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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Domäne der Mächtigen. Die Ohnmächtigen waren auf das Illegale angewiesen. Und auf den Moment der Überraschung. Darum die Inszenierung einer Entführung. Sodann die Flucht mit dem Kind.
    Was aber war mit dem Kindermädchen gewesen?
    Lukastik zog ein Foto aus seiner Tasche, das Longhi ihm gegeben hatte. Gewissermaßen ein Madonnenbildnis. Er hielt es Kasos entgegen und fragte: »Ist sie das?«
    »Oh ja«, schreckte der Professor hoch. »Hat man das Miststück endlich erwischt.«
    »So kann man sagen«, meinte Lukastik und steckte das Bild zurück. »Sie war also das Kindermädchen. Wie hat sie sich genannt?«
    »Chloe. Wobei mir immer klar war, daß das nicht der richtige Name von der kleinen Nutte ist.«
    »Ich habe gehört«, bemerkte Lukastik, »Sie hätten eine eigene Sprache entwickelt. Wie heißt da eigentlich ›Nutte‹?«
    »Cãrsplot-je. Aber können wir das nicht lassen? Sagen Sie mir lieber, wo man die gute Chloe gefunden hat.«
    »Ihr richtiger Name ist Andrea Pero. Und wir haben sie nicht direkt gefunden. Bloß noch das Skelett. Man hat es aus einem See gefischt. So wie es aussieht, ist sie drei Jahre dort unten gelegen.«
    »In drei Jahren haben Sie kein Skelett«, äußerte Kasos.
    »Doch«, entgegnete Lukastik und erklärte, daß in diesem See kleine Aasfresser lebten, die dazu durchaus in der Lage seien. Diese Tierchen bräuchten keine drei Jahre, um einen toten Wal zu verschlingen.
    »Wo liegt dieser See?« fragte Kasos.
    »Das werden Sie erfahren, wenn ich es für richtig halte.«
    »Oho!« höhnte Kasos und fragte: »Wer glauben Sie denn, wer Sie sind? Ich weiß, Sie sind Chefinspektor. Aber doch nicht Chefinspektor von Oberitalien, oder?«
    »Soviel kann ich Ihnen gerne verraten«, äußerte Lukastik, »daß der Fundort der Leiche sich in meinem Einflußbereich befindet. Und versuchen Sie gar nicht erst, mir drohen zu wollen. Ich bin auf diesem Ohr praktisch taub.«
    »Sie sind also von der harten Fraktion«, stellte Kasos fest.
    »Ganz richtig«, bestätigte Lukastik und fragte den Meister der Hieroglyphen und Kunstsprachen, wie weit ihn seine Suche nach der Mutter und dem Kind eigentlich gebracht habe.
    »Nicht weit«, antwortete Kasos. »Die Spur verliert sich rasch. Ich habe Spezialisten engagiert. Diese Leute sind in der Welt herumgefahren und haben Spesen angehäuft. Das war’s auch schon. Darum können Sie sich vielleicht vorstellen, daß es mich rasend interessiert, wie der Ort heißt, wo man die Leiche Chloes…also die von Andrea Pero gefunden hat.«
    »Ja, das kann ich schon verstehen. Aber Sie sind doch ein kluger Mensch und werden wissen, was dabei herauskommt, wenn Amateure vorpreschen. Amateure sind ungeschickt, darin besteht ihr Wesen. Amateure scheuchen das Wild auf. Lassen Sie mich also vorangehen. Sobald ich es für richtig halte, werde ich Sie rufen.«
    »Werden Sie das wirklich?«
    »Ja«, bestätigte Lukastik, so wie er meistens »Ja« sagte, als bohre er ein Loch in die Wand und verkitte es gleich wieder.
    »Na gut, es ist Ihr Fall, aber es ist mein Kind, bedenken Sie das.«
    »Ein adoptiertes Kind«, erinnerte Lukastik.
    »Na und? Meinen Sie, ich hätte darum keine Rechte?«
    Statt zu antworten, erinnerte Lukastik: »Ich weiß immer noch nicht, wie Ihre Frau aussieht.«
    Kasos erhob sich, ging zu seinem Schreibtisch und kam mit einem Bild zurück, daß er Lukastik überreichte. Dazu kommentierte er: »Meine Frau und ich. Zusammen mit dem Papst. Wir hatten eine Privataudienz.«
    »Das ist ein Witz, oder?« fragte Lukastik.
    »Was? Daß wir eine Privataudienz hatten?«
    »Nein, daß Sie mir ein Papstbild geben, damit ich Ihre Frau identifizieren kann.«
    Kasos schien ehrlich überrascht. Er meinte, es sei ein ausgesprochen hübsches Foto, alle drei, er selbst, wie er da stehe, seine streng gekleidete, wunderschöne Frau, der majestätische Papst, das alles würde ein besonderes Bild ergeben.
    »Ein besonderes Bild wovon ?« fragte Lukastik.
    Kasos war verwirrt. Auch wenn er einen griechischen Namen trug und mit Hieroglyphen und subterranen Dialekten experimentierte sowie ein Faible für Kindermädchen hatte, so war er dennoch ein typischer italienischer Katholik, für den die Bedeutung des Pontifex außer Frage stand. Und für den es selbstverständlich war, sämtliche Dinge in einen Bezug zur Kirche und zum Papst zu stellen. Auch wenn der Bezug nur ein dekorativer war.
    »Wenn Sie wollen«, meinte Kasos in beleidigtem Ton, »hole ich ein anderes Foto.«
    »Lassen Sie.

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