Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
Sicherheitsschlösser, früher ging das einfacher. Die Rechnung bitte in Naturalien bezahlen: fünf Bier bei Frieda!«
Dann ließ er Cäci und mich zurück.
Wir durchsuchten Hildes Wohnung, fanden die Verschwundene aber nirgends. Wir schlussfolgerten wegen des Tellers mit den stinkenden Speiseresten, dass Hilde wahrscheinlich in Gefahr war und die Beichte einen ernsten Hintergrund hatte.
»Sollen wir die Kommissarin verständigen?«, fragte ich unsicher Cäci.
»Das müssen wir!«
»Die will aber ganz bestimmt wissen, woher wir wissen, dass Hilde in Gefahr ist. Wir dürfen aber Deo nicht ins Spiel bringen.«
»Sollen wir uns allein auf die Suche machen?«
»Das ganze Ried durchsuchen, du hast wohl einen Vogel!«
Cäci wirkte verzweifelt. Sie schaute mich aus moorigen Augen an und fing plötzlich an zu weinen. Ich umarmte sie. Warme, riedwässerige Tränen liefen an meinem Hals hinunter. Sie schniefte:
»Das wird mir alles langsam zu viel. Zwei Leichen im Ried, Tobi will sich erhängen, ein Russe verschwindet spurlos, wir sind lebende Geister und nun fehlt auch noch Hilde. Ich habe ein schlechtes Gefühl und ein schlechtes Gewissen. Wir müssen das der Kommissarin melden.«
Und so setzte ich mich fernmündlich mit der Kommissarin in Verbindung.
»Ich fasse zusammen: Sie sind bei Frau Knaus vorbei, weil sie aufgrund meiner Aussage von heute Mittag, dass ich sie nicht erreiche, davon ausgegangen sind, dass irgendetwas nicht stimmt. Herr Bönle, was läuft da schon wieder? Wissen Sie etwas, das besser ich wissen müsste?«
Ich nickte vorsichtig und demütig zur strammen Blonden. Sie war in schnellen zehn Minuten bei Hildes Haus gewesen, da sie in der Riedwirtschaft zu tun gehabt hatte.
»Dann haben Sie gesehen, dass die Kellertür einen Spalt breit offen stand. Sie sind beide in Frau Knaus’ Wohnung eingedrungen und haben den Teller entdeckt. So weit alles richtig? Und nun denken Sie, nur weil Frau Knaus nicht abgespült hat, ihr könnte etwas zugestoßen sein?«
»Nein, nicht nur deshalb. Wir haben einen Hinweis bekommen.«
»Aha«, tat die blonde Wohlgeformte besserwisserisch, »einen Hinweis, und was für einen Hinweis, wenn man fragen darf? Oder ist das wieder Schweigepflicht?«
»Nein, es war ein anonymer Anruf«, log ich, um die Sache nicht noch mehr zu verkomplizieren.
»Wie bitte?«
»Ein anonymer Anruf. A-no-nym, Sie wissen, vom Lateinischen, das bedeutet so viel wie ohne Namen oder einfach unbekannt.«
»Herr Bönle, was sagte die Person? Der Begriff sa-gen ist Ihnen ja bekannt?«
»Er war ganz kurz, der Anruf. Die Person sagte: Es fehlt jemand, und wenn man sich nicht beeilt, stirbt die Person im Ried.«
»War es eine Frau oder ein Mann, am Telefon?«
»Das konnte ich nicht sehen.«
»Herr Bönle, wenn Sie bitte aufs Revier mitkommen wollen, um Ihre Aussagen zu machen?«
»Es war eine Männerstimme.«
»Na gut, Herr Bönle. Frau Maier, können Sie das bestätigen?«
Cäci nickte, sie war bleich und meinte:
»So hat es mir Dani erzählt, und warum sollte es nicht so sein? Vielleicht ist das ja auch die Erklärung für die Schreie, die man immer wieder hörte?«
»Sie meinen das Riedweib. Dieser Affenzirkus, dass da … und ich sage Ihnen, Herr Bönle, wenn Sie da Mitregisseur sind bei dieser Ried-Horror-Picture-Show … Ich reiße Ihnen Ihren knackigen Hintern bis zum Genick auf!«
»Nein! Nur die Schreie, vielleicht sind die authentisch? Warum haben so viele etwas gehört? Und das andere, die Erscheinungen sind vielleicht nur inszeniert.«
Betroffen schaute mich Cäci an, in ihren Augen bildete sich ein riediges Pfützchen, das links- und rechtswangig überlief. Alles wurde komplizierter.
34 Waffengericht
Das Buch Ijob
19:29 dann bangt für euch selbst vor dem Schwert; denn heftiger Zorn verdient das Schwert, damit ihr wisst: Es gibt ein Gericht.
Sergej hatte sich die Waffe in Stuttgart besorgt, wo er die letzten Tage bei einer Bekannten verbrachte. Die Pistole stammte aus dem Bohnenviertel, dessen vegetarischer Name auf die ehemals armen Bewohner zurückgeht, die als sparsame Schwaben in ihren Gärten Bohnen anpflanzten. Beim Charlottenplatz, in einer kleinen Seitengasse der Olgastraße, besuchte er seinen Freund Viktor, denn dieser war ihm noch einen Gefallen schuldig. Von ihm bekam er die 12-schüssige Makarov PMM 9mm, die im geladenen Zustand mit über 800 Gramm kühl und schwer in der Hand lag. Auf dem brünierten Lauf stand Made in Russia.
Nun lehnte Sergej mit
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