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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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zweites, was jedoch einen sehr viel helleren Klang besaß, eben den Klang von Pistolen oder Broschen, die auf Badezimmerböden aufschlagen.
    Lukastik schob den verblüfften Olander ein wenig zur Seite und wies ihn an, sich nicht zu rühren. Sodann bewegte er sich mit vorgehaltener Pistole auf die Türe zu, die er mit der freien Hand nach innen drückte. Der Jemand, den Lukastik getroffen hatte, war weit nach hinten katapultiert worden. Man sah nur seine Beine im einfallenden Licht. Lukastik drehte den Schalter an, und viele kleine Röhren flammten auf. Es war tatsächlich das Badezimmer. Auf dem Boden aus weißen Fliesen lag ein Mann und hielt sich die Schulter, in welche die Kugel eingedrungen war. Seine Hand war rot vom austretenden Blut. Die Pistole des Mannes lag in einer entfernten Ecke. Lukastik ging hinüber, hob sie auf und legte sie auf den Spülkasten. Er wollte sie nicht einstecken, ihm reichte das lästige Gewicht der eigenen Waffe, welche er nun am Körper verstaute, dieses ungeliebte Instrument, gegen das er aber im Moment beim besten Willen nichts einwenden konnte.
    Lukastik trat zu dem Getroffenen und beugte sich hinunter. »Geben Sie die Hand mal weg, ich sehe mir die Wunde an.«
    »Lecke du mich«, antwortete der Mann mit einem italienischen Akzent. Ein Akzent, der seinem mediterranen Gesicht entsprach, seinen Muschelaugen und Seegraslippen.
    »Von mir aus«, antwortete Lukastik, richtete sich ohne weiteres wieder auf, kehrte zurück ins Wohnzimmer und schaute sich um. Es tat ihm gut, ohne Handy zu sein und ganz wie früher sich die Zeit nehmen zu müssen, nach einem Telefon zu suchen. So eine Zeit war wertvoll. Man konnte dann ein bißchen nachdenken oder auch nur durchatmen. Lukastik atmete durch.
    Im Vorraum fand er einen Apparat. Er hob den Hörer hoch, wählte eine Nummer und sagte: »Servus! Schick mir die Mannschaft hinauf zum Götz . Und einen Rettungswagen. Wir haben hier einen Verletzten. – Nein, nicht Olander. Jemand aus Italien. Und sag den Leuten von der Rettung, sie brauchen sich nicht zu beeilen. Nicht wegen einem Italiener. – Nein, das war ein Scherz.«
    Als würde Lukastik je Scherze machen.
    Er ließ den Hörer zurück auf die Gabel fallen. Ein schönes Geräusch. Wie wenn man eine schwere Truhe schließt und hernach ist das ganze Gold und Silber wieder in Sicherheit. Denn das Schönste am Telefonieren ist natürlich, wenn es zu Ende ist.
    Urgh!
    Das war das Geräusch, das jemand machte, dem die Luft ausging.
    Lukastik eilte zurück ins Badezimmer. Olander hatte den Mann, der am Boden lag, am Hals gepackt. Lukastik sah noch ein wenig zu, dann faßte er Olander sachte an der Schulter und sagte mit ruhiger Stimme: »Lassen Sie das bleiben.«
    Olander ließ es bleiben. Der Mann am Boden krümmte sich zur Seite und hustete.
    »Warum wollen Sie ihn erwürgen?« fragte Lukastik.
    »Er soll mir sagen, wo Irene ist.«
    »Wer ist der Kerl überhaupt?«
    »Er war damals dabei…als der Unfall geschah. Er ist der Mann mit dem Feuerlöscher.«
    »Der Ihnen das Leben gerettet hat?«
    »Ja, um es mir jetzt wieder zu nehmen«, beschwerte sich Olander und meinte, daß es sich ja ganz sicher um den Schützen handeln würde, der gestern auf sie beide geschossen hatte.
    Lukastik beugte sich erneut zu dem Mann und fragte ihn: »Wer schickt Sie? Wo ist Frau Kasos? Wo ihre Tochter? Wenn Sie reden, kleiner Mann, werden Sie Freunde gewinnen. Sie wollen doch Freunde gewinnen?«
    Nein, wollte der Mann nicht. Er schwieg. Sein Blick war leer. Er grinste nicht einmal. Man würde sich schwertun, etwas aus ihm herauszubekommen.
    So wie Lukastik noch kurz zuvor, in fast dreihundert Metern Tiefe, den winzigen, aus dem Sand herausstehenden Teil eines Traktorenmotors bemerkt hatte, bemerkte er jetzt die Spitze von etwas Weißem hinter dem Revers des Jacketts, das der Verletzte trug. Er griff danach. Der Verletzte wehrte sich, packte mit seiner blutverschmierten Hand Lukastik am Ärmel.
    »Was wollen Sie eigentlich?« fragte Lukastik. »Daß ich noch einmal auf Sie schieße?«
    Der Italiener ließ los. Lukastik zog ein zusammengelegtes Blatt hinter dem Revers hervor und erhob sich damit. Er öffnete das Papier, hielt es ein Stück von sich weg und las:
    Hört auf, mich zu verfolgen. Alle! Vinzent, mein Mann, dieser Polizist. Hört auf damit!
    Ich habe Andrea nicht umgebracht. Natürlich nicht, sie war mir neben Chiara das Liebste auf der Welt. Als sie endlich nach Hiltroff kam, fand ich sie todkrank. Sie starb in

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