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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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wenigsten meine Freunde.«
    »Herr Bönle, wollen Sie mir etwas mitteilen außer guten Ratschlägen, wie ich mein Leben hätte gestalten können?«
    »Alexandra fehlt.«
    Ich drehte mich abrupt um und setzte mich im Nebenraum wieder an meinen Platz. Die kühle Blonde folgte mir auf dem Fuße.
    »Darf ich mich setzen? Ah, Ihre Mopedfreunde sind auch hier. Wir kennen uns ja noch.«
    Sie begrüßte jeden mit Namen. Ich war erstaunt. Nicht nur die Figur stimmte bei ihr, auch das Gedächtnis schien in ausgezeichneter Form.
    Besonders herzlich begrüßte sie Cäci:
    »Das freut mich wirklich, Sie mal wieder zu sehen. Haben Sie sich gut erholt, das ist ja nun auch schon über ein Jahr her. Aber als angehende Psychologin haben Sie bestimmt die Möglichkeit, das Geschehene gut zu verarbeiten.«
    Erst jetzt ließ sie Cäcis Hand los.
    Ich musste heftig schlucken, als die Erinnerung an jenen Sommer wie die Hitze eines zu schnell geöffneten Backofens in mein Gehirn schwappte. Um dem kehligen, widerspenstigen Schlucken Sinn zu verleihen, griff ich schnell zum Bierglas – und vergaß mein altes Leiden. Immer wenn ich Kaltes zu schnell konsumiere, fährt mir ein kryokonservierter Blitz in die Hirnrinde, genau ins Schmerzzentrum. Der gefrorene Schmerz explodierte winzig klein in der Hirnrinde und breitete sich dann in oszillierenden Wellen im ganzen Steuerzentrum aus.
    »Aaaaah!«
    Mit schnellen Handbewegungen massierte ich meinen Schädel und verwurstelte mein dunkles, schulterlanges Haar.
    »Du lernst es wirklich nie. Und zum Friseur könntest du auch mal wieder.«
    Cäci schüttelte ihren Kopf in Zeitlupe und die Kommissarin meinte nur kühl und blond:
    »Sie werden auch immer empfindlicher, Herr Bönle. Ihr altes Leiden? Lassen Sie doch Ihr Bier stauchen, das machen die Herren dort drüben auch so.«
    Sie zeigte auf den Nenetisch. Um diesen saßen fünf Nene, alte Männer eben, die vermutlich Johannes Heesters’ Großeltern noch persönlich kannten, in fünf schwarzen, knöchellangen Breitcordhosen. Sie massierten mit einer Hand in rhythmischen Abständen ihre Schnurrbärte und hielten sich mit der anderen am lauwarmen Bierkrug fest.
    Ich ignorierte die ausfälligen Bemerkungen der beiden Damen, mein Leiden betreffend.
    Die streitbare Blonde nahm Platz. Der Abend schien richtig gut zu werden.
    »Können Sie mir die kryptischen Worte erklären: Alexandra fehlt.«
    »Ich versuche es, begreifen müssen Sie es selbst.«
    Die wohlgebaute Wasserstoffhaarige schaute zur schlanken Cäci, danach zur weißbrüstigen Hilde und formulierte in die bunte Runde:
    »Ich denke, die Männchen heute haben ein massives Problemchen mit emanzipierten Frauen, die ihre Frau im Beruf stehen. Aber Sie, Herrlein Bönle, Sie sind noch einige Stufen weiter. Wo Sie sich im Orbit des intellektuellen Machismos befinden, das ist selbst mir als Kommissarin ein großes Rätsel. Das wissen wahrscheinlich nicht einmal Sie selbst.«
    Mein Mund öffnete sich von allein, das war hervorragende, ironisierende Polizistenrhetorik. Ich wollte gerade zu einem fairen Lob ansetzen, da traf mich tief das kreissägende Lachen der dementen Hilde. Noch mehr traf mich, dass Cäci wegschaute, als ich zu ihr hinschaute, sie ihre Hand zum Mund führte, einen roten Kopf bekam und ihre Schultern rhythmisch zuckten. Nein, sie weinte nicht. Die MIKEBOSSler, meine vermeintliche Stütze, schauten auf den Boden oder zur Decke oder tranken als Übersprungshandlung einen zu eiligen Schluck vom Hopfentrunk. Wie auf einen geheimen Startschuss hin fingen alle an, laut zu lachen. Im Schankraum wurde dies falsch interpretiert.
    Der mittlerweile durch den Raum mäandernde Bürgermeister hatte überschwappende Wortwellen von sich gegeben:
    »… damals war nicht alles schlecht. Die Autobahnen sind heute noch ein Segen, keine Überfremdung wie heute, Schwarze, die unsere Kinder zu Drogen verführen … Und in der HJ, da gab es noch wahre Knabenfreundschaft.«
    Der schwarze Riedhagener Pfarrer Deodonatus Ngumbu aus Nairobi stand groß am Tresen, hielt einen Bierkrug in seiner starken Hand und lächelte süffisant. Und eben in diesem Augenblick wurde die stürmende Rede des alkoholgetränkten Bürgermeisters durch unser Lachen gestört. Er fühlte sich beleidigt und bellte in unsere Richtung:
    »Euch wird das Lachen schon noch vergehen, mit euren Ami-Motorrädern und Ami-Frisuren und eurer Ami-Musik. Nicht alles, was vom Ami kommt, ist gut! Man kann es auch mit der Freiheit übertreiben. Aber

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