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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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ihm diese Worte eingegeben hatte, aber er wusste, dass sie trafen. Innerlich seufzte er.
    Der junge SOKO -Ermittler starrte ihn an. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er nach einer langen Pause.
    »Warum holt Harald das SOKO -Team nicht hierher?«, fragte Peter. »Wissen Ihre Kollegen überhaupt, dass Sie beide hier sind? Und weshalb hat Blofeld den Juwelier mit einer anderen Waffe erschossen als Natalie Seitz?«
    Die Genugtuung, dass Robert Kalp bleich geworden war, war schal. Es war ein Kollege, der hier vor ihm saß, kein Verbrecher.
    »Wie kommen Sie darauf, dass es eine andere Waffe gewesen sein soll? Die ballistischen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.«
    Peter hörte die Stimme von Sabrina Hauskeck, wie sie sagte: Die Kugel hat seinen Schädel durchschlagen . Er wusste, dass die Staatsanwältin sich in dienstlichen Angelegenheiten so unumwunden ausdrückte wie in ihrem privaten Feldzug, dessen Ziel die Eroberung Peter Bernwards war. Hätte der tote Juwelier so ausgesehen wie die Leiche von Natalie Seitz, hätte sie es erwähnt – auch beim Frühstück.
    »Es war eine andere Waffe«, sagte Peter. »Und ich frage mich, ob es nicht auch ein anderer Schütze war.«
    Ein Zucken ging über Robert Kalps Gesicht. Dann sagte der SOKO -Beamte: »Sie glauben, jemand anders hat Natalie Seitz erschossen, nicht Blofeld?«
    Peter stutzte.
    Robert Kalp zuckte mit den Schultern. Er sah unglücklich aus, aber sein Blick hielt Peters stand. »Es gibt immer zwei Sichtweisen, nicht wahr?«, fragte er leise. »So, wie es zwei Sichtweisen auf Ihre Rivalität mit Harald gibt. Die eine ist die professionelle …«
    Peter erkannte, dass er Robert unterschätzt hatte. Er mochte kein so großer Hundesohn sein wie sein Chef, aber er hatte das Zeug dazu, noch einer zu werden. »… und die andere auch«, erwiderte er mit einem warnenden Unterton.
    Robert Kalp lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Was immer Sie sagen«, meinte er.
    Harald stieß die Tür auf, drei unterschiedlich angeschlagene Kaffeetassen in den Händen balancierend. Die Flüssigkeit schwappte kaum. Er grinste. »Hab mein Studium mit Kellnern finanziert«, sagte er. Sein Blick fiel auf Roberts Tasse. »Oh, du hast ja schon.« Er reichte eine der Tassen an Peter weiter. »Ich musste eine Weile warten, weil der Kaffee gerade frisch eingeschenkt wurde.«
    Peter nahm einen Schluck. Dieser Kaffee war nicht frisch nachgegossen worden. Auch der frische Kaffee in der Polizeiinspektion Landshut schmeckte in der Regel nach Straßenbelag, aber dieser hier schmeckte nach Straßenbelag, über den bereits hunderttausend Autos gefahren waren. Er hatte viel Zeit in der Thermoskanne verbracht, bevor Harald ihn abgezapft hatte.
    »Gibt’s was Neues?«, fragte Robert.
    »Das will ich von euch wissen. Haben wir eine Personenbeschreibung?«
    »Wir haben eine von seiner Sonnenbrille«, antwortete Peter und seufzte.
    »Mist. Und jetzt?«
    Peter streckte die Hand nach Roberts Notizen aus. »Ich gehe zu dem Kollegen, der FACETTE bedienen kann, und lasse ihn was draus machen.« Er erwähnte nicht, dass er den entsprechenden Beamten bereits vergeblich gesucht hatte.
    Harald nickte. »Na gut. Wir sehen uns.«
    »Was tun Sie jetzt?«
    »Wir fahren zur Burg rauf und sehen uns die Sicherheitsvorkehrungen für die Pressekonferenz morgen an.«
    Robert blickte auf. »Tatsächlich?«, fragte er. Es klang geradezu sarkastisch.
34 .
    Die Staatsanwaltschaft Landshut war ein seelenloser, ordentlich aussehender Klinkerbau, dessen unmittelbare Nachbarn das Finanzamt, eine kleine Gärtnerei und der Hauptfriedhof waren. Er war so leer, dass Peters Schritte auf dem Gang hallten; ab Freitagmittag arbeitete auch die Staatsanwaltschaft nur mit einer Notbesetzung. Sabrina Hauskecks Büro bot einen Ausblick zum Friedhof hinüber, der jetzt, im Sommer, mehr einem Dschungel ähnelte. Gräber waren keine zu sehen, nur das fast ununterbrochene Grün Hunderter Laub- und Nadelbäume. Der Friedhof war die grüne Lunge Landshuts.
    »Schöner Anblick, nicht wahr?«, sagte Sabrina. »Obwohl ich persönlich lieber irgendwohin schauen würde, wo Leben ist.«
    »In den Bäumen hat’s jede Menge Eichhörnchen«, sagte Peter.
    Sabrina rollte mit den Augen. Dann stand sie hinter ihrem Schreibtisch auf und gesellte sich zu Peter. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Fensterbank und schaute ihn an. Peter wandte sich vom Fenster ab. Der Rock ihres Kostüms war ein wenig nach oben gerutscht und ließ Peter ahnen,

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