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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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Jäger drei Wildschweine, aus denen er gern Pastetchen machen möchte. Er zeigte mit einem Finger auf Oskar. »Dich kenn ich. Du warst mit deinem behinderten Freund und mit deiner schwulen Mütze heute Mittag am Strand!«
    Â»Und du hättest dir mal besser eine Mütze aufgesetzt«, sagte Oskar ohne das geringste Zittern in seiner Stimme. »Du hast Sonnenbrand auf der Glatze. Das könnte irgendwann Hautkrebs geben.«
    Â»Zwischen den Zehen auch«, sagte ich. »Die fallen dann ab. Unregelmäßig.«
    Â»Was soll das?«, wiederholte Julia leise, als hätte sie Berts nicht gehört. Aber da war ein leichtes Beben in ihrer Stimme und eine Art verzweifelter Kummer in ihren Augen. Sie wusste genau, was das Ganze sollte. Und sie wusste noch mehr, und ich wusste es auch: dass sie nur wegen Justin hier war. Dass sie lieber woanders wäre. Und dass sie sich wünschte, nie ein schwieriges Kind gewesen zu sein. Trotzdem …
    Â»Du hast den Kalbstein mitgenommen, der dadrin lag«, sagte ich und zeigte zum Tisch. Da hatte ich das geplünderte Elefantenkästchen aufgestellt. Davor vibrierte etwas in der Luft herum. Das war mein zitternder Finger. »Dieser Stein gehört mir. Ich will ihn wieder! Fitzke hat ihn gezüchtet, und ich soll auf ihn aufpassen. So steht das in seinem Vermächtnis.«
    Â»Ich vermach dir eine hinter die Ohren, du Zwergratte!«, schnaubte Justin. »Wo ist der Scheiß-Rubin?«
    Berts tat so, als hätte er ihn nicht gehört. »Auch wenn ihr einen Schlüssel benutzt habt, seid ihr widerrechtlich hier eingedrungen. Es gibt Fotos, die beweisen, wie ihr von hier entwendete Steine weitergeben wolltet – eventuell wertvolle Steine. Das bedeutet für euch Ärger, früher oder später. Und den könnt ihr euch ersparen. Also gebt dem Jungen seinen Kuhstein –«
    Â»Kalbstein.«
    Â»â€“ seinen Kalbstein wieder, verschwindet, und wir vergessen, dass ihr hier wart. Ganz einfache Sache.«
    Â»Einfache Sache?« Justin machte zwei Schritte auf Berts zu. »Ich lass dir gleich ganz einfach die Luft raus, du Opfer!«
    Â»Wie wir aus deinem Auto, was?«, rief ich triumphierend.
    Â»O-oh!«, machte Oskar leise.
    In Comics sind an so einer Stelle zwei Bildchen. Auf dem ersten wendet Justin den Kopf, mit blutunterlaufenen Augen und ein klein wenig Schaum vorm Mund. Auf dem zweiten sieht man das vor Schreck totenbleiche dumme Kind, das seine vorlaute Klappe nicht halten konnte, und über dem Kind steht in einer kleinen weißen Denkblase Ups! und vielleicht noch Schluck! und ganz vielleicht auch noch zusätzlich Stöhn!
    Bevor ich upsschluckstöhnen konnte, brach die Hölle los. Es gibt Männer, die können es überhaupt nicht leiden, wenn jemand ihr Auto betatscht. Schon gar nicht, wenn sie kurz zuvor gedemütigt worden sind, weil ihre Geliebte von einem Exfreund zur freien Körperkultur gelockt wurde.
    Mit einer Geschwindigkeit, die ich ihm überhaupt nicht zugetraut hätte, spurtete Justin die wenigen Schritte auf uns zu. Berts, der offenbar genau damit gerechnet hatte, rannte fast im selben Moment los. Die beiden rumsten ineinander wie King Kong und der Tyrannosaurus in diesem schönen alten Schwarz-Weiß-Film. Es gab ein kurzes, unüberschaubares Gerangel. Als es überschaubarer wurde, flog Berts auch schon rückwärts in Fitzkes Regal. KRACH! Ein paar Bücher kippten aus den Fächern. Kleine Sachen stürzten um. Eine komische Pferdefigur aus Eisen – vielleicht war es auch ein Kuh aus Bronze – blieb stehen. In Filmen greift der Held geistesgegenwärtig nach so etwas, erwischt es gerade noch so und zieht es seinem Angreifer über die Rübe.
    Falls er es sieht.
    Â»Berts!«, brüllte ich. »Hinter dir, rechts!«
    Berts schaute blitzschnell über die Schulter ins Regal.
    Â»Das andere Rechts!«, brüllte ich.
    Zu spät. Er hatte den Kopf noch nicht richtig gewendet, da war Justin mit einem federnden Sprung vor ihm gelandet und ballerte ihm eine Faust in den Bauch.
    WUMP!!!
    Berts verdrehte die Augen. Er klappte zusammen wie ein Taschenmesser und rutschte langsam am Regal zu Boden. Justin versetzte ihm trotzdem noch einen Schwinger. Etwas knackte und brach, aber Berts meinte später, im Urban-Krankenhaus, seine Nase hätte ihm sowieso nie richtig gefallen, und jetzt wäre sie viel gerader als vorher.
    Das alles

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