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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Korrekturen und dann noch die Vorgesetzten. Ich bin ja jetzt Kollege von dir.«
    Ich wollte ihr Gesprächsfutter geben, um nicht noch einmal meine Geschichte erzählen zu müssen. Ich hatte heute jedoch keine Chance. Normalerweise waren Diskussionen, in deren Zentrum arme, überarbeitete, outgeburnte und gemobbte Lehrer standen, hundertprozentige Hilde-Themen.
    »Erzähl jetzt endlich und tu nicht wie ein Weib!«
    Sie hatte das Innerste meiner weichen Männerseele mit grobkörnigem Schmirgelpapier aufgeschürft. Ich erzählte widerwillig zum wiederholten Male die ganze Geschichte. Für Hilde erhöhte ich jedoch den Ekelfaktor und als Freund Schiesser die Erregung der Zuhörerin in Form zweier Kirschkerne kundtat, legte ich noch eins drauf:
    »… und das aufgespießte Ohr klappte auf, verkrustetes Blut splitterte ab und bröselte in mein Gesicht. Frau Fränkel fiel in Ohnmacht, die Oma kam mit dem Rosenkranz herausgestürmt, und Tobi kann bestimmt nie wieder Schweinsohrsülze mit seinem Vater zusammen machen.«
    Hildes Augen waren weit geöffnet, der Mund stand ebenfalls offen, und ihre beiden Nippel standen wie zwei einsame, weiße Minisoldaten auf dem Exerzierplatz schneebedeckter Berge.
    »Wo schaust du eigentlich hin, du Chauvi!«
    Die empörte Hildegard verschränkte ihre zart behaarten Arme vor der Brust.
    »Kühl hier.«
    »Du hättest dir ja was Wärmeres anziehen können, einen Lamahaarpullover.«
    »Du Depp.«
    »Manchmal reicht schon ein BH«, murmelte Cäci in Richtung der MIKEBOSSler. Diese nickten aus Sympathie, das Gegenteil bezeugten ihre feuchten, hypnotisierten Blicke.
    Hilde zischte in Richtung Cäci:
    »Du brauchst ganz bestimmt keinen. Für was auch, bei dir tuns auch zwei Fingerhütchen.«
    Die MIKEBOSSler kamen voll und ganz auf ihre Kosten, sie grinsten begeistert in meine Richtung. Butzi kicherte:
    »War ne tolle Idee, mal wieder hierher zu kommen.«
    »Was ists hier? Zu kühl? Soll ich noch ein paar Scheite auflegen, was meinst du, Danile?« Frieda, der nie etwas entging, schaute fragend in die Runde. Und ich ärgerte mich über die schwäbische Verkleinerungsform meines Namens.
    »Alles in Ordnung, Frieda.«
    Alle außer Hilde schüttelten den Kopf.
    »Was denkt ihr, wen hat der Mops vom Bürgermeister da im Ried gefunden?« Neugierig rückte Hilde wieder etwas näher.
    »Mops passt zum Thema«, bemerkte ich sachlich, nickte den MIKEBOSSlern zwinkernd zu und schielte auf Hildes Ausschnitt, »Gerüchten zufolge eine Frau.«
    Die MIKEBOSSler bekamen rote Köpfe und konnten das Lachen kaum mehr zurückhalten.
    Butzi wieherte: »Mops ist wirklich gut. Möpse ist besser.«
    Die MIKEBOSSler waren außer sich vor Freude. Hilde nicht. Sie drohte:
    »Das ist mir doch zu doof mit euch Chauvis, außer Möpsen habt ihr nichts im Kopf. Ich gehe jetzt nach Hause und ziehe mir einen BH an.«
    Augenblicklich war es still am Tisch.
    Flaschen-Gordon brach das Schweigen:
    »Hi Hilde, das war nicht so gemeint. Wenn ich neben einer Kneipe wohnen würde, dann würde ich mich auch so leger anziehen, da braucht man ja nichts drüber. Wird jemand vermisst, ich meine, hier aus der Gegend?«
    »Nicht, dass ich wüsste, wenn ich bei jedem Schüler, der fehlt, gleich eine Vermisstenanzeige …«
    Schlagartig kam mir der Gedanke, der schon einmal da war, dann aber vom zwielichtigen Freund namens Verdrängung in wenig benutzte Regionen meines Hirns geschickt wurde.
    »Alexandra, die Schwester vom Sergej, ihr wisst doch, von den Holds, den Russen, die unten im Hochhaus wohnen, die fehlt seit Anfang der Woche unentschuldigt. Und Sergej hat gemeint, die sei wahrscheinlich wieder in die Ukraine abgehauen.«
    »Die wohnt doch gar nicht mehr zu Hause, die hat doch im Stern bedient. Die wohnt doch in Saulgau.«
    Gesicht hatte mittlerweile auch begriffen und sein Gesicht sah wieder wie ein Gesicht aus:
    »Ach die, die Blonde, die sieht echt super aus, voll hübsch. Die hat doch in den Kneipen rumgekellnert.«
    Ich sprang auf, ich musste es dem blonden Kriminalfräulein erzählen. Sie saß mit ihrem elektronischen Notizblock im großen Schankraum und befragte rundum die Anwesenden.
    »Grüß Gott, Frau Hauptkommissarin, hätten Sie einen Augenblick Zeit?«
    »Für Sie immer, Herr Hauptlehrer.«
    »Guter Konter.«
    »Nerven Sie mich nicht, es macht keinen Spaß, all Ihre rustikalen Freunde zu befragen.«
    »Sie hätten ja Lehrerin werden können, aber da muss man halt schon etwas mehr auf dem Kasten haben … Außerdem sind die

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