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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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abgeflammt. Das Schlachtopfer leuchtete unnatürlich weiß in der Herbstsonne. Frau Fränkel brachte in Eimern das vorhin aufgefangene Blut in die Küche. Die Oma machte daraus Blut- und Schwarzwürste. Nun öffnete Fränkel, der eine weiße Gummischürze trug, mit einem scharfen Messer die Sau vom Schwanz her bis fast zur Kehle. Bläulich-weiß gefaltet quollen ihm die Eingeweide entgegen. Er entnahm mit einem geübten Schnitt die Saublase, die Luftballongröße hatte. Das am Stahl geschärfte Messer blitzte in der Sonne. Er entleerte den Urin aus der Schweineblase und legte sie beiseite. Die Fasnetsnarren würden ihm die Saublater, die sie getrocknet an Stecken trugen und damit bei Umzügen auf die Köpfe der Zuschauer eindroschen, gern abkaufen.
    Fasziniert beobachtete sie aus ihrem dichten Versteck den routinierten Ablauf des Schlachtens. Frau Fränkel war in ihrer verwaschenen Kittelschürze mit den dunklen Flecken wieder zu ihrem Mann gekommen. Schweigend verrichtete jeder der beiden seine Arbeit. Sie waren ein eingespieltes Team.
    Dann fing Fränkel aus heiterem Himmel an zu schimpfen:
    »Jetzt muss der abhauen, wo noch so viel Arbeit auf dem Hof ist. Wir müssen noch die Jagdwürste und die Dosenwürste machen und der macht sich aus dem Staub. Ich hab ihm doch gesagt, dass ich ihn in den nächsten Tagen brauch. Die Jagdwürste müssen heute noch in die Räucherkammer.«
    Seine Frau arbeitete mit geschickten Händen weiter und schaute nicht zu ihm auf, als sie antwortete:
    »Du brauchst dich nicht zu wundern, dass er weg ist, du hast ja nur mit ihm geschimpft. Nichts an ihm passt dir. Außerdem hat er Ferien.«
    »Schwätz keinen so einen Scheißdreck, wir können nur über die Runden kommen, wenn alle zusammen helfen. Ferien, Ferien, wann haben wir mal Ferien gehabt?«
    »Vielleicht hättest du einfach ein bisschen freundlicher zu ihm sein sollen, dann wäre er nicht abgehauen.«
    Fränkel fuchtelte mit dem Metzgermesser in Richtung seiner Frau und fluchte:
    »Heilandzack, an allem soll wieder ich schuld sein. Der sitzt bestimmt im Ochsen oder springt wie das ganze Dorf hinter dem Scheiß Riedweib her. Der Kerl ist vermutlich von der Russin versaut worden, die hat ihm wahrscheinlich die Flausen in den Kopf gesetzt. Fachhochschulreife, Fotografenmeister, eigenes Studio! Wir Fränkels waren schon immer Bauern oder Metzger, ich habe auch keine Fachhochschulreife. Der kommt schon wieder. Bring das zur Oma, fürs Kesselfleisch! Und bring ihr den Majoran fürs Jagdwurstbrät! An der Jagdwurst, an der ist gut verdient.«
    Frau Fränkel packte schweigend die Kunststoffwanne mit dem fleischigen Inhalt und wollte zur Küche.
    »Halt, nimm noch die Leber mit, sag der Oma, die soll gleich in die Gefriere. Die frische Leberwurst im Darm machen wir halt morgen.«
    Die Fränkels verwursteten in ihrer Küche noch bis in den späten Abend hinein ihre Sau. Sie ahnten nicht, dass all ihr Tun neugierig beobachtet wurde.
    Hans in der Klinik konnte auf seine Luna warten, er würde sich, je später sie kam, umso mehr freuen, dass sie überhaupt kam. Sie kannte die Männer.

31 Todgedanken!
    Die Psalmen
    49:15 Der Tod führt sie auf seine Weide wie Schafe, sie stürzen hinab zur Unterwelt. Geradewegs sinken sie hinab in das Grab; ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnstatt.
     
    Hilde wirkte apathisch. Es war der fünfte Tag in diesem Loch und das Wasser stieg immer noch langsam an. Sie schätzte, dass es ungefähr zehn Zentimeter am Tag waren. Wenn sie nicht vorher schon starb, könnte sie vielleicht noch fünf Tage leben, bis sie endgültig im braunen Wasser ertrank.
    Hilde hatte mit den bloßen Händen einen beachtlichen schmalen Gang unter dem Gitter gegraben, doch um das Ende der Gitterabdeckung zu erreichen, würde sie vermutlich noch einige Tage brauchen. Die Fingerspitzen waren blutig, die Fingernägel waren abgebrochen und fehlten an zwei Fingern gänzlich. Die Kraft war aus ihr gewichen. Winselnd weinte sie, die Töne hatten nichts Menschliches mehr. Mittlerweile reichte ihr das Wasser bis zur Hüfte. Sie fror jämmerlich, und lange würde sie es in dieser nassen Mulde nicht mehr aushalten, dann würde dies ihr Grab sein.
    Wenn eine kurze Bewusstlosigkeit ihren Körper und ihre Sinne lähmte, dann wäre dies auch ihr Tod. Sie würde dann einfach in ihrem nassen Grab ertrinken. Sie hatte sich noch nie ernsthafte Gedanken über ihren Tod gemacht. Aber hier in diesem Wasserloch, mitten im Ried, wollte sie nicht

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