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Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische

Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische

Titel: Richard Lukastik Bd. 1 - Nervöse Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Sie war stark geschminkt, so wie eben alles an ihr eher kräftig ausfiel, ohne deshalb ins Vulgäre abzurutschen. Zwischen den hellen Brauen und langen Wimpern leuchtete dasselbe helle Grün, das auch die Fassade von Rolands Teich dominierte. Die Augen selbst besaßen jenen grippalen Glanz, wie er den meisten starken Rauchern eigen ist. Die vollen Lippen, deren Farbe wiederum mit der Bluse korrespondierte, unterstrichen eine kleine Nase. Natürlich besaßen die Wangen etwas Aufgeblähtes, auch überbrückte das Kinn mittels einer Verdoppelung den Hals. Aber das glatte Gesicht dieser Frau war durchaus hübsch zu nennen, es war  … nun, es war ein sauberes Gesicht, wie man es des öfteren bei dicken oder dicklichen Menschen zu sehen bekommt. Solche Personen erscheinen frischer und lebendiger als die Dünnen. Zudem wirken dicke Menschen auf eine vorteilhafte Weise angezogen. Dünne dagegen immer ein wenig nackt. Und Nacktheit ist nun mal – was auch immer gesagt wird – etwas, vor dem man sich ekelt. Die Präsenz magerer Gestalten in Mode und Lifestyle ist aus einer Revolution des Ekels hervorgegangen. (Daß sich die Dünnen hingegen in der Pornographie nur wenig behaupten können, beweist eine gewisse Ursprünglichkeit dieser Gattung.)
    »Aus Japan also«, sagte Lukastik.
    »Mein Mann hat sie mitgebracht«, erklärte die Frau. »Hat sich die Dinger aufschwatzen lassen. Wenigstens machen sie keinen Mist.«
    »Was soll das heißen?« fragte Lukastik.
    »Sie sind drauf reingefallen, nicht wahr? Jeder fällt drauf rein«, behauptete die Frau, welche übrigens nicht nur eine Cowboyjacke, sondern auch einen Cowboyhut trug. Freilich nicht auf dem Kopf, was ja nun doch peinlich gewesen wäre, sondern mit der Schlaufe am Hals hängend, oder was da eben statt eines Halses Kopf und Rumpf verband. Der weiße, lederne, ebenfalls mit metallenen Applikationen versehene Hut schmückte den Rücken der Frau, bildete eine Art dekorativen Höcker.
    Sie offenbarte nun, daß es sich bei den beiden Fischen gewissermaßen um ein Spielzeug handelte. Teures Spielzeug, wie sie betonte. Kleine Roboter, deren Nutzen freilich in nichts anderem bestehe, als die Existenz wirklicher Fische vorzuspiegeln.
    »Erstaunlich«, meinte Lukastik, »sie sehen so echt aus. So geschmeidig.«
    Einer von den drei Männer erklärte bedauernd, daß wahrscheinlich in Zukunft gar nicht mehr er selbst und seine Freunde hier an der Bar lehnen würden, sondern Maschinen, die auch nichts anderes zustande brächten als dasitzen und Bier trinken und auf die Regierung schimpfen. Während er selbst und seine Freunde dann zu Hause bleiben könnten. Frage sich nur, wofür das gut sein solle.
    »Schau dir mal die verdreckten Toiletten an«, wandte sich die Frau an den Gast, »die ich an jedem Morgen putzen muß. Schau dir die Spuren von Pisse hinten am Haus an. Ich stelle mir vor, daß es bequem wäre, Gäste zu haben, die so ausschauen tun wie ihr drei, Bier trinken, von mir aus auf die Regierung schimpfen, am Ende brav ihre Zeche bezahlen, um dann nach Hause zu gehen, ohne mir die Toiletten und das Haus versaut zu haben.«
    Die drei Männer protestierten. Keiner von ihnen hätte je  …
    »Regt euch nicht auf«, unterbrach die Wirtin ihre Gäste und stellte ihnen drei ordentlich gezapfte Biere hin, die trotz der schönen, weißen Schaumkronen etwas von einem Trostpreis an sich hatten. Dann zündete sie sich eine Zigarette an und fragte Lukastik, was sie für ihn tun könne.
    Lukastik warf einen letzten Blick auf die beiden künstlichen Fische, stellte sich an die Bar und bat um einen Kaffee, schwarz und ohne Zucker. Während die Frau sich zur Espressomaschine umdrehte, fragte Lukastik, ob sie eine besondere Vorliebe für Fische habe.
    »Nicht unbedingt«, sagte die Frau. »Aber die beiden Japaner sind okay. So originalgetreu sie aussehen, gibt es eine Grenze. Sie fressen nicht, also scheißen sie auch nicht.«
    »Und die Pflanzen?«
    »Irgendein Kunststoff.«
    »Wozu dann die Filteranlage?«
    »Jeder neue Gast würde mich darauf ansprechen, daß ich meine Fische umbringe, wenn ich das Wasser nicht durchlüfte. Ich habe keine Lust, als eine Tierquälerin dazustehen. Und ich habe keine Lust, jedem zu erklären, daß diese Fische Roboter sind.«
    »Mir haben Sie es aber erklärt.«
    »Das war vielleicht ein Fehler«, überlegte die Frau und entließ einen kleinen, spitzen Seufzer, der eher zu einer mageren, knochigen Person gepaßt hätte.
    Wie um ihren Fehlerverdacht zu

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