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Rick 6: Shit happens! (German Edition)

Rick 6: Shit happens! (German Edition)

Titel: Rick 6: Shit happens! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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abgöttisch.
    »Wo ist dein Vater denn jetzt? Und Mary, warst du mit ihr unterwegs?«, schoss er seine Fragen wie Kanonenkugeln auf mich ab.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ließ mich langsam gegen die Korblehne zurücksinken.
    »Wie kannst du nur auf diesem Ding sitzen?«, blaffte ich Finn an.
    Er überging meinen Kommentar. »Nun rede schon!«, sagte er und schaute mich eindringlich an.
    Ich ließ mir dennoch Zeit. Nicht weil ich Finn ärgern wollte – nö, diese Phase hatten wir längst hinter uns. Es war vielmehr so, dass ich nicht wirklich wusste, wie ich ihm das alles erklären sollte.
    Ich hatte keinen Plan, wie es Pa gelungen war, uns zu finden. Oder warum Mary im Auto sitzen geblieben war, um sich von Pa zusammenfalten zu lassen.
    Nicht nur Linda und Pa fetzten sich, was das Zeug hielt, auch Mary und er. Und ich schnallte nicht, warum. Mein nicht immer heldenhaftes Herz pocherte beunruhigt – als ahnte es, dass der Stress in unserer chaotischen Patch workfamilie womöglich dahin führte, dass es in diesem Haus – dieser ehemaligen alten Trümmerbude – bald sehr leer und still sein würde.
    Und alles nur, weil Linda ein Baby erwartete, oder was zum Henker war hier los?
    Ich musste raus. Hatte null Bock, jetzt mit Finn darüber zu reden.
    Sieben Schritte zum Flur. Erste Tür links. Knall! Von innen abgeschlossen. Geschafft! Gerettet!
    Ich ließ mich aufs Bett plumpsen, setzte den Kopfhörer auf und drehte die Lautstärke so weit auf, dass ich sicher sein konnte, kein Türgeklopfe und Finngerufe mehr zu hören.



In dieser Nacht träumte ich von meiner Mutter. Sie sah wie auf dem Foto aus, das oben bei Mary in dem knallroten Bilderrahmen auf ihrer weißen Kommode stand, und war eindeutig schwanger. Allerdings nicht mit mir, denn ich kam ebenfalls in diesem Traum vor. Und zwar in meiner jetzigen Größe. An viel mehr konnte ich mich nicht erinnern, als ich mit einem Mal von einem schrillen Geräusch aus dem Tiefschlaf gerissen wurde.
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu schnallen, dass es morgens war. Dann kam die eiskalte Gewissheit: Es war Montagmorgen!
    Verflixter Kanalrohrreiniger! Ich hatte voll verpennt!
    Die Püttelmeyer hatte mich neulich erst verwarnt. Wenn ich jetzt wieder zu spät kam, war das ein gefundenes Fres sen für sie, ein intensives Gespräch mit meinem Vater zu führen. Noch mehr Stress mit Papilein war so ziemlich das Letzte, was ich aktuell gebrauchen konnte.
    Ich jumpte aus dem Bett, hechtete zur Tür, schnappte mir im Vorbeiflitzen meine Klamotten und war im Bade zimmer verschwunden.
    Erst als ich vorm Spiegel stand und meine Haare mit ein bisschen Wasser in Ordnung brachte, fiel mir auf, dass es megaruhig im Haus war.
    Wie fies. Die waren alle längst weg und hatten mich ein fach verpennen lassen. Selbst Finn!
    Na warte, wenn der mir in der Schule über den Weg lief …
    Ich flitzte in die Küche, nahm einen Schluck Milch direkt aus dem Tetrapak und fischte zwei Euro aus der Kleingeld dose. Dann hastete ich zur Tür hinaus.
    Hm, bei Hasso war ebenfalls alles dunkel. Hatte der etwa auch verpennt? Egal, ich hatte nicht die Spur Zeit. Wenn ich jetzt Vollgas gab, schaffte ich es vielleicht noch mit ’ner Miniverspätung.
    Die Straßen waren schülerleer. Kein Wunder, die hockten längst in den Klassenzimmern. Ein Blick auf meine Ice-Watch sagte mir 8:07 Uhr! MIERDA!
    Keuchend erreichte ich die Tucholsky-Gesamtschule, stellte leicht irritiert fest, dass die Fahrradständer eben falls leer waren, hastete aber, ohne das Tempo rauszuneh men, über den Hof zum Haupteingang, um im nächsten Moment volle Kanne gegen die Tür zu rennen. Wumms!
    Was war das? War die etwa abgeschlossen? Ich rüttelte wie irre daran – doch sie blieb zu.
    Hallo? Kann mich bitte mal jemand aufklären?!
    Hinter mir räusperte sich einer. Ich fuhr herum und blickte in die überraschten Augen unseres Hausmeisters Dübel.
    Autschi, ausgerechnet der. Hoffentlich kam der jetzt nicht auf die Idee, abartig mit den Knochen zu knacken oder einen von seinen Blödsinnssprüchen vom Stapel zu lassen. – Dafür war er nämlich übelst bekannt und ge fürchtet.
    »Was willst du denn schon hier?«, brummte er.
    »Wie, schon? « , erwiderte ich verdattert.
    Umständlich zog er den grauen Kittelärmel hoch und glotzte stirnrunzelnd auf seine Armbanduhr.
    »’n bisschen früh dran, was?«
    Ich raffte es immer noch nicht. War das jetzt ironisch gemeint oder warum schüttelte der so blöd grinsend den

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