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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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ein Monstrum zu fahren. Gerade Sie hätten doch das Geld, einen modernen Hybrid-Motor zu fahren. Denken Sie eigentlich nicht an die Umwelt? Ich sage nur: Genesis, die Schöpfung. Wie springen Sie denn mit der Schöpfung um? Bönle, das ist typisch für Sie: Immer dagegen!«
    »Jawohl, Herr Oberstudiendirektor.«
    Als ich den Echauffierten hinter mir gelassen hatte und zurück in die Klasse kam, war nur noch Tobi da. Ich fuhr ihn nach Hause auf den mutterlosen Hof.

53 Steckengräber
    Die Psalmen
    49:13 Der Mensch bleibt nicht in seiner Pracht; er gleicht dem Vieh, das verstummt.
    49:14 So geht es denen, die auf sich selbst vertrauen, und so ist das Ende derer, die sich in großen Worten gefallen.
    49:15 Der Tod führt sie auf seine Weide wie Schafe, sie stürzen hinab zur Unterwelt. Geradewegs sinken sie hinab in das Grab; ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnstatt.
    49:16 Doch Gott wird mich loskaufen aus dem Reich des Todes, ja, er nimmt mich auf.
     
    »Kommen Sie mal her, Herr Bönle!«
    Gebieterisch dirigierte mich Herr Fränkel zu sich.
    »Also, ja. Meine Frau wird ja wohl nicht mehr nach Hause kommen und der Tobi … Ich weiß halt nicht, wie das jetzt alles weitergeht. Sie sind sein Lehrer und er hat ja schon ein gutes Vertrauen zu Ihnen. Ohne Frau wird das schwierig auf dem Hof, noch schwieriger, und die Oma kann auch nicht mehr so. Die ist alt, die hockt halt den ganzen Tag im Herrgottswinkel und betet. Jetzt bin ich so gut wie allein auf dem Hof. Der Tobi soll ruhig seine Schule machen, damit habe ich mich abgefunden, nicht dass es ihm so geht wie mir. Also, Herr Bönle, wenn Sie ein bisschen ein Aug auf ihn haben? Das heißt nicht, dass er jetzt nur noch seinen Fotografenkruscht machen soll. Der soll hier schon noch mit anpacken, sonst können wir den Hof nicht halten. Aber er muss doch auch wissen, wo er zuhause ist, wo er hingehört, er ist ja schließlich ein Fränkel.«
    »Ich schaue ein bisschen nach ihm. Haben Sie schon was von Ihrer Frau gehört?«
    »Ja, sie redet plötzlich nichts mehr.«
    Er machte mit der rechten Hand eine Wischbewegung vor seinem Gesicht, schüttelte den Kopf und ging zum laufenden Traktor. Er fuhr dorthin, wo die nächste Arbeit auf ihn wartete, zu den Obstwiesen. Tobi war schon auf sein Zimmer gegangen, er wollte allein sein. Ich machte noch einen Abstecher zur Oma.
    Sie saß an ihrem Stammplätzchen und wirkte sehr klein und bucklig. Vor wenigen Tagen kam sie mir noch jugendlicher und größer vor. Sie hatte die Bibel vor sich auf dem Tisch liegen, daneben lag der Rosenkranz. Sie war mit Kartoffelschälen beschäftigt und blickte nur kurz auf, als ich in die überheizte Küche eintrat.
    »Grüß Gott, Dani. Kartoffelsalat!«
    Sie hob eine halbgeschälte, goldgelbe Kartoffel in die Höhe, um mir zu demonstrieren, dass sie mit dem Herstellen von Kartoffelsalat beschäftigt war.
    »Den mag doch der Bub so. Mit Sieglinde wird er am besten, die wird schön speckig beim Kochen und ist goldgelb. Willst eine? Und dann mach ich den einfach mit Fleischbrühe. Aber die Kartoffeln müssen kalt geschnitten werden, dann erst die heiße Brühe drüber. Das mag doch der Tobi so und dann noch Maultaschen dazu und ein Gurkensalat, da schleckt er immer! Magst keine?«
    Sie hielt mir eine goldgelbe, dampfende Sieglinde vors Gesicht, ich konnte nicht widerstehen.
    »Gern, danke. Und wie gehts so?«
    »Na ja, ’s geht so. Es ist halt viel Arbeit am Hof. Ich hock die meiste Zeit hier und mach noch die Küche, draußen, das kann ich nicht mehr. Und jetzt fehlt auch noch die Elsbeth … für länger. Ich hab ihn immer gewarnt, aber auf die eigene Mutter hört man doch nicht. Ja, ja, aber so stehts ja schon in der Bibel, wenn man so ein Ripp im Haus hat, dann läuft halt alles schief.«
    Sie setzte ihre Lesebrille auf und rezitierte mit fester Stimme aus dem Buch der Sprichwörter:
    »Die Warnung vor der fremden Frau: Mein Sohn, merk auf meinen weisen Rat, neige meiner Einsicht dein Ohr zu, damit du Besonnenheit bewahrst und deine Lippen auf Klugheit achten. Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig, glatter als Öl ist ihr Mund. Doch zuletzt ist sie bitter wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert. Ihre Füße steigen zur Totenwelt hinab, ihre Schritte gehen der Unterwelt zu. Den ebenen Pfad zum Leben verfehlt sie, sie geht krumme Wege und merkt es nicht. Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich, weicht nicht ab von den Worten, die mein Mund spricht. Halte deinen

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