Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
Vom Netzwerk:
ob er nicht vielleicht sein eigener größter Feind ist. Das hatte der Lawottny nicht richtig kapiert und ich auch nicht. Aber jetzt fiel mir Justin ein. Der war ja auch nicht der Hellste, und vielleicht hatte er seine Muskeln nur, weil er mehr Respekt wollte – bloß, von wem? Schlaue Leute ärgern so einen wie Justin ja nicht, außer sie sind komplett lebensmüde und zu faul, um auf ein Hochhaus zu klettern, denn wenn man da gleich wieder runterhüpft, lohnt sich ja die Anstrengung kaum. Nein, es kloppen sich immer nur Leute, die denken, der eine hätte vorm anderen zu wenig Respekt, und jetzt fragte ich mich, ob ich dann nicht lieber gleich Respekt trainieren sollte statt Muskeln. Wäre bestimmt weniger anstrengend. Plus weniger Zeitaufwand. Andererseits muss man dann bestimmt auch weniger Steaks und Schnitzel und dergleichen essen, die man für Muskelmasse braucht. Womöglich gibt es für Respektmasse nichts, was genauso lecker ist.
    Ich überlegte gerade, ob Nüsschen gut für Respektmasse sind und wie viele Oskar wohl noch übrig hatte, als Porsche die Augen öffnete und mit einem Fiepen den Kopf hob. Sofort schlug mein Herz schneller. Ich drückte mein Ohr gegen den Türschlitz. Die Geräusche waren schwach, aber eindeutig. Jemand betrat gerade das Haus! Und wer auch immer das war, vermied dabei jeden überflüssigen Lärm und machte kein Licht im Treppenhaus an. Schritte kamen nach oben. Ein Stockwerk, zwei, dann weiter … Ich drückte vorsichtig die Tür zu. Der Mommsen wäre schon im Parterre in seine Wohnung gestapft. Lars im Zweiten. Die RBs hätten sich lautstark unterhalten, und wenn alle Kesslers gleichzeitig nach Hause kommen, hört sich das normalerweise an, als würde eine Horde Berserker einfallen.
    BERSERKER
: Nordische Krieger in Wolfsfellen, die keine Wunden und keine Schmerzen spürten, so bekloppt waren sie. Vor lauter Kampfrausch merkten sie erst fünf Minuten nachdem sie tot waren, dass sie nicht mehr lebten. Im Krieg standen sie so lange in der ersten Reihe, bis sie irgendwann die letzte Reihe waren. Wenn dann keiner mehr zum Kloppen übrig war, gingen sie traurig nach Hause und aßen ein Steak oder ein Schnitzel.
    Â»Sie kommen!«, rief ich leise in Richtung Wohnzimmer.
    Ich hörte, wie Berts sein Buch zuklappte. Ein paar vorsichtige trippelnde Schritte von Oskar, dann Stille. Die Taschenlampe erlosch, man sah nicht mehr viel. Als ich mit Porsche ins Wohnzimmer kam, standen Berts und Oskar schon vor dem Sofa, kaum mehr als zwei dunkle Flecken, ein kleiner und ein großer.
    Â»Hast du nichts mitgekriegt?«, fragte ich Oskar flüsternd.
    Â»Nee«, wisperte er zurück. »Den Gehsteig und die Haustür sieht man von hier aus einfach nicht richtig!«
    Klack … klicker-klack!
    Gefuddel in Fitzkes Türschloss. Julia hatte den Schlüssel am Freitagabend also doch behalten. Eigentlich war das auch logisch. Sie war ja nicht sicher gewesen, ob sie beim Steineklauen tatsächlich den Rubin erwischt hatte, und bestimmt hatte sie befürchtet, Mommsen würde ihr den Schlüssel kein zweites Mal aushändigen.
    Sie merkte schon, dass etwas nicht stimmte, als sie in Fitzkes Flur das Licht anknipste. Bei Julias letztem Besuch hatten hier noch überall Steine herumgelegen, die jetzt fehlten. »Mist!«, hörten wir sie fluchen. »Wer hat die –?«
    Justin betrat als Erster das Wohnzimmer. Er drückte auf den Lichtschalter und blieb wie angewurzelt stehen, als er uns entdeckte. Julia knallte ihm in den Rücken, und Justin war so massig, dass er dabei keinen Millimeter wackelte oder wankte.
    Beide starrten uns an.
    Das Gute war, dass sie Bobo nicht mitgebracht hatten.
    Das Schlechte war, dass Justin irgendwie aussah wie Bobo.
    Â»Was soll das?«, sagte Julia. Sie hatte mit einem einzigen schnellen Blick das Wohnzimmer abgesucht. Viel gab es nicht zu sehen. Ein paar verstaubte Möbel, ein paar blubbernde Aquarien. Keine Steine.
    Justin glotzte nur. Sein Gesicht lief langsam rot an.
    Â»Wir machen das ganz kurz«, sagte Berts so freundlich, als stände er im Karstadt vor Frau Dahling an der Wursttheke und bestellte hundert Gramm Salami plus ein Scheibchen, das es mehr sein durfte. »Dann gibt es keinen Stress, und in einer Viertelstunde sitzt ihr in einer gemütlichen Kneipe und trinkt was Nettes.«
    Justin fasste uns der Reihe nach ins Auge wie ein

Weitere Kostenlose Bücher