Richard Dübell
kommen würde, wenn sich die Stimmung zwischen ihr und Julia wieder gebessert hatte, aber Peter wusste es auch so. »Ich ruf dich an.«
»Ist gut. Flora … ich …« Peter zögerte. Was wollte er sagen? Was konnte er sagen? Ich … möchte mehr als ein Freund sein? … wünschte mir, du würdest auf Julia hören?
Ich …
… liebe dich?
Er hatte es zwei- oder dreimal zu ihr gesagt. Sie hatte es nur einmal zu ihm gesagt, am Telefon, an dem Morgen nach ihrer einen Nacht, als er allein in seinem Bett erwacht war und eigentlich erwartet hatte, sie noch an seiner Seite zu finden. Sie hatte ihm erklärt, dass sie keinen Sinn darin sah, aus einem One-Night-Stand eine Beziehung zu machen. Dann hatte sie, fast unhörbar und unter Tränen, gesagt: »Ich lieb dich, weißt du das?« Gleich danach hatte sie aufgelegt, und er hatte sie den ganzen Tag nicht mehr erreicht. Die Worte waren in seinem Herzen eingemeißelt wie in Granit. Sie waren es, die ihm auch an den Tagen Hoffnung gaben, an denen Flora ihm aus dem Weg ging.
»… ich hab noch ein paar interessante Dinge herausgefunden«, sagte er statt all der anderen Dinge, die er sagen wollte.
»Gib sie an Harald weiter, es ist sein Fall.«
»Vor oder nach unserem Duell?«
Er hörte den Anflug eines Lächelns in ihrer Stimme, als sie sagte: »Du bist ein Hirsch, Peter.« Sie beendete die Verbindung.
Auch Harald hatte sein Gespräch beendet. Peter fühlte sich versucht, auf sein Telefon zu deuten und zu sagen: Das war Flora! Aber er beherrschte sich. »Fahren wir zusammen in die Dienststelle?«, fragte er stattdessen. »Es gibt ein paar Neuigkeiten zu Ihrem Fall …«
Harald seufzte. Er starrte auf sein Handy, dann steckte er es weg und musterte Peter. »Wenigstens sehen Sie ein, dass es nicht Ihr Fall ist«, sagte er. »Der Wagen steht dort in der Seitenstraße.«
33 .
»Blofeld weiß, dass wir den Mord an Natalie entdeckt haben«, sagte Peter während der Fahrt. »Er hat uns aus einem Versteck gegenüber beobachtet.«
»Haben Sie ihn gesehen?«
»Von weitem und ohne dass ich auf ihn geachtet hätte. Ich werde versuchen, eine Phantomzeichnung über FACETTE anfertigen zu lassen, aber mehr als eine Sonnenbrille über einem dunklen Anzug wird nicht dabei herauskommen.«
»Können Sie versuchen, Robert eine Personenbeschreibung zu geben? Manchmal hilft es, wenn man von einem anderen gefragt wird, statt selbst seine Erinnerung zu bemühen.«
»Ich weiß«, sagte Peter. »Aber warum befragen Sie mich nicht?«
Harald deutete auf das Handy in seiner Brusttasche. »Ich muss dringend mit meinem Team in München telefonieren. Da gibt es Kommunikationsprobleme.«
Harald blieb im Auto sitzen und tippte auf seinem Handy herum, als sie auf dem Parkplatz im Hinterhof des Polizeigebäudes angekommen waren. Peter stieg aus und machte sich auf die Suche nach Robert Kalp. Haralds Stellvertreter saß in einem leeren Büro, das ihm der Disponent des Kriminaldauerdienstes zugewiesen haben musste. Er hatte einen der Rechner hochgefahren und klickte sich durch eine Kartei mit Gesichtern. »Wo ist Harald?«, fragte er, als Peter eintrat.
Peter deutete über die Schulter. »Telefonieren«, sagte er.
Robert schnaubte. Peter deutete auf eine Kaffeetasse, die neben Robert stand. »Was ist das?«
»Kaffee«, sagte Robert.
Peter schüttelte den Kopf.
Robert grinste auf einmal und schüttelte ebenfalls den Kopf. »Stimmt«, sagte er. »Das Zeug war in einer Thermoskanne, auf der das Schild ›Kaffee‹ klebte, aber das muss ein Irrtum gewesen sein.«
In der kleinen Teeküche im dritten Stock der Dienststelle, wo die Kriminalpolizei ihre Büros hatte, befand sich eine große Thermoskanne, in der Tag und Nacht Teer in wechselnden Stärken zur Verfügung stand, je nachdem, wer ihn gerade aufgebrüht hatte. Die Variationen reichten von »mörderisch« bis »total ungenießbar« und wurden anstandslos von allen Beamten getrunken. Manche wagten sogar, die Flüssigkeit als Kaffee zu bezeichnen. Peter war sicher, dass die Thermoskanne, sollte sie einmal entsorgt werden, von einem Sonderkommando in die Luft gesprengt werden müsste, weil das, was sich an ihren Wänden abgesetzt hatte, zum Bau von Atombomben verwendet werden könnte.
»Ich bin ein Zeuge«, erklärte Peter. »Fragen Sie mich nach dem Aussehen eines Tatverdächtigen, den ich gesehen habe.«
Robert musterte ihn verwirrt.
»Denken Sie nicht lange nach, fragen Sie«, sagte Peter und setzte sich auf den freien Stuhl.
»Glauben
Weitere Kostenlose Bücher