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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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ungünstigen Augenblick düdelte mein Handy seine infantile Melodie. Es war Christof, mein verbeamteter Freund und Aushilfskellner aus Saulgau. Er war in heiterster Stimmung.
    »Christof hier, hi, Dani. Es klappt!«
    »Was klappt?«
    »Das mit dem Behindertenfahrzeug, den Traktor als behindertengerechtes Fahrzeug anzumelden und dann …«
    Ich warf einen Blick zur blonden Salzsäule, deren dunkle Pupillen nicht von meinen verkrampften Lippen abließen. Ihre Ohren schienen in Richtung meines Handys länger und spitzer zu werden.
    »Christof, ist lieb von dir, aber das Projekt canceln wir. Später mehr dazu, tschüß«, flüsterte ich gepresst.
    Die Kommissarin stand immer noch da.
    »Probleme? Ade, einen stressfreien Ferientag wünsche ich Ihnen noch. Und ich werde mich erkundigen … betreffs Schweigepflicht und schülerzentrierter Supervision.«
    Sie drohte mir tatsächlich mit ihrem gut aussehenden Zeigefinger. Der rote Nagellack brannte wie Chilipaste in meinen Augen.
    Sie gab Cäci freundlich die feingliedrige Hand. Mich ignorierte sie. Ich streckte meine Beine aus, damit sie es schwerer hatte, an mir vorbei zu kommen.
    »Oh, Sie tragen immer noch Schlange am Fuß?«, provozierte sie mich.
    Sie stakste über meine herrlichen Sendra-Stiefel. Ich rief ihr nach:
    »Das macht einen schlanken Fuß, ich kann Sie Ihnen auch mal ausleihen. Auch das Tier passt zu Ihnen.«
    Die attraktive Fliehende gab ein Wort von sich, das sich wie Barschdocht anhörte. Ich konnte dieses Wort im derzeitigen Kontext nicht einordnen, vermutlich war es doch wieder Fäkalsprache, zu deren Verwendung sie sich in meiner Gegenwart häufig genötigt fühlte. Ich empfinde es immer wieder als äußerst abstoßend, wenn ein schöner, wohl geschwungener Frauenmund so ordinäre Worte redet.
    Ein Frauenmund repräsentiert ja im eigentlichsten Sinne das weibliche Prinzip. Er ist schön, er ist weich, er rundet in harmonischen Schwüngen und vermag es doch in ständiger, ja manchmal schier unaufhörlicher mitteilender Besorgnis zu sein – vor allem in der Präsenz eines Telefons. Dieser Frauenmund scheint wie geschaffen, Kinder und Mann mit seiner Weichheit zu liebkosen und tröstend zu umsorgen. Er scheint wahrlich dazu geschaffen, mit der Vielfalt seiner Sinnesknospen vom Gatten geliebte Speisen harmonisch in ihrer Süße, ihrer Schärfe, ihrer Bitterkeit, ihrer Salzigkeit und sogar nach wohlgefälliger Temperatur abzustimmen. Wenn diese Lippen böse Worte verlassen, dann ist es eben nicht so, wie wenn Herrmann Scheiße sagt – eben nicht.
    In der Tür stieß die helle Schlanke mit etwas schwarzem Kräftigen zusammen – mit unserem Pfarrer Deodonatus Ngumbu.

30 Messerarbeit
    Das Buch Ezechiel
    21:15 Zum Schlachten, zum Schlachten ist es geschärft; um wie ein Blitz zu leuchten, ist es poliert.
     
    Sie war froh, dass sie bei Hans in Wilhelmsdorf untergekommen war. In der Mittagspause hatte er sie nach Riedhagen gefahren, seine Luna. Während der kurzen Fahrt mit seinem Renault hatte er ständig seine rechte Hand auf ihrem linken Oberschenkel. Mit einem Kuss versprach sie ihm, abends wieder am Hintereingang zu sein. Er war auch nicht misstrauisch geworden, als sie an der Kreuzung zur Riedallee aussteigen wollte, um die restlichen Kilometer zu laufen. Wie immer schlich sie sich durch das Ried an.
    Riedhagen und die nächste Umgebung waren ein belebtes Pflaster geworden, überall parkten Autos mit fremden Kennzeichen. Immer wieder flitzten Fahrzeuge der Polizei durch die Landschaft oder parkten an allen möglichen Stellen. Früher hatte sie sich rasch versteckt, nun konnte sie sich, wie jeder andere Gaffer, unbehelligt in der Öffentlichkeit zeigen. Fremde fielen in diesen Tagen in Riedhagen nicht auf. Trotzdem war äußerste Vorsicht geboten, und sie nahm sicherheitshalber den Weg durchs Feuchtgebiet zum Fränkel-Hof. Auch vor dem Pärchen mit dem roten Auto, das sie im Ried überrascht hatte, musste sie auf der Hut sein. Die schienen ihre neugierigen Nasen in alles zu stecken, vor allem der Mann. Vor dem musste sie sich ganz besonders in Acht nehmen.
    Der Fränkel-Hof lag ruhig da, als sie sich im Schutze von Hecken und Sträuchern anschlich. Herr und Frau Fränkel hatten an zwei Leitern eine Sau kopfüber aufgehängt, sodass die hinteren Beine gespreizt waren. Die Zitzen wirkten wie eine doppelläufige Knopfleiste. Das Schwein war schon im großen Bottich mit heißem Wasser geschabt worden. Auch die restlichen Borsten hatte der Bauer schon

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