Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
bequem.
»Steht das Angebot noch mit der Kippe?«
»Klar, nimm dir eine.«
Zitternd griffen sich die mageren Hände einen der gedrehten Tabakstängel. Sie gab ihm Feuer. Er lächelte ein sympathisches Lächeln.
»Einen Schluck dazu?« Fragend blickte sie ihn an.
Sie holte aus ihrem Rucksack die Literflasche mit dem Klaren und lächelte den Fremden an. Sie streckte ihm die kühle Flasche entgegen. Hektisch winkte er mit beiden Händen ab und stotterte:
»Ich heiße übrigens Hans.«
»Kannst du ja nichts dafür«, lachte sie ihr glockenhellstes Lachen und warf den Kopf weit in den Nacken.
Er beteiligte sich gackernd an ihrer Fröhlichkeit.
»Ich heiße Luna«, log sie.
»Luna, der Mond«, überdreht kicherte Hans, schaute nach oben und beschrieb mit seinen Händen einen zittrigen Kreis, die Kippe zwischen seinen Fingern einen rot leuchtenden Halbkreis, »Luna, wie romantisch.«
Sie nahm einen Schluck aus der Flasche, gab ein auffälliges Aahh von sich, fuhr sich mit der Zunge über die vollen Lippen und grinste:
»Das tut gut. Wärmt richtig.«
Sie fuhr sich mit der rechten Hand kräftig über den Bauch, damit sich ihre großen Brüste besser unter dem karierten Stoff ihres Hemdes abzeichneten. Zwei obere Knöpfe hatte sie vorhin schon geöffnet, als sie hinter ihm herging.
Sie hatte das Prinzip Mann schon lange begriffen und dieser Mann, dieses Männchen schien dieses Prinzip sogar erfunden zu haben.
Sie nahm noch einen winzigen Schluck, den sie raffiniert größer erscheinen ließ, grinste Hans frech an, drehte wie gedankenverloren die Flasche zu und steckte sie langsam wieder zurück in den Rucksack. Hans’ Blick flackerte zwischen den Augen der Frau, die sich Luna nannte, und der Flasche hin und her. Die Flasche gewann.
»Trinkt man jetzt allein?«
»Ich frage niemals zweimal.«
Mit dem Absatz seiner ausgelatschten Turnschuhe schob er seine Aldi-Tüte mit der Bierflasche unauffällig ins Gestrüpp. Er wusste ja, wo er sie wiederfinden konnte.
»Du kannst mich aber auch gern in eine Kneipe einladen. Dann müssen wir nicht aus der Flasche trinken.«
Erschrocken lehnte Hans ab:
»Das geht nicht, ich muss dir was erzählen.«
Sie wusste ungefähr, was nun kam. Es waren immer ähnliche Geschichten, die Männer erzählen. Hans monologisierte, dass er hier nur auf Therapie sei, dass an allem seine Ex schuld sei und dass er danach wieder in seinem Beruf arbeiten würde. Er sei erst seit drei Tagen hier, und keiner könne nun erwarten, dass man sofort clean sei. Außerdem ginge man ja nicht umsonst in eine der besten Anstalten, um alles allein machen zu müssen. Die hätten nämlich auch eine Verantwortung ihm gegenüber, zumal die Rückfallquote hier ziemlich gering sei. Über 50 Prozent blieben sauber danach. Die hätten einen guten Ruf zu verlieren, er nicht, also würden die schon nach ihm schauen. Und so ein kleiner Ausrutscher zu Beginn, das könne man ihm bestimmt nicht übel nehmen.
Er erzählte Frau Luna unter Tränen des Selbstmitleides dann noch seine ganz persönliche Lebensgeschichte. Die Geschichte von seiner bösen Mutter, dem früh gestorbenen Vater und den geizigen Geschwistern – und noch viel mehr. Jeden längeren Absatz belohnte er mit einem gierigen Schluck aus der Flasche. Bis sie eingriff.
»Das reicht«, sagte sie und wackelte scherzend mit dem Zeigefinger.
Sie hatte schon mit vielen Männern zusammengelebt. Und einige davon waren Gastronomen, bei denen sie dann für ihre Arbeit als Bedienung umsonst wohnen konnte. Sie wusste, wann ein Mann zu viel hatte, und Hans stand kurz davor.
Sie erhob sich langsam vom Baumstumpf, ging bedächtig auf ihn zu und beugte sich zu ihm hinunter. Sie verschloss ihre Hände in seinem Nacken. Er schaute wie ein beleidigter Hush Puppie zu ihr hoch und ließ seine zittrige Hand über die rechte Außenseite ihres Schenkels über die Zwischenstation Bauch unter der Kleidung zu ihren Brüsten wandern.
Sie hatte ihn. Frau Luna lächelte. Es gibt nichts Einfacheres als Männer.
Hans bearbeitete mittlerweile mit beiden Händen Frau Lunas üppige Brüste. Als er anfing, ihr Hemd aufzuknöpfen, führte sie sanft seine forschen Finger weg.
»Du, das wäre sooo schön«, flötete sie »aber das geht nicht, mittlerweile ist es dunkel, und ich muss noch nach Ravensburg.«
Entsetzt schaute Hans sie an. Schon lange hatte er keine Frau mehr wie Luna gehabt. Sie konnte so schön zuhören und sie hatte auch kapiert, wie er schuldlos zum Drogenabhängigen
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