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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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hatte nur Sekunden gedauert. Julia stand ebenso erstarrt wie Oskar und ich. Porsche hatte bloß aufmerksam die Ohren hochgestellt. Und Justin wirbelte schon wieder herum, ein Berserker im Kampfrausch auf der Suche nach dem nächsten Opfer, das er mit seinen Dampfhammerfäusten bearbeiten konnte. Aus der Bewegung heraus fiel sein Blick auf mich, und schon walzte er auf mich zu, ein Berg aus Wut und Muskeln, der rasend schnell immer größer und immer dunkler wurde, so groß und dunkel, dass meine Angst mich auf der Stelle bannte. Meine Angst und das Wissen, dass uns hier niemand hörte, uns niemand hörte, uns niemand hörte …
    KLACKER, KLICKER, KLACKER!!!
    Â»Nein!«
    Ein Schatten mit blonden Haaren flog heran und rammte den Kampfkoloss von der Seite, so heftig, dass er ins Wanken geriet. Ein zweiter Schatten, einer mit Bommelmütze, huschte blitzschnell über den Boden, gefolgt von einem dritten mit Schwänzchen. Während Justin oben mit Julia rang, die mit einer Hand an seinem T-Shirt riss, umklammerte Oskar unten sein Bein. Porsche sprang wild kläffend um den sich balgenden Menschenhaufen. Viel Angriffsfläche blieb da nicht mehr und Zeit schon gar nicht.
    Â»Du kannst mich mal!«, flüsterte ich der Bingotrommel zu.
    Ich sprang auf den Tisch, schnappte mir das Elefantenkästchen und zog es Justin mit aller Kraft über die Glatze. Mehr als diesen einen Schlag schaffte ich nicht, weil ich das Gleichgewicht verlor und seitlich vom Tisch fiel. Dafür hatte ich dann am Boden eine prima Aussicht auf Oskar, als der Justin gerade in die Wade biss, und auf Porsche, der wie ein Springteufelchen in die Luft schnellte und dasselbe mit Justins Hintern probierte.
    Justin brüllte, weniger vor Schmerzen als vor Wut. Ein Tritt, und Porsche schlitterte jaulend übers Parkett wie ein Puck bei einem Eishockeyspiel. Das Bein, an dem Oskar hing, knallte unter die Tischkante, und Oskar kullerte erschüttert, aber unverletzt davon, denn ich konnte sehen, wie er sich sofort wieder aufzurappeln versuchte. Julia hatte weniger Glück. Für so einen tobsüchtigen Berserker war sie zu klein und zu schwach. Justin warf sie von sich. Einfach so. Sie segelte wortwörtlich durch die Luft, und wäre da das Fenster gewesen, hätte ich ihr gerade noch kurz zuwinken können, bevor sie durch die Pellebäume abwärtsrauschte.
    Aber an ihrem Landeplatz war kein Fenster, sondern eins von den Aquarien für die Wassersteine. Julia rumste voll dagegen, mit einer solchen Wucht, dass das Becken zerbarst. Glas machte KLIRR!!! und KRACH!!! Scherben segelten durch den Raum, Wassermassen ergossen sich über den Wohnzimmerboden. Julia torkelte und fiel mitten rein in das nasse Chaos. Ihr Glück war, dass sie sich nicht mit den Händen abstützte, sonst hätte sie sich garantiert geschnitten. So lag sie einfach auf dem Rücken, mit geschlossenen Augen, wie ein besonders großer blonder Fisch, den eine Springflut gerade aufs Festland gehauen hatte.
    Zwei erwachsene Gegner besinnungslos am Boden. Ein benommener Jack Russell, der mit gesträubtem Fell, aber aus sicherer Distanz angriffslustig knurrte. Eine halbe Portion, die gerade aufzustehen versuchte und damit rechnete, dass Justin sich jetzt auf sie draufsetzen und sie zu einer hübschen Doretti-Briefmarke zerdrücken würde.
    Und eine viertel Portion, die plötzlich in der Wohnzimmertür stand.
    Und schrie.
    Oskar schrie so schrill, dass ich dachte, alle übrigen Aquarien müssten jetzt auch noch platzen und alle Fenster gleich dazu. Sein Kopf war hochrot, der Mund weit aufgerissen, und er hielt die Fäuste so fest geballt, als wären in denen noch ein paar zusätzliche Stimmbänder drin. Für Justin war es, als hätte jemand auf einer von diesen Hundepfeifen geblasen, die Menschen nicht hören können. Ich glaube, wenn er gekonnt hätte, hätte er sogar die Ohren angelegt, um noch schneller bei Oskar zu sein.
    Oskar nahm die Fäuste runter, drehte sich um und hetzte los, ohne mit dem Schreien aufzuhören. Justin hinterher. Ab durch Fitzkes Flur, raus ins Treppenhaus. Es klang wie ein Krankenwagen, der volle Lotte an einem vorbeifährt und jetzt weiterbraust, mit sich entfernender, immer leiser werdender Sirene.
    Ich hörte Berts ächzen und sah, wie er benommen den Kopf schüttelte. Julia regte sich ebenfalls am Boden. »Passt mit den Scherben auf!«, rief ich, und

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