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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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es nicht mehr, Peter. Ich war zu der Zeit im Personenschutz und nur alle heilige Zeiten zu Hause in Landshut. Frag mal in der Dienststelle nach, da kann es dir sicher jemand sagen. Der Tod war lange Gerede in der Stadt – der alte Heigl war ja ständig in der Presse mit seinen Artikeln.«
    »Der Vater hat Artikel geschrieben?«, fragte Peter langsam. Das Gespräch, das er heute Vormittag mit Flora auf dem Weg zum Burgstall gehabt hatte, kam ihm in den Sinn. Gott, warum war ihm die Namensgleichheit nicht sofort aufgefallen? »Reden wir hier von Tristan Heigl?«
    Strutiow schlug Peter kameradschaftlich gegen den Oberarm. »Hab mich schon gewundert, dass jemand mit deinen Interessen nicht eins und eins zusammenzählen kann.«
    »Was für Interessen?«
    »Die alten Zeiten! Deine Ritterführung ist doch morgen Abend, stimmt’s?«
    »Erstens ist das nicht meine Veranstaltung, sondern ich arbeite Connor und Flora nur zu … Zweitens heißt es Geisterführung … Und drittens: Reden wir tatsächlich von Tristan Heigl? Dem Mann, der jeden noch so kleinen Fehler bei irgendeinem historischen Bezug bei jedem noch so unbedeutenden Zeitungsartikel mit einem Leserbrief korrigierte? Haben sie den nicht mal angezeigt, weil er eine Gedenktafel an einem Haus in der Altstadt demolierte …?«
    »… weil der Bildhauer auf dieser Gedenktafel die römische Zahl Acht als VIII geschrieben hatte, aber da man im Mittelalter die Acht als IIX schrieb und die Gedenktafel auf einen Übernachtungsgast in diesem Haus während der Landshuter Hochzeit hinwies und diese im Mittelalter stattfand …« Rudolf Strutiow malte die römischen Zahlen mit großen Gesten in die Luft. »Er hieß übrigens Konstantin.«
    »Wer hieß Konstantin?«, fragte Peter verwirrt.
    »Eric Heigls älterer Bruder.«
    »Und was ist mit dem?«
    »Der hat’s geschafft, hier rauszukommen«, sagte Strutiow.
    »Wie meinst du das?«
    »Die Heigls waren keine glückliche Familie. Der Alte hat sie mit seinem Geschichtsfimmel genauso terrorisiert wie die ganze Stadt. Nach dem Selbstmord der Mutter ist Eric total abgestürzt. Er hat sich erst vor einiger Zeit wieder gefangen. Sein Bruder Konstantin dagegen hat alle Brücken abgebrochen und die Stadt nach der Beerdigung seiner Mutter verlassen. Ich gehe nicht davon aus, dass er sich von seinem Vater je verabschiedet hat.«
    »Das Glück wohnt auch jetzt nicht in diesem Haus«, sagte Peter und dachte an Natalie Seitz. »Was ist aus Tristan Heigl geworden?«
    »Keine Ahnung – nach dem Tod seiner Frau ist es still um ihn geworden. Ich nehme an, er ist mittlerweile auch verstorben, sonst wäre nicht Eric der Hauseigentümer.«
    Peter nickte. Er wusste, wen er dazu befragen konnte – seinen Vater. Falls es überhaupt von Bedeutung war; er wusste es nicht, aber er hatte das Gefühl, dass im Augenblick alles bedeutend war. Ihm fiel wieder ein, weshalb er Strutiow hatte ansprechen wollen. »Kann mich irgendjemand mit runter in die Stadt nehmen? Ich bin mit den Münchner Kollegen hergekommen, und die haben mich hier sitzenlassen.« Er erwähnte nicht, dass Flora mit Harald und Robert mitgefahren war, anstatt bei ihm zu bleiben, aber Rudolf Strutiows Blick konnte er entnehmen, dass der Polizeihauptkommissar es wusste und sich seine eigenen Gedanken machte.
    Strutiow wies auf die Gaffer und das Haus, in dem die Spurensicherung zugange war. »Solange hier keine Ruhe einkehrt, fährt keiner von uns runter. Frag deinen Chef, vielleicht gibt er dir seine Karre. Wie es aussieht, bleibt er ja noch eine Weile hier.«
    Michael Maier war mittlerweile mit drei Leuten in eine Diskussion verwickelt. Der neu hinzugekommene Mann hob ein Kinderspielzeug in die Höhe. »Und darum sollten Sie sich auch mal kümmern!«, sagte er ärgerlich. »Am helllichten Tag werden einem die Sachen aus dem Garten geklaut – und dann auch noch irgendwo liegengelassen. Diesen Banditen ist sogar das Tragen der Beute zu aufwendig! Lauter Gesocks. Hier, da müssen doch Fingerabdrücke drauf sein!« Er hielt Michael Maier das Kinderspielzeug unter die Nase.
    Peter starrte es an. Das Spielzeug war ein Kinderdreirad. Der Mann, der es über das Trassierband hielt, war jedoch nicht der Anzugträger, den Peter damit am Haus hatte vorbeigehen sehen.
    »Verflucht«, flüsterte er, »dreimal verflucht!«
    »Was ist denn?«
    Peter antwortete nicht. Ihm ging auf, dass er Blofeld gesehen hatte, auf eine Distanz von höchstens zwanzig Metern! Blofeld war frech wie Oskar an den

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