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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Sie das?«
    »Na, ich meine, daß einst zwei Brüder lebten, die – sagen wir– Lukavit hießen. Nachdem sie sich zerstritten hatten, gab sich einer von ihnen einen neuen Namen, Lukasit. Dieser Lukasit wiederum entzweite sich mit seinem Sohn, und dieser Sohn… Ich glaube, Namen sind ein Resultat unserer Streitkultur, eins von den besseren Resultaten. Aber gut, Sie sind hier der Sprachwissenschaftler, nicht ich. Ich bin der Polizist. Als solcher bin ich gekommen.«
    »Dann wissen Sie sicher«, äußerte Kasos, der in keiner Weise nervös oder beunruhigt wirkte, »daß ich aufgegeben habe, nach meiner Tochter zu suchen.«
    »Hatten Sie eine Spur?« fragte Lukastik.
    »Ich wußte, lange bevor das geschah, daß meine Frau etwas im Schilde führt. Etwas von der perfiden Art. Darum habe ich höllisch aufgepaßt, was sie so treibt. Ich habe sie nie mit dem Kind allein gelassen.«
    »Im Ernst?«
    »Im Ernst. Doch an dem Tag, als Chiara verschwand, waren wir in Mailand. Mein Fehler war, zu denken, ich müßte einfach meine Frau im Auge behalten. Es wäre aber wichtiger gewesen, auf meine Tochter achtzugeben. Immer, wenn wir uns in der Stadt aufhielten, hatten wir für diese Zeit ein Kindermädchen. Ich hätte nie geglaubt, daß sie mit meiner Frau gemeinsame Sache macht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich das Kindermädchen gevögelt habe. Ich war überzeugt, die Kleine sei mir hörig. Aber die beiden Weibsbilder haben mich hereingelegt. – Ich hoffe, Herr Inspektor, es stört Sie nicht, wenn ich so offen spreche.«
    »Genau darum bin ich hier«, sagte Lukastik, »um Ihnen zuzuhören, wenn Sie offen sprechen.«
    Kasos nickte und setzte fort: »Das Kindermädchen hat vorgegeben, sie wolle mit Chiara in den Zoo. Während meine Frau bei mir blieb. Ich hatte einen Vortrag zu halten. Sie an meiner Seite. Eine schöne Frau. Wissen Sie das?«
    »Nein.«
    »Ich werde Ihnen nachher ein Foto zeigen. Ja, eine schöne Frau. Und eine große Schauspielerin. Als Chiara und das Kindermädchen nicht zurückkamen, haben wir sofort die Polizei benachrichtigt. Wir dachten an eine Entführung. Meine Frau hat herumgeheult, hat eine Riesenshow abgezogen. Ich Idiot habe ihr das sogar noch abgenommen. Habe nicht aufgepaßt. Eine Stunde später war sie weg. Ich könnte nicht einmal mehr sagen, wo genau ich sie verloren habe. Plötzlich war sie verschwunden. Großer Gott, ich hätte sie mit Handschellen durch die Gegend zerren sollen.«
    »Sie und Ihre Frau hatten offensichtlich ein Beziehungsproblem.«
    »Mit Irene hätten Sie auch eines gehabt.«
    »Vielleicht. Allerdings glaube ich nicht, daß ich mit einem Kindermädchen – wie Sie so schön sagen – gevögelt hätte.«
    »Haben Sie was gegen das Wort?«
    »Ich bin ein Spießer«, offenbarte Lukastik. Da war kein Fünkchen Ironie in seiner Stimme. »Aber ich glaube kaum, daß Ihre Frau allein wegen der Geschichte mit dem Kindermädchen auf und davon ist.«
    »Und? Was glauben Sie dann?«
    »Haben Sie Ihre Frau geschlagen?« fragte Lukastik. »Haben Sie das Kind geschlagen? Schlimmeres?«
    »Hören Sie doch auf!« wurde Kasos ein wenig heftig. »Ich bin kein Monster, nur weil ich es mit großjährigen Babysittern treibe.«
    »Na gut, gehen wir also davon aus«, meinte Lukastik, »daß Ihre Frau sich an solchen Dingen…an solchen Babysitter-Dingen gestoßen hat. Manche Frauen sind da kleinlich. Und daß sie also ein anderes Leben führen wollte.«
    »Hätte Sie tun können. Aber die Zeiten sind vorbei, wo jede Ehefrau, die zu faul ist, eine Beziehung durchzustehen, sich mit ihren Kindern absetzen kann. Die Kinder wie ein Schutzschild gegen eine ach so böse Welt einsetzend. Nein, nein, ich habe meiner Frau immer klargemacht, daß Sie jederzeit gehen kann, sogar mit einer großzügigen Abfertigung, daß aber Chiara bei mir bleibt. Ich bin kein kleiner Sozialhilfeempfänger, den man einfach ausstechen kann. Ich trinke nicht einmal. Sie zum Beispiel, Herr Inspektor, Sie trinken.«
    Kasos zeigte auf das Glas mit Wein, das Lukastik in der Hand hielt. Und es stimmte, Kasos selbst war ohne Glas. Das war nun überhaupt kein Indiz für irgendeine Integrität, aber es bewies ein gewisses Raffinement des Professor Kasos, wie er sich ohne großen Aufwand in einen Vorteil zu setzen verstand. Durch bloßes Nichttrinken.
    Das hatte ganz offensichtlich auch seine Frau gewußt. Ihre Chancen waren wohl denkbar gering gewesen, diesem Mann auf legalem Wege Paroli zu bieten. Aber das Legale war ohnehin allein die

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