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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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plötzlich anders.
    Am späten Nachmittag kam Lukastik aus seinem Hotel und stieg in den Wagen, den Kommissar Longhi ihm geschickt hatte. Darin saßen zwei Männer, der eine fuhr, der andere sprach, und zwar Deutsch, welches aber wesentlich bescheidener ausfiel als das Longhis. Es handelte sich um einen jungen Mann mit viel zu langen Beinen und zu langen Armen, die er ständig versuchte in eine halbwegs passende Position zu befördern, wie Leute, die einen halben Tag brauchen, um ein paar Hemden in einer Schublade einzuordnen.
    Während er also seine Beine und Arme dauernd verrückte, redete der junge Mann über Mailand und speziell über das Viertel, in das man sich nun begab. Und wie sehr die Menschen dort jede Hoffnung verloren hätten.
    »Woher wissen Sie das?« fragte Lukastik.
    »Weil ich komme daraus, aus Bronx«, sagte Longhis Mann.
    »Ausgezeichnet«, fand Lukastik. Genauso meinte er es.
    Die Wohnung der Peros war sehr viel ordentlicher, als man das aus der Erzählung Olanders beziehungsweise der Nacherzählung Grongs hätte annehmen können. Weder lag der Müll haufenweise auf dem Boden herum, noch stank es nach zerkochtem Fleisch. Auch waren die Durchgänge, die sämtliche Wohnungen der Etage zu einem einzigen Revier verbanden, nicht einfach in die Wand gehauen, wie Olander behauptet hatte, sondern verfügten über billige Türstöcke aus Holzimitat. Was nun allerdings mit Olanders Bericht übereinstimmte, war die Gestalt jener Frau, die unbeweglich und vollgefressen in einem Fernsehsessel saß und eine sterbende Königin verkörperte. Eine Königin, die quasi ewig dahinschied. Ihr Gesicht war ein roter Schwamm, die Äuglein irgendwo. Man hörte sie schnaufen, wie aus vielen Löchern, aber ihr Mund war geschlossen. Vielleicht atmete sie durch die Ohren, wer weiß.
    Longhis Mann redete auf die Frau ein, erklärte, wer Lukastik sei und daß er über das Verschwinden Andreas sprechen wolle. Mama Pero zeigte mit keiner Bewegung und keinem Ton an, daß sie begriffen hatte, worum es ging.
    Die vier Halbwüchsigen, die auf dem Sofa saßen, zerkugelten sich. Ein fünfter lehnte gegen einen Einbauschrank und machte ein Gesicht, als verspeise er Cops zum Frühstück. Er war hier wahrscheinlich der Obergangster. Er trug ein Sweatshirt mit der Aufschrift »Kill the Beast«. Ja, das war nun tatsächlich die Frage, wer jeweils die Bestie war.
    Während Longhis junger Kollege weiter versuchte, Frau Pero zu bewegen, ein Signal zu geben, nach dem man beurteilen konnte, ob sie noch am Leben war oder einfach nur atmete, und der zweite Polizist in der Türe stehen geblieben war, bewegte sich Lukastik auf den Kill-the-Beast-Typen zu und schaute ihm in die Augen.
    Das ist ja ein beliebtes Spiel bereits bei Babys, zu sehen, wer da länger einem Blick standhält. Der Junge war natürlich überzeugt, locker mit so einem fremdländischen Bullen fertig zu werden. Aber er begriff nun mal nicht, es mit einer Maschine zu tun zu haben. Eine Maschine konnte man so wenig unter den Tisch saufen, wie man ihr angst machen konnte, wenn sie nicht darauf programmiert war, unter den Tisch gesoffen oder geängstigt zu werden.
    Der Junge sagte etwas. Dabei verzog er seinen Mund zu einer Masse, die wie ein Erdrutsch aussah. Es klang sehr verächtlich. Aber während er es sagte, senkte er seinen Blick.
    Verloren!
    Der Sieger Lukastik wies mit dem Kopf um die Ecke. Der Junge ging voraus und führte den Chefinspektor durch einen langen Flur und sodann in das Zimmer, das einst Andrea Pero gehört hatte. Lukastik schloß die Türe, drückte dem Jungen zwei Geldscheine in die Hand, setzte sich auf das rosafarbene Sofa und forderte ihn in Englisch auf, ihm alles zu berichten, was er über das Verschwinden seiner großen Schwester wisse.
    Der Junge betrachtete höhnisch das Geld und meinte, im Stil eines Rappers sprechend, Mann, Mann, sieh dich an, mit zwei Scheinen kannst du meinen Mund verkleben, aber nie und nimmer mit mir reden .
    »Really?« gab sich Lukastik erstaunt und stand auf.
    Pero junior zuckte zusammen, aber Lukastik ging ganz einfach an ihm vorbei, ohne zuzuschlagen, wie der Junge es erwartet hatte, oder auch nur ein einziges weiteres Wort zu sprechen, wechselte wieder hinüber ins Wohnzimmer und erklärte Longhis Mann, daß das hier nichts bringe. Immerhin habe er jetzt die Verhältnisse gesehen, in denen Andrea Pero gelebt habe.
    »Sie wollen…richtig schon gehen?« staunte Longhis Mann.
    »Ja«, sagte Lukastik, drehte aber noch eine

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