und er sah auch, dass man von ihm aus problemlos das Haus von Eric Heigl im Auge behalten konnte – samt einem dämlichen Polizeibeamten namens Peter Bernward, der dort herumstand und ahnte, dass er beobachtet wurde, aber nicht schlau genug gewesen war, daran zu denken, dass der beste Beobachtungsposten immer noch der nächstgelegene war. Peter hatte gedacht, der Beobachter wäre im Wald gewesen? Ha! Mit einem kurzen Sprint hätte er ihn erreichen und aus dem Schatten des Carports herausziehen können!
    Er ließ den Kopf hängen. Er hatte das Gefühl, dass er ganz persönlich Blofeld hatte entkommen lassen.
    »Die Spurensicherung soll gleich da drüben tätig werden«, sagte er zu Maier. »Der Tatverdächtige hat dort auf der Lauer gelegen. Kann ich mir Ihren Wagen ausleihen, Chef?«
31 .
    Floras Wohnung lag im Harlanderviertel, wo sich Bürgerhäuser aus der Gründerzeit, Reihenhäuschen aus den fünfziger Jahren und ein paar hohe Wohnblocks im halbwegs gefälligen Design der achtziger Jahre den Platz miteinander teilten. Flora hatte ein Apartment im obersten Stockwerk eines dieser Blocks gemietet und teilte sich zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, ein Bad und eine zu enge Küche mit ihrer Tochter Julia. Das Apartment hätte zweimal in Peters Altbauwohnung gepasst, dafür aber fehlten ihr solche Dinge wie die ständig zugigen Fenster, der schräge Fußboden, die bröckeligen Wände und das Klo auf dem Außenbalkon, die Peters unmittelbaren Lebensraum interessant machten.
    Peter hatte Michael Maiers Wagen bei der Dienststelle in der Neustadt abgestellt und war zu Fuß zu Floras Wohnung marschiert – ein Weg von einer Viertelstunde, der ihm half, die Informationen und Gefühle zu sortieren, die mit dem Mord an Natalie Seitz in Verbindung standen, und ihm außerdem beeindruckende Schwitzflecken unter den Achseln verschaffte. Die Sommerhitze hatte sich nun, auf dem Höhepunkt des Nachmittags, in die übliche Landshuter Schwüle verwandelt, und die spätgotische, von keinerlei Grün unterbrochene Anlage der Neustadt strahlte mit jedem einzelnen Pflasterstein die Hitze zurück, die sie von oben empfing.
    Als Peter auf Floras Klingelknopf drücken wollte, fühlte er sich plötzlich befangen. In der Dienststelle war er zuerst in ihr gemeinsames Büro gegangen, in der Hoffnung, sie beim Protokollschreiben anzutreffen. Sie war nicht dort gewesen, ebenso wenig wie Harald Sander. Auf der Suche nach dem Beamten, mit dem zusammen er sich an einem Phantombild Blofelds versuchen konnte, hatte er Robert Kalp angetroffen, allein in einem leerstehenden Büro, der mit verstörter Miene in sein Mobiltelefon horchte und ihm zunickte, ohne das Gespräch zu unterbrechen. Peter hatte nicht gewartet, bis Haralds Stellvertreter das Gespräch beendet hatte. Nachdem er erfahren hatte, dass der im FACETTE -Programm geschulte Beamte nicht anwesend war und sich daher auch niemand mit seinen kargen Informationen an einem Phantombild hätte versuchen können, hatte er die Inspektion verlassen.
    Und jetzt stand er hier und zögerte …
    »Ja?«, fragte eine helle weibliche Stimme.
    … und erkannte, dass er irgendwie den Klingelknopf gedrückt haben musste, ohne es zu wollen. Verdammt!
    »Hallo?«, ertönte die Stimme erneut. Im Hintergrund konnte man ein Gespräch zwischen einem Mann und einer Frau hören. Das Gespräch war laut. Die

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