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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Infantilen wieherten noch lauter.
    Ich widmete mich wieder Cäci und der fidelen Lehrerfamilie. Mittlerweile hatten wir den Einsatz der Wette auf fünf Flaschen Bier erhöht. Cäci unterhielt sich prächtig mit der scharf Toupierten und nannte sie Gabi. Sie tauschten Kochrezepte aus. Mich schauderte. Die Kinder waren zur Schaukel hin verschwunden, damit sie sofort vom Auftauchen des Riedweibles berichten konnten. Siegessicher setzte ich den Wetteinsatz um eine weitere Flasche hoch. Steinecke, mittlerweile durfte ich ihn Sigbert nennen, schlug ein. Sechs Flaschen!
    Ich muss zugeben, dass ich nicht mehr ganz nüchtern war, als der Schrei das auf und ab wogende Gemurmel und Gelächter im Garten übertönte.
    »Da ist sie!«
    »Und da auch!«
    Innerhalb von Sekunden drängten sich Alt und Jung an der Ligusterhecke. In der zweiten Reihe wurden Bierbänke aufgestellt, um über der ersten Reihe stehen zu können. Im Hof wurden Motoren gestartet, die Autos jagten hinunter zum Ried. Einige der Journalisten und Geisterjäger stolperten mit ihren Ausrüstungen Friedas Obstwiese hinunter, bis sie in ihren dunklen Outdoorkleidungen im Mondlicht nur noch schemenhaft zu erkennen waren. Und ich hatte sechs Flaschen Bier verloren!
    Cäci und ich standen auf einem Biertisch und verfolgten fassungslos das Treiben im Ried.
    »Es sind zwei Riedweible«, schrie ein aufgeregtes Kind mit sich überschlagender Stimme.
    »Ja, zwei, und das eine ist schwanger.«
    Das Bild, das sich der staunenden Menge bot, war absurd. Unten im Ried, jenseits des Tümpels, geisterten zwei Figuren scheinbar planlos hin und her. Wenn es ruhig war, vernahm man vom Ried her ein hohles Huuuuhuuu.
    Die beiden hell Gekleideten sahen tatsächlich wie eine langgezogene und eine schwangere, abgeschnittene Version des Riedweibles aus. Sie trugen über dem weißen, flatternden Gewand eine knappe dunkle Weste, die schwarzen, langen Haare waren in der geisterhaft schummrigen Mondbeleuchtung deutlich zu erkennen.
    »Die eine sieht viel größer aus als das letzte Mal.«
    »Und die andere viel kleiner.«
    Der stark alkoholisierte Maier-Bauer senior vom Nene-Stammtisch fuhr sich durch seinen stattlichen Bart und murmelte schwankend und unheilschwanger vor sich hin:
    »Und das vermehrt sich jetzt auch noch, das Böse, es hat nie kein Ende nicht mit dem Bösen. Jetzt ist das Ripp auch noch schwanger! So kommt das Böse nie aus der Welt. Nie nicht!«
    Er schüttelte ungläubig den Kopf und lallte zu seinem Nachbarn:
    »Warum solls bei den Geistern nicht sein wie bei den Menschen auch?«
    Im Ried tanzten mittlerweile zwei Riedweiblein Hand in Hand einen einfältigen Reigen. Die große Schlanke schien die kleine Schwangere zu führen.
    Diese unverwechselbaren Physiognomien erkannte ich auf 1.000 Meter:
    Der lange Flaschen-Gordon und der untersetzte Butzi mit seiner Hefe-hell-Schwangerschaft vollführten den irren Reigen. Sie mussten die Klamotten im Keller entdeckt haben. Die Idioten!
     
    Die beiden Enthemmten hielten sich an den Händen und tanzten auf dem weichen Boden wild im Kreis herum. Sie warfen und schüttelten die Köpfe, dass das schwarze Perückenhaar nur so flog. Sie lachten völlig überdreht, als das Blitzlichtgewitter jenseits des dunklen Wassers ihr Tanzkränzchen zwischen den Nebelfetzen wie mit einem Stroboskop beleuchtete. Flaschen-Gordon zog die markante Schladerer-Flasche mit dem edlen Williams-Christ-Birne-Brand aus der Weite seines Kleides.
    »Prost!«
    Butzi löste sich von Flaschen-Gordon und tanzte in der Art eines Derwischs ein ansehnliches, elegantes Solo mit dem radartig abstehenden Beinkleid durchs Ried. Flaschen-Gordon röhrte grölend und hüpfend ein Lied in Butzis Richtung:
    »Es tanzt ein Bierbauch-Butzi-Mann in unserm Ried herum, fidelbumm, es tanzt ein Bierbauch-Butzi-Mann im dunklen Ried herum. Er rüttelt sich, er beeeesäuft sich, er wirft sein Säcklein hinter sich. Es tanzt ein Bierbauch-Butzi-Depp in unserm Riiiied herum!«
    Er nahm lachend einen kräftigen Schluck und reichte die Flasche Butzi, dem Ried-John-Travolta.
    Die Flaschen mit dem berauschenden Inhalt hatten sie in Friedas Lager entdeckt. Danach die Kleider. Dann ging alles sehr schnell – und unüberlegt.
     
    Sie hörten das Bellen und Heulen der Hunde, die von ihren Besitzern seit dem mysteriösen Teufelszeichen auf Rackos Pelz nicht mehr von der Leine gelassen wurden. Flaschen-Gordon und Butzi wähnten sich sicher. Sie liefen noch einmal am Tümpel auf und ab, streckten

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