Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
seine dunkle Pranke. Es sah aus, als säße ein heller Schmetterling auf einem Kuhfladen.
»Deo, fang einfach von vorn an. Du weißt, dass du uns alles sagen kannst.«
Deo wand sich, um eine passende Formulierung zu finden.
»Ja, ich weiß, ihr seid meina besta Freunde hia. Aba ich bin auch Pfarra und da hat man ganz besondara Recht, aba auch besondara Pflicht. Ich haba da Recht Sünda zu vergeba, aba ich haba auch da Schweigapflicht.«
Cäci fragte: »Deo, was willst du uns sagen? Hat es etwas mit dem zu tun, was hier gerade im Dorf abgeht?«
»Ja, aba wenn ich etwas saga, dann haba ich meina Gelübda gebrocha. Das heiliga Beichtageheimnis.«
Cäci schaute mich fassungslos an. Ich kratzte mich verdutzt am Kopf und forschte nach:
»Heißt das, bei dir hat jemand seine Sünden gebeichtet und du weißt nun etwas, was besser die Polizei wissen sollte? Du weißt, wer der Mörder von Alexandra ist? Hat das jemand gebeichtet?«
»Nein, das nicht, niemand hat da Mord gebeichtat, aba wenn ich nichts saga, dann kann vielleicht noch jemand sterba. Eina unschuldiga Person. Aber ich darf nicht vonna Beichta erzähla, sonst bin ich kein Pfarra mehr. Das ist eina von da größta Sünda von eina Pfarra, wenn a da Beichtageheimnis verletzt.«
»Ja wir habens begriffen, Deo! Und wenn du uns dein Geheimnis nicht erzählst, sondern zeichnest?«
»Dani, lass da blöda Scherza, du hast auch Theologia studiert, du weißt, dass ma da Beichtageheimnis nia verletza darf, nia.«
»Entschuldigung, Deo, gibt es die Möglichkeit, dass du uns einen Hinweis gibst, ohne das Beichtgeheimnis zu brechen?«
»Das großa Problem bei da Sache, selba weiß ich viel zu wenig. Und ich werda keina Nama saga. Bitta, ihr beida, meina Freunda, bitte erzählt keina Mensch auf da ganza Welt, was ich jetzt euch saga.«
Deodonatus Ngumbu kramte aus der Weite seiner umfangreichen Soutane eine miniaturisierte Ausgabe des Neuen Testamentes. Wir mussten beide unsere rechte Hand darauf legen und bei Gott schwören, dass wir vom Gespräch nie etwas erzählen würden.
Dann fing er mit leiser Stimme an:
»Bei mia war Person bei heiliga Beichta, wollta da Vergebung von da Sünda und hat von eina Frau erzählt, die wega diesa Sünde in Gefahr ist. Die Person hat aba nicht gesagt, welcha Frau das ist. Sie hat aba gesagt in welcha Gefahr, und das ist ganz schrecklich, drum bin ich jetzt gleich zu euch komma.«
»Du weißt also nicht, wer in Gefahr ist, sondern nur, in welcher Gefahr jemand steckt. Weißt du auch, wo das ist?«
»Ja, so ungefähr. Ich kann nur saga, irgendjemand ist im Ried in großa Gefahr, irgendjemand, der verschwunda ist.«
»Und was ist das für eine Gefahr?«
»Dass da Person bald stirbt.«
»Also lass mich zusammenfassen: Bei dir hat jemand gebeichtet, eine Person ist im Ried und wird, wenn keine Hilfe kommt, sterben. Mehr weißt du auch nicht?«
»Nein, aba ich haba da Beichtageheimnis gebrocha oda wie siehst du das, Dani?«
Ohne es besser zu wissen, beruhigte ich den völlig verstörten Geistlichen:
»So ein Quatsch, ich habe doch auch Theologie studiert, da hast du nie und nimmer nicht das Beichtgeheimnis verletzt. Du hast doch keinen Namen erwähnt und alles andere ist so vage …«
»Danka, ihr seid meina besta Freunde hia. Aba versprecht mir, dass ihr was untanehmt, um die Person zu finda, die in großa Gefahr schwebt. Ich helfa euch gern, wenn ihr Hilfa braucht, du hast meina Handynumma.«
Dann stand er ohne Abschiedsgruß auf und verließ die Gastwirtschaft. Er hatte nicht einen Schluck seines Bieres getrunken. Das war noch nie vorgekommen.
Und wir standen da mit einem Rätsel, zu dessen Lösung uns die Frau Kommissarin ein Puzzlestückchen hinterlassen hatte. Nur welches? Cäci hatte es als Erste wieder in Erinnerung.
»Hilde! Die Kommissarin hatte doch erwähnt, dass sie Hilde nicht erreicht.«
33 Riedtränen
Die Klagelieder
2:18 Schrei laut zum Herrn, stöhne, Tochter Zion! Wie einen Bach lass fließen die Tränen Tag und Nacht! Niemals gewähre dir Ruhe, nie lass dein Auge rasten!
Abends hatte Herrmann Zeit. Nachdem niemand wusste, wo Hilde war, hatte Cäci unzählige Male telefonisch und haustürklingelnderweise versucht, die Gesuchte zu finden.
Dann stieg der von uns angeforderte Herrmann fluchend aus seinem schneidigen, metallicgrünen Opel Ascona. Ruckzuck war die Kellertür mit einem gebogenen Draht geöffnet. Herrmann schien mit seiner Leistung jedoch unzufrieden:
»So ein Scheißdreck, Scheiß
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